Dienstag, 30. April 2024

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Musikwissenschaftler Ralf-Olivier Schwarz
"Köln ist die Wiege Offenbachs"

Während des Gedenkjahres sei es gelungen, den Komponisten Jacques Offenbach in seiner Heimatstadt Köln, aber auch überregional, bekannter zu machen, so der Musikwissenschaftler Ralf-Olivier Schwarz. Köln habe sich als Offenbach-Zentrum herauskristallisiert. Er wünsche sich für die Stadt ein Denkmal des Musikers.

Ralf-Olivier Schwarz im Gespräch mit Christoph Vratz | 02.12.2019
    09.09.2019, Nordrhein-Westfalen, Köln: der Musikwissenschaftler Ralf-Olivier Schwarz hält ein Mikrofon in der Hand und lächelt.
    Ralf-Olivier Schwarz (picture-alliance / dpa / Horst Galuschka)
    Für viele Leute sei Jacques Offenbach unbequem gewesen, so der Musikwissenschaftler Ralf-Olivier Schwarz im Dlf. Deswegen sei er für einige Zeit vernachlässigt worden. Der Komponist habe zeitlebens den Finger in die Wunden der Gesellschaft, der Reichen und Mächtigen gelegt. "Er hat gezeigt, wie viel Kleinheit, Ohnmacht und Ungutes in diesen Großen, Reichen und Mächtigen steckt." Er sei immer durch die Raster gefallen und habe sich nicht angebiedert. "Er hat Musik für die Massen gemacht und ist vielleicht zu populär gewesen."
    Das Porträt des Komponisten inmitten musikalischer Allegorien seiner Opern und anderer Werke.
    Jaques Offenbach ist in Köln geboren (Dessin de Gustave Doré)
    Ralf-Olivier Schwarz zog im Dlf eine "uneingeschränkt positive Bilanz" des bisherigen Offenbach-Jahres 2019. Das Ziel, Offenbach in Köln und auch überregional bekannt zu machen, sei erreicht worden. "Dass er Kölner war ist vielleicht nicht mehr bekannt gewesen in Köln. Das hat sich geändert. Man weiß, dass Offenbach rheinisch war, man weiß jetzt in Köln, dass er auch jüdisch war, man weiß, dass es von ihm viel Vertrautes gibt."
    Komponist wurde lange vernachlässigt
    Vom Offenbach-Jubiläum werde viel bestehen bleiben - auch über das Jahr 2019 hinaus. "Wenn man sich die europäischen Spielpläne anschaut - es ist erstaunlich, aber mein Gefühl ist, dass mehr Offenbach gespielt wird. Man kennt jetzt gewisse Werke, die als verschollen galten", so Schwarz.
    Köln habe sich deutlich als eine Offenbach-Stadt herauskristallisiert, so Schwarz. "Es ist die Wiege Offenbachs." Auch sei Köln in wissenschaftlicher Sicht das Offenbach-Zentrum, dort gäbe es im historischen Archiv der Stadt den größten Bestand an Offenbach-Archivalien.
    Hoffnung auf Offenbach-Denkmal
    Ab dem nächsten Jahr sind in Köln Offenbach-Tage geplant. Um den 20. Juni herum, dem Geburtstag Jacques Offenbachs, werde es unter anderem Aufführungen geben. "Es ist geplant, dass das Gedenken an Offenbach in der Stadt sichtbarer wird." Er hoffe, dass am Offenbach-Platz, der Adresse der Kölner Oper, ein Denkmal des Musikers aufgestellt werde. "Damit jeder weiß, da ist Jacques Offenbach groß geworden - der dann ja auch von Köln über Paris in die Welt gegangen ist."