Deutschlandticket

„Kein Ruhmesblatt in der Verkehrspolitik“

07:03 Minuten
Eine Regionalbahn fährt aus dem Bahnhof Kiel heraus.
Künftig das Verkehrsmittel der Wahl? Züge der Deutschen Bahn. © picture alliance / dpa / Markus Scholz
Andreas Knie im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 03.11.2022
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Das „Deutschlandticket“ kommt: Für 49 Euro im Monat soll es ab Januar bundesweit möglich sein, Busse und Bahn nach Belieben zu nutzen. Mobilitätsforscher Andreas Knie kritisiert den Preis als zu hoch.
Der Berliner Mobilitätsforscher Andreas Knie hat die Entscheidung der Bundesregierung für das "Deutschlandticket" zum monatlichen Preis von 49 Euro kritisiert. Weder Bund noch Länder hätten sich getraut, „den berühmten Wums im öffentlichen Verkehr zu schaffen“, sagte Knie.
Ein bundesweit gültiges Ticket zum Preis von 29 Euro „wäre den Klimazielen und der sozialen Gerechtigkeit viel, viel besser bekommen". Die Entscheidung sei „vor allem bei den Ländern kein Ruhmesblatt in der Verkehrspolitik".

29 Euro wäre das Maß der Dinge gewesen

Laut dem Mobilitätsforscher hätten alle Studien zur Preisfrage gezeigt, dass 29 Euro „das Maß der Dinge gewesen wäre“. Mit diesem Ticketpreis hätte „man vor allem sehr viel Entlastung für untere Einkommensklassen erreicht“ und noch mehr Menschen „in das öffentliche Verkehrssystem hineinbekommen“, so Knie.
Der Experte hält den Beschluss dennoch für einen großen Schritt: Vor zwei Jahren hätte keiner ein 49-Euro-Ticket für möglich gehalten, sagte er. Kritik daran, dass das Ticket lediglich im Abo und nur online erhältlich sein soll, wies Knie zurück. Das geplante Abo sei monatlich kündbar und daher „hochgradig flexibel“.
Mit dem Onlineverfahren lasse sich die Umsetzung „tausendmal vereinfachen“. Mobile Menschen aller Einkommensklassen seien mittlerweile mit Smartphones ausgestattet. Knie rechnet überdies damit, dass im Weiteren Verfahren alternative „Medien“ hinzukommen für Menschen, die kein Smartphone besitzen.

Deutschlandticket „eröffnet Horizonte“

Ob das "Deutschlandticket" auch dazu führen wird, dass Autofahrer auf Bus und Bahn umsteigen, bleibt abzuwarten, sagte der Experte. Knie sieht dennoch, dass der 49-Euro-Fahrschein den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und den Schienennahverkehr (SPNV) für viele Menschen attraktiver machen könnte: Ein Ticket, mit dem man überall in Deutschland fahren kann, eröffne Horizonte, so der Experte, „gerade für Menschen, die immer zwischen Auto, Bus und Bahn hin und her überlegen, die kein festes Abo haben, denen das sehr kompliziert erschien – was es ja auch war".
Für den ÖPNV und SPNV komme es mit er Einführung vor allem darauf an, neue Kunden zu gewinnen. Das Ticket könne dann den Unternehmen unterm Strich sogar „einen leichten Gewinn“ bringen, glaubt Knie.

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