Archiv

FIFA
Blatter soll Fernsehrechte zum Spottpreis verkauft haben

Korruption im Weltfußball betreffe nicht die FIFA im Allgemeinen, sondern nur Individuen, sagte Präsident Joseph S. Blatter kürzlich. Nun könnten neue Ermittlungen das Individuum Blatter betreffen.

Von Hans-Jürgen Maurus |
    Sepp Blatter und Jack Warner herzen sich bei der U17-WM in Südkorea 2007 - gegen Warner gibt es zahlreiche Korruptionsvorwürfe
    Sepp Blatter und Jack Warner herzen sich bei der U17-WM in Südkorea 2007 – gegen Warner gibt es zahlreiche Korruptionsvorwürfe (imago Sportfoto)
    Wie sagte FIFA-Boss Joseph S. Blatter erst kürzlich in einem BBC Interview? „Die Institution ist nicht korrupt, es gibt nur Korruption bei Individuen.“ Ach wirklich? Die neuesten Anschuldigungen im nicht endenwollenden FIFA Skandal könnten diese Aussage Blatters in geradezu dramatischer Weise bestätigen. Denn dieses Mal betrifft es Blatter höchstpersönlich. Nach Informationen des Schweizer Fernsehens hat Blatter 2005 Fernsehrechte zum Spottpreis ausgerechnet an Ex-FIFA-Vizepräsident Jack Warner verscherbelt.
    Übertragungsrechte weit unter Marktpreis
    Warner hat dann die Rechte mit riesigem Profit weiterverhökert. In den Sendung „10 vor 10“ des Schweizer Fernsehens wurden Dokumente präsentiert, die zeigen, dass Blatter den Vertrag mit Warner persönlich unterzeichnet hat. Damit ist Blatter in den Deal persönlich involviert. Eine Transaktion, die zwischen der FIFA und dem Karibischen Fußballverband ablief.
    Danach wurden die Fernsehrechte der Fußball-WM in Südafrika für lumpige 250.000 Dollar und die Übertragungsrechte für die WM in Brasilien für 350.000 Dollar an den Karibikverband verkauft – weit unter Marktpreis. Nutznießer war Jack Warner, der wegen einer Zehn-Millionen-Dollar-Millionen-Zahlung des südafrikanischen Fußballverbandes im Visier internationaler Ermittler steht und die FIFA wegen Bestechung bereits 2011 verlassen musste. Warner veräußerte die Übertragungsrechte nach erfolgtem Deal an seine eigene Firma, die wiederum die Rechte an den Fernsehsender Sportmax für mehrere Millionen verkaufte, Experten gehen von 15 bis 20 Millionen Dollar aus.
    Blatter gab die Genehmigung per Einzelunterschrift
    Da Sepp Blatter die Transaktion mit dem Karibikverband höchstpersönlich per Einzelunterschrift genehmigt hat, könnte es für den FIFA-Boss eng werden. Denn nach Angaben der Rechtsprofessorin Monika Roth von der Hochschule Luzern könnte damit ein Fall ungetreuer Geschäftsführung vorliegen, das wäre ein Offizialdelikt. Denn der Preis von 600.000 Dollar sei wohl ein Freundschaftspreis gewesen. Deshalb müsse die Schweizer Bundesanwaltschaft in diese Richtung ermitteln.
    Das tut sie aber bereits. Ex-FIFA-Direktor Guido Tognoni bezeichnet die 600.000 Dollar als Trinkgeld, Blatter und Warner hätten ihre eigenen Interessen verfolgt. Die FIFA wollte die Vorwürfe in dem Fernsehbericht nicht kommentieren, sondern erklärte lediglich, man gebe keine Stellungnahme zu in der Presse erhobenen Anschuldigungen ab. Ferner sei man nicht befugt, Angelegenheiten zu erörtern, die Herrn Warner betreffen, da dieser in den Vereinigten Staaten unter Anklage stehe. Am Montag weilt die amerikanische Justizministerin Loretta Lynch in Zürich. Es bliebt spannend im FIFA-Skandal.