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Konferenz der Droiden

Mobilität.- Googles mobiles Betriebssystem Android hat sich seit seiner Vorstellung vor etwa drei Jahren rasant verbreitet. Entsprechend gut war auch die Stimmung beim Droidcon-Kongress in Berlin. Dort traf sich in dieser Woche die internationale Android-Entwicklergemeinde.

Von Tarik Ahmia | 26.03.2011
    Honeycomb – Honigwabe - so nennt Google die erste Tablet-Variante seines mobilen Betriebsystems Android – und Honeycomb sorgte unter den vielen Vorträgen auf dem zweitägigen Droidcon-Kongress in Berlin mit Abstand für das größte Publikumsinteresse. Dabei gibt es in Deutschland bislang nicht einmal Geräte mit der auch als "Android 3.0" vermarkteten Version zu kaufen. Immerhin hatten einige Hersteller ihre ersten Honeycomb-Geräte zum Ausprobieren mit dabei.

    Motorola und Samsung präsentierten in Berlin die ersten 10-Zoll-Tablets mit Honeycomb. Deren Benutzeroberfläche wurde nun statt für kleine Handybildschirme erstmals für große Tablets optimiert. Mit der neuen Android-Version sei eine wichtige Voraussetzung erfüllt, damit die Linux-basiert ePlattform nun auch mit Apples iPad konkurrieren könne, sagt der Android-Entwickler Lars Vogel.

    "Android ist hier sicher ein Aufholkandidat. Wenn ich mir jetzt hier auf der Konferenz die Geräte anschaue, dann bin ich schon sehr beeindruckt von den neun Bedienungskonzepten, die Honeycomb hier einführt."

    Das große Interesse an Honeycomb hat das im dritten Jahr stattfindende Entwicklertreffen auch keineswegs dominiert. Dazu war das Kongressprogramm mit mehr als 30 Vorträgen und einem vorgeschalteten Tag nur mit praktischen Workshops zu vielfältig. Darin ging es um so unterschiedliche Themen wie die 3D-Programmierung, um Anwendungen für Cloud-Computing oder die (bislang noch mäßigen) Aussichten, Geld mit eigenen Apps zu verdienen. Mehr als 600 Android-Entwickler haben daran teilgenommen – 50 Prozent mehr als im Vorjahr.

    Dass Android gut drei Jahre nach seiner Markteinführung nun erwachsen wird, spiegelte auch die Präsenz großer Konzerne auf der Droidcon wie etwa von Cisco, Sony oder der Deutschen Telekom wider. Ihre Anwesenheit zeigt, dass Android mittlerweile weit über das Enthusiasten-Milieu hinausgeht. Android-Entwickler Stefan Selz.

    "Android wurde schon immer so gehandelt als das, was irgendwann mal groß werden wird, also schon als das iPhone seinen Durchbruch hatte, hieß es immer: Ja, wartet mal bis die Androiden fertig sind. Das ist jetzt passiert. Jetzt ist Android groß."

    Das freie Betriebssystem hat sich professionalisiert und es werden zunehmend auch Android-basierte Produkte für Unternehmen angeboten. Der Netzwerkausrüster CISCO stellte auf der Droidcon ein Tablet vor, das ausschließlich an Unternehmenskunden vermarktet wird. Das "CIUS" getaufte Gerät für die mobile Zusammenarbeit ist für den weltgrößten Netzwerkausrüster nur ein erster von weiteren Schritten in Richtung Android, sagt Marcus O’Sullivan von Cisco.


    "Das Cius Tablet ist das erste Android-Gerät von Cisco in einer Reihe von weiteren Produkten, die wir auf den Markt bringen werden. Android wird sich zu einer Plattform für ganz unterschiedliche Anwendungen entwickeln. Ich denke, den Möglichkeiten, in welchen Geräten Android eingesetzt wird, sind kaum Grenzen gesetzt."

    Androidbasierte Systeme sind bereits bei Autoherstellern, aber auch als Settopboxen in der Entwicklung. Weitere Einsatzgebiete werden folgen. Für die vielen Programmierer, die in ihrer Freizeit Programme für Android entwickeln und die die Mehrheit der Kongressteilnehmer bildeten, bleiben auch in Zukunft noch genügend Betätigungsfelder. Vor allem auf ihre Interessen war das Kongressprogramm ausgerichtet. Dabei zeigten einige Vorträge, wie schwierig für es Programmierer noch immer ist, im Android Market zahlende Kunden für ihre Apps zu finden. Selbst bei kostenlosen und rein werbefinanzierten Spielen klicken meist weniger als ein Prozent der Nutzer auf die eingeblendeten Anzeigen. So lassen sich bislang oft nicht einmal die Entwicklungskosten decken.

    Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt beschäftigte sich mit der nahtlosen Verschmelzung der virtuellen mit der realen Welt. "Augmented Reality" nennt sich das Verfahren der "erweiterten Realität", das Bilder einer Handy- oder Tabletkamera mit computergenerierten Zusatzinformationen oder virtuellen Objekten ergänzt. Hilfreich kann diese Technik etwa beim Zusammenbau von Möbeln sein, sagt Peter Maier von dem Augmented Reality Entwickler "Metaio" aus München.

    "Ich habe einen Drucker, oder ich habe ein Ikea-Regal und ich weiß nicht: wie tausche ich die Tintenpatrone aus oder wie baue ich dieses Regal auf. Dass ich da einfach mit meinem Telefon oder mit meinem Tablet drauf zeige uns sofort eine Gebrauchsanleitung sehe, die mir ganz einfach erklärt, wie ich das machen muss."

    Der in Taiwan lebende Tablet-Experte und Blogger Sascha Pallenberg warnte auf der Droidcon jedoch vor einer Tablet-Blase. Schon jetzt zeichne sich ab, dass in diesem Jahr mit 80 bis 90 Millionen Tablets etwa doppelt so viele Geräte hergestellt werden, wie sich absetzen lassen.

    Pallenberg rechnet mit deutlichen Preissenkungen bei Tablets zum Ende des Jahres. Den Erfolg der Android-Plattform dürfte das sogar noch fördern. Seit Ende 2010 übersteigen die Verkaufszahlen von android-basierten Geräten die aller anderen mobilen Betriebssysteme. Android ist laut Marktforschern die treibende Kraft für die boomenden Smartphone-Verkaufszahlen. Mit weltweit 101 Millionen verkauften Geräten im vierten Quartal 2010 haben sie erstmals - gemessen an verkauften Stückzahlen - Computer aller anderen Bauformen übertroffen.

    Der globale Android-Aufschwung hilft auch der Droidcon. Noch in diesem Jahr werden Droidcons in Brüssel, London, den Niederlanden und Spanien stattfinden – bis man sich im nächsten Jahr wieder in Berlin trifft.