…je später der Abend, desto schöner die…

Gäste

"Willkommen"-Schild an einem Weihnachtsbaum
"Willkommen"-Schild an einem Weihnachtsbaum in der Flüchtlings-Aufnahmestelle in Osnabrück. © dpa/picture alliance/Friso Gentsch
Von Matthias Hanselmann · 13.12.2015
Sprachgeschichtlich stand das Wort Gast für einen Fremdling, dem man einerseits Gastrecht gewähren sollte, der sich aber auch in feindlicher Absicht nähern konnte. Heute finden wir den Gast in vielfältigen Zusammenhängen: als Hotelgast, als Badegast, als Party-, Kur- oder Zaungast.
Seit alters her gehört zu den menschlichen Werten die Gastfreundschaft. Vielfach ist sie religiös begründet. Zum Beispiel bestand schon in den altarabischen Kulturen vor Mohammed für den Hausherrn die Pflicht, den Durchreisenden zu beherbergen. So ist auch das Asylrecht eine der ältesten Institutionen der Menschheit. Ein durch Verfolgung bedrohter Mensch trat an gewissen Kultstätten oder bei Berührung bestimmter sakraler Gegenstände unter den Schutz einer Gottheit.
Schaut man sich die verschiedenen Volksweisheiten zum Thema an, stellt man fest, dass Gastfreundschaft auch meist mit einem gewissen Zeitlimit verbunden wird. In China heißt es: "Gäste und Reiher bieten den schönsten Anblick, wenn sie sich erheben". Ein ungarisches Sprichwort besagt: "Nach drei Tagen ist der Platz des Gastes vor dem Tor". Und auch in Deutschland heißt es: "Gast und Fisch bleiben kaum drei Tage frisch" in Abwandlung eines Satzes, den der US-amerikanische Schriftsteller und Politiker Benjamin Franklin geäußert haben soll: "Besuch ist wie Fisch- nach drei Tagen stinkt er!"

Musikalische Histörchen
Geboren am 13. Dezember 1915 in München-Solln hätte Curd Jürgens zusammen mit Frank Sinatra (12.12.) seinen 100. Geburtstag feiern können. Seine Eltern, der hamburgische Kaufmann Kurt und die südfranzösische Lehrerin Marie-Albertine, tauften den Sprössling Curd Gustav Andreas Gottlieb Franz. So großbürgerlich seine Herkunft und seine Erziehung, so bohémien war sein späteres Leben. Seine Jugend verbrachte Curd Jürgens nach dem Umzug der Familie in der Berliner Oldenburgallee 57 im Neu-Westend. Für ihn stand schon früh fest, dass er Schauspieler werden würde und so besuchte er – während er nach der Schule als Reporter beim "8-Uhr-Abendblatt" arbeitete - eine Schauspielschule. Den Einstieg in das Geschäft, das sein Leben sein würde, fand er 1935 bei der UFA und stand im gleichen Jahr im Metropoltheater in Dresden auf der Bühne. Ein Jahr vor Kriegsende durfte er sich noch in einem Arbeitslager umsehen, er hatte sich mit dem Bruder des Gestapochefs Kaltenbrunner angelegt. Doch er konnte fliehen.

Nach dem Krieg begann dann die wirkliche Karriere. Jürgens wurde österreichischer Staatsbürger, obwohl man ihm immer den Normanen andichtete – was so falsch nicht war. Denn neben einer Wiener Dependance besaß er ein Luxusappartement in Paris, aber auch in Saint-Jean-Cap-Ferrat und Saint-Paul-de-Vence – um nur ein paar seiner Immobilien aufzuzählen, die sich letztlich überall auf der Welt fanden. Ihn festzulegen, in eine Rolle zu zwingen, das gefiel ihm gar nicht. Mal war er ein Held, mal der Bösewicht und dann wieder DDR-Schriftsteller. Und als General packte er Zuckmayers Teufel bei den Hörnern. Selbst von Mozart konnte er nicht lassen, als Bassa Selim stand er unter Karl Böhm in Japan bei der Tournee der Wiener Staatsoper in der "Entführung aus dem Serail" ein letztes Mal auf der Bühne, das war 1980. Sein Lebensmotto hatte er bei Oscar Wilde entliehen: "Alles könne er verzichten, nur auf Luxus nicht", so seine Aussage und zu diesem Luxus gehörte angeblich auch eine Flasche Whiskey am Tag. Ach ja, und der Whiskey wurde weder gerüttelt, noch geschüttelt, nur getrunken. Da war James Bond vor der Curd Jürgens alias Karl Stromberg 1977 in "Der Spion, der mich liebte" ins Jenseits beförderte. Gestorben ist Curd Jürgens 1982 in Wien.
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Rätsel
Der Satz "Wir sind alle nur Gast auf Erden. Die meisten davon Zechpreller" stammt von dem deutsch-finnischen Dichter, Aphoristiker und Satiriker Manfred Schröder.

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