Dienstag, 30. April 2024

Archiv


High-Tech und Tradition

Als Scheich Zayed vor knapp 35 Jahren die sieben Emirate am Golf zu einer Föderation vereinte, gaben die meisten nicht viel auf die neu gegründeten Vereinigten Arabischen Emirate. Das reiche, übermächtige Abu Dhabi, das profitorientierte Dubai und fünf kleine konservative, unterentwickelte Scheichtümer - das konnte nicht gut gehen. Doch die Skeptiker behielten nicht recht und alles deutet auch weiterhin auf eine stabile Zukunft hin.

Von Kristin Helberg | 27.02.2006
    Wer in den Vereinigten Arabischen Emiraten nach historischen Orten sucht, landet schnell am Creek von Dubai: einer Meeresbucht, die aussieht wie ein breiter Fluss. Die Wasserfläche glitzert in der Sonne, kleine hölzerne Passagierboote fahren hin und her. Am Ufer mehrstöckige Wohn- und Geschäftshäuser, im Hintergrund die verspiegelten Fassaden einiger Wolkenkratzer. Der persische Golf fließt an dieser Stelle bis ins Zentrum von Dubai. Hier habe alles begonnen, erzählt Suheil Mahayni, ein deutscher Geschäftsmann.

    "Der Creek ist unheimlich schön anzusehen, weil man dort die Geisteshaltung der Leute damals erkennt: Handel treiben; offen, flexibel sein für alles, womit man Geld verdienen kann. Und daran hat sich nichts geändert - mit dem Unterschied, dass man eben jetzt nicht den Creek ausbaggert von einem Meter Wassertiefe auf zwei, sondern Gebäude baut, die 880 Meter hoch sind, und dass man den größten Flughafen der Welt bauen will und und und. Aber der Geist war damals genau so kühn wie heute."

    Sich das boomende Dubai "von damals" vorzustellen, fällt schwer. Vor 50 Jahren bestand das Emirat vor allem aus Sand. Durch die Wüsten zogen Beduinenstämme, an der Küste lebten die Menschen vom Handel mit Gold und Perlen. In den benachbarten Scheichtümern sah es ähnlich aus: Die Araber ernteten Datteln, züchteten Vieh und trieben Geschäfte mit Persien und Indien. Fatima Al Sayegh, eine emiratische Historikerin, war damals ein kleines Mädchen.

    "Ich sehe meinen Großvater noch vor mir, wie er auf dem Boden sitzt und Perlen verkauft. Bevor sie das Erdöl entdeckt haben, lebten 90 Prozent der Bevölkerung direkt oder indirekt vom Perlenhandel."

    Die ersten großen Ölfelder fanden Engländer in den 60er Jahren in Abu Dhabi – damit begann für die Beduinen eine neue Zeit. Frauke Heard-Bey kam damals als eine der ersten Europäerinnen nach Abu Dhabi - zusammen mit ihrem Mann, der für eine britische Ölfirma arbeitete. Die Engländer waren seit dem 19. Jahrhundert eine Art Schutzmacht gewesen, sie mischten sich nicht in die inneren Angelegenheiten der lokalen Herrscher ein, vertraten sie aber nach außen. Als die Briten 1968 ihren Rückzug ankündigten, war das für die Scheichs ein Schock, erklärt Heard-Bey, die sich als Historikerin intensiv mit der Region befasst hat.

    Die einzelnen Emirate konnten unmöglich in der internationalen Gemeinschaft bestehen, noch dazu mit zwei so übermächtigen Nachbarn wie Saudi-Arabien und Irak. Scheich Zayed, der Herrscher von Abu Dhabi, bemühte sich deshalb, die umliegenden Emirate zu einer Föderation zu bewegen. Er wusste: Ohne den eigenen Ölreichtum zu teilen, würde sein Land niemals in Frieden leben.

    "Er hatte den Leimpott in der Hand, wenn man das mal so sagen will, er konnte das zusammenbringen. Das Geld von Abu Dhabi konnte benutzt werden, um diesem Fötus auf die Beine zu helfen. Da musste alles gemacht werden, da mussten Straßen hergestellt werden, Krankenhäuser in den Teilen des Landes, die noch unzugänglich waren. Die Leute wussten, wenn das alles unter Abu Dhabis Führung läuft, dann wird es ihnen besser gehen. Das ist eine staatsmännische Vision, die manche Leute haben und manche nie haben können."

    Scheich Zayed sollte sich als einer der größten Staatsmänner der arabischen Welt erweisen. Er vereinte die sieben Emirate am Golf zu einer Föderation: Abu Dhabi, Dubai, Sharjah, Ajman, Um Al Qaiwain, Ras Al Khaimah und Fujairah. Am 2. Dezember 1971 unterzeichneten die Scheichs die Gründungsakte der Vereinigten Arabischen Emirate, VAE. Ein Bund, der in den Augen von Beobachtern zum Scheitern verurteilt war. Das reiche, übermächtige Abu Dhabi, das weltoffene, profitorientierte Dubai und fünf kleine konservative, unterentwickelte Scheichtümer – das konnte nicht gut gehen. Christian Koch vom Golf Research Center, einem politikwissenschaftlichen Forschungszentrum in Dubai.

    "Man hat den Emiraten selbst am Anfang keine sechs Monate gegeben. Jetzt steuert man auf den 35. Jahrestag zu, und die Föderation der Emirate floriert richtig, es geht aufwärts, es geht vorwärts."

    Hoch hinaus und ganz nach vorn will vor allem Dubai. Überall wird gebaut: Wohnviertel, Luxushotels, Hochhäuser, Flughäfen, Autobahnen, zollfreie Industriegebiete. Und wo das Festland nicht ausreicht, werden künstliche Inseln im Meer aufgeschüttet. Das Höchste, das Größte, das Luxuriöseste – Dubai denkt nur noch in Superlativen. Das Büro von Suheil Mahayni wirkt dagegen bescheiden. Es befindet sich im World Trade Center, dem ersten Hochhaus von Dubai. Mitte der 70er Jahre stand das Gebäude verloren in der Wüste, heute sieht es inmitten der modernen Glitzerbauten ringsum beinahe schäbig aus. Geschäftsmann Mahayni.

    "Jeder hat sich damals gefragt: Ein "World Trade Center", wer in aller Welt geht da rein? Genauso der Jabal Ali Hafen. Ich glaube, das ist der drittgrößte Freihafen der Erde, der wurde 40 Kilometer außerhalb von Dubai gebaut, zu einem Zeitpunkt, als jeder den damaligen Herrscher Scheich Rashid für verrückt erklärt hat. Das war unglaublich. Die Vision hat sich komplett materialisiert. Unglaublich."

    Größenwahn ist in Dubai zu einer Tugend geworden und hat aus dem wirtschaftlichen Zentrum des Landes eine Welthandelsmetropole gemacht. Im Umgang mit dem Rest der Welt erweisen sich die Emirater immer wieder als Pragmatiker. Zuletzt im Streit um die Mohammed-Karikaturen. In den Moscheen der Vereinigten Arabischen Emirate wurde zu deutlicher, aber sachlicher Kritik aufgerufen, hitzige Debatten fanden in der Presse, nicht auf der Straße statt. Zwar boykottiert die Mehrheit der Bevölkerung dänische Produkte, aber dänische Flaggen zu verbrennen, kommt den Leuten nicht in den Sinn. Eine gemäßigte Reaktion also - Grund dafür ist, dass die Emirater im großen und ganzen zufrieden sind – finanziell, sozial und politisch: Im Gegensatz zu Muslimen in Syrien oder Ägypten fühlen sich die Emirater weder von den eigenen Herrschern unterdrückt noch vom Westen bedroht – der allgemeine politische Frust, der sich dort an den Karikaturen entladen hat, existiert in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht.

    Geschickt halten die herrschenden Scheichs das Gleichgewicht zwischen arabischen und westlichen Positionen. Statt, für alle sichtbar, US-Truppen im Land zu stationieren und so die Wut arabischer Nationalisten und Islamisten auf sich zu ziehen, kaufen sie den Amerikanern lieber unauffällig ihre neuesten Waffensysteme ab. Dieser Pragmatismus zieht viele Ausländer an: Amerikaner, Europäer, Asiaten und Araber aus dem Nahen Osten. Dahlia zum Beispiel, eine 32-jährige Ägypterin. Sie arbeitet für ein internationales Medienunternehmen und lebt seit drei Jahren in Dubai.

    "Ich kam nach Dubai, und es war wunderbar. Eine angenehme Mischung aus Westen und Nahem Osten. Ich muss als arabische Muslimin nicht ständig erklären, warum ich keinen Alkohol trinke oder wie nah ich einem Mann kommen möchte. Gleichzeitig genieße ich den Luxus, alleine zu leben ohne deswegen einen schlechten Ruf zu haben – das ist sehr selten im Nahen Osten. Ich habe mein eigenes Geld verdient, hatte endlich eine eigene Wohnung, die ich einrichten konnte, wie ich wollte, hatte ein Auto und konnte in Urlaub fahren. Ich lebte den Traum einer jeden jungen ägyptischen Frau."

    Die meisten, die in die Emirate kommen, haben einen Traum, der sich beziffern lässt. Denn ob spekulative Geschäfte, Investitionen oder Sparen – am Ende geht es ums Geld.

    Jerial ist seit 13 Jahren in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der 52 Jahre alte Inder fährt Taxi, um seine Familie ernähren zu können. Die lebt 3000 Kilometer entfernt in Indien. Einmal im Jahr besucht er Frau und Kinder. Wie seine drei Teenager groß geworden sind, das hat er nur aus der Ferne mitbekommen – ein Opfer, das er bringe, um ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen, sagt der Vater. Wie lange er noch am Golf bleiben will? Jerial zuckt mit den Schultern.

    "Ich weiß nicht, vielleicht ein, zwei oder drei Jahre, vielleicht nur eine Stunde. Unser Ziel ist es, Geld zu verdienen und zurückzugehen. Wir mischen uns nicht ein in die innenpolitischen Angelegenheiten des Landes. Damit haben wir nichts am Hut. Wir wollen arbeiten, Geld verdienen und zurückgehen."

    Während Jerial im Mercedes durch die Hochhausschluchten von Dubai braust, sitzen seine Landsleute in Um Al Qaiwain am Strand und reparieren Netze. Um Al Qaiwain ist eines der ärmsten der sieben Emirate; Einheimische wie Gastarbeiter leben hier vor allem vom Fischfang. Die Männer am Strand kommen aus Indien und Pakistan, sie sprechen Urdu miteinander. Obwohl manche von ihnen seit 20 Jahren in den Emiraten leben, können sie weder Arabisch noch Englisch. Sie wohnen zusammen, gehen indisch essen und schauen sich abends indische Filme an. Dass sie sich in die arabische Gesellschaft integrieren, ist nicht erwünscht.

    Ausländer – egal ob aus Asien, Europa oder Amerika – sollen in den Vereinigten Arabischen Emiraten möglichst so leben wie in ihrer Heimat, denn dorthin sollen sie alle irgendwann zurückkehren. Eine Einbürgerung ist so gut wie unmöglich. Nur wer von einem der ursprünglichen arabischen Clans abstammt oder einen einheimischen Mann heiratet, kann Bürger der Emirate werden, erklärt Historikerin Fatima Al Saiegh.

    "Unsere Nationalität ist unsere Identität. Sie ist das letzte, an dem wir noch festhalten, denn sie hält uns lebendig und gibt uns das Gefühl, wirkliche Emirater zu sein. Wenn wir die Staatsangehörigkeit für alle zugänglich machen, dann war´s das. Dann sind wir nicht mehr die Vereinigten Arabischen Emirate, dann enden wir wie die Indianer in Amerika: in irgendwelchen Reservaten."

    Schon jetzt machen die insgesamt 700.000 Einheimischen nur noch knapp ein Fünftel der Bevölkerung in den Vereinigten Arabischen Emiraten aus. Die übrigen 3,3 Millionen Menschen sind Ausländer aus 150 verschiedenen Nationen. Als einheimische Elite genießen die Emirater bestimmte Privilegien: Jeder Bürger – ob Frau oder Mann – hat das Recht auf ein Stück Land, Ausbildung und Gesundheitsversorgung sind gratis. Was Leute wie Fatima Al Sayegh umtreibt, sind deshalb keine Alltagssorgen, sondern die Frage nach ihrer Identität. Als Minderheit im eigenen Land fühlt sich die junge Frau von anderen Kulturen dominiert.

    "Egal wo ich hingehe, ich fühle mich fremd in meinem eigenen Land. Es tut mir weh zu sehen, dass die Sprache, die außerhalb meines Hauses gesprochen wird, nicht Arabisch ist. Natürlich möchte ich, dass mein Land sich entwickelt, ich möchte aber auch, dass wir unsere Wurzeln nicht vergessen."

    Neben der Sprache sind es unterschiedliche Moralvorstellungen, die für Konflikte sorgen. Westliche Freizügigkeit, wie sie vor allem in Dubai gelebt wird, verletzt die Prinzipien manch eines Emiraters. Zum Beispiel, was Prostitution betrifft: Sie ist in den Emiraten grundsätzlich verboten, wird aber geduldet. Dort, wo Al Sayegh aufgewachsen ist – im alten Stadtzentrum von Dubai in der Nähe des Creek – stehen die Prostituierten inzwischen auf der Straße. Die Professorin fordert mehr Respekt für die religiösen Werte und kulturellen Traditionen der emiratischen Gesellschaft.

    "Der Islam ist nicht gegen Modernität. Deshalb macht es mir Angst, wenn wir unsere islamischen Werte opfern sollen, um modern zu sein. Den westlichen Ausländern zuliebe ist der Gebetsruf unserer Moschee so leise, dass ich ihn kaum hören kann, obwohl sie gerade mal 500 Meter von meinem Haus entfernt ist. Ich habe in Amerika und England gelebt und dort die Kirchenglocken gehört, das ist normal, das respektiere ich. Aber hier respektiert man die Ausländer offenbar mehr als uns."

    Das freundliche, aber distanzierte Verhältnis zwischen Einheimischen und Ausländern beruht auf gegenseitiger Abhängigkeit. Jeder Ausländer, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten arbeiten möchte, braucht einen einheimischen Sponsor, der eine Aufenthaltsgenehmigung für ihn beantragt. Mit diesem System verhinderten die Scheichs in den 70er Jahren einen Ausverkauf des Landes. Denn so war bei jedem Geschäft eines ausländischen Investors automatisch ein Emirater beteiligt, erklärt der Deutsche Suheil Mahayni.

    "Um sicherzustellen, dass das ganze Geld auch auf die lokale Bevölkerung übergeht, die zu dem Zeitpunkt nicht über ausreichende Ausbildung verfügt hatte, um selber mitzuarbeiten mit diesen westlichen Firmen, hat man eben einfach gesagt: Okay, wenn du, westliche Firma, hier arbeiten willst, dann bedeutet das für dich, dass du einen Sponsor brauchst, der dich hier vertritt. Und der kriegt einen Betrag von x Prozent deines Umsatzes."

    Das Prinzip gilt bis heute, und es macht jeden Investmentbanker, jeden Arbeiter abhängig von seinem Sponsor. Ziad, ein 33-jähriger Syrer, hält das für eine moderne Form von Leibeigenschaft. Die Einheimischen könnten mit den Ausländern machen, was sie wollen.

    "Sie fühlen sich nicht sicher, bis sie dir deinen Pass abgenommen haben und ihn in ihrem Schreibtisch aufbewahren. Sobald du etwas falsch machst, drohen sie dir, dass sie dein Visum widerrufen und dich nach Hause schicken oder dir dein Gehalt nicht bezahlen. Das ist ein großes Problem in den VAE."

    Ein Streit um nicht ausbezahlte Löhne hat kürzlich eine kleine Revolution in den Emiraten ausgelöst. Unzufriedene Bauarbeiter setzten sich auf Dubais Hauptverkehrsstraße und streikten. Daraufhin beschloss die Regierung, dass Leute, die nicht bezahlt werden, jederzeit ihren Sponsor wechseln können. Eine kluge Reaktion, sagt Christian Koch vom Golf Research Center. Und typisch für das politische System. Die Vereinigten Arabischen Emirate seien ein autoritärer Staat mit Machthabern, die weitgehend im Interesse der Bevölkerung regierten, so der Politikwissenschaftler.

    "Es wird nicht irgendwann zur Revolution kommen, die Legitimität der Herrscherfamilien ist sehr, sehr groß. Und das kommt einfach aus der Idee dieses social contract, der hier besteht. Dass die Herrscherfamilie für das Wohl der Gesellschaft sorgt, und solange sie imstande ist, stellt die Bevölkerung auch nicht die Machtfrage oder die Legitimität der Herrscherfamilie in Frage."

    Da dieser Gesellschaftsvertrag in den Vereinigten Arabischen Emiraten seit 35 Jahren erfolgreich funktioniert, hat sich an der beduinischen Herrschaftsweise bislang kaum etwas geändert. Auch heute werden die sieben Emirate von sieben Scheichs regiert, die dem jeweils mächtigsten Stamm angehören. Innerhalb der Herrscherfamilien einigt sich ein Familienrat auf einen geeigneten Nachfolger. Er müsse charismatisch, mutig, großzügig und klug sein, sagt die deutsche Historikerin Frauke Heard-Bey. Nicht der Erstgeborene, sondern der Beste setze sich durch.

    "Ein Zettelchen in ein Kistchen schmeißen, das sehen die meisten Leute hier als ziemlich blöde. Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten der Mitbestimmung, von denen wir uns in Deutschland gar keine Vorstellungen machen. Wo sind z.B. die Entscheidungsträger in den Dingen, die wirklich wichtig sind fürs Land? In der Ölindustrie, im Bankwesen, im Investment? Die Fachleute sind heutzutage sehr oft junge Emiratis, die haben sonst wo in Amerika studiert oder in England."

    Junge Leute an Entscheidungsprozessen zu beteiligen - das könnte in den Vereinigten Arabischen Emiraten der Schlüssel zu einer stabilen Zukunft sein. Zwei Drittel der einheimischen Bevölkerung sind jünger als 25. Für sie ist der Wohlstand selbstverständlich, deshalb könnten sie irgendwann mehr fordern, meint Politologe Christian Koch. Schon jetzt gibt es eine Diskussion über den Nationalrat, das emiratische Parlament. Statt dessen Mitglieder wie bisher von den Herrscherfamilien ernennen zu lassen, könnten sie in Zukunft vom Volk gewählt werden. Professorin Al Sayegh bezweifelt jedoch, dass sich dadurch viel verändern würde.

    "Selbst wenn der Nationalrat gewählt würde, säßen wahrscheinlich die gleichen Leute darin. Die Leute hier denken noch immer in Stammesstrukturen, ihre Denkweise passt zum politischen System. Es gibt keinen Unterschied zwischen dem, was die politische Elite will, und dem, was die Bevölkerung will."

    Solange das so bleibt und sich Regierende wie Regierte im gleichen Tempo weiterentwickeln, könnte das Modell des "guten Autoritarismus" funktionieren. Notwendige Reformen werden von oben verordnet statt von unten erkämpft – das Ergebnis ist das gleiche. Suheil Mahayni sieht darin einen eigenen Weg, den der Westen respektieren müsse.

    "Demokratie soll ja letztlich nur sicherstellen, dass der Wille der Bevölkerung umgesetzt wird in das Handeln der Herrscher, und so lange das hier der Fall ist, gibt es für die lokale Bevölkerung nicht die Notwendigkeit, das System ändern zu wollen."