"Unwort des Jahres" 2022 ist "Klimaterroristen"

    Zwei Klimaaktivisten versuchen sich auf einer Straße festzukleben.
    Zwei Klimaaktivisten nehmen in München an einer Protestaktion der Gruppe "Letzte Generation" teil. © picture alliance / dpa / Peter Kneffel
    10.01.2023
    Das "Unwort des Jahres" 2022 lautet "Klimaterroristen" Das teilte eine Jury aus Sprachexpertinnen und -experten im hessischen Marburg mit. Der Ausdruck sei im öffentlichen Diskurs benutzt worden, um Aktivisten und deren Proteste für mehr Klimaschutz zu diskreditieren, hieß es zur Begründung. Die Verwendung des Begriffs wird kritisiert, weil Klimaaktivisten mit Terroristen gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert werden. Durch die Gleichsetzung des klimaaktivistischen Protests mit Terrorismus würden gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt. Die Klimaschutz-Aktivistin Luisa Neubauer von "Fridays for Future" sagte gegenüber Deutschlandfunk Kultur, dass die Wahl passend und zeitgemäß sei. "Hier werden Menschen, die sich für den Schutz des Klimas und der Lebensgrundlagen einsetzen, bewusst und strategisch kriminalisiert. Und die Wahl des Unworts sollte allen Beteiligten sehr zu denken geben, wie sie über klimabewegte Menschen sprechen und über diejenigen, die die Klimagefahren eigentlich verursachen." Die seit 1991 stattfindende "Unwort"-Wahl soll auf einen unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen und so für einen bedachten Umgang mit Begriffen sensibilisieren. Auf Platz zwei landete der Bergiff "Sozialtourismus", der 2013 bereits "Unwort des Jahres" war, vor dem Ausdruck "defensive Architektur". Dabei handele es sich um eine militaristische Metapher, die verwendet werde, um eine Bauweise zu bezeichnen, die sich gegen bestimmte, wehrlose Personengruppen (zumeist Menschen ohne festen Wohnsitz) im öffentlichen Raum richte und deren Verweilen an einem Ort als unerwünscht betrachtet. Die Jury kritisiert die irreführende euphemistische Bezeichnung einer menschenverachtenden Bauweise, die gezielt marginalisierte Gruppen aus dem öffentlichen Raum verbannen wolle. Bei Unwort-Aktion werden seit 1991 nach Auffassung der Fachleute unmenschliche oder unangemessene Begriffe ausgewählt, die gegen das Prinzip der Menschenwürde verstoßen, in irreführender Weise etwas Negatives beschönigen oder diskriminieren.