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„Gigafactory“ – Wenn Medien Firmen-PR übernehmen

In Brandenburg entsteht derzeit eine neue Fabrik des Elektroautobauers Tesla. Gründer Elon Musk rührte bereits höchstpersönlich vor Ort die Werbetrommel und nennt das Werk „Gigafactory“ – ein PR-Wort. Journalisten sollten diesen Begriff deshalb nicht einfach übernehmen, findet Annika Schneider.

Von Annika Schneider |
Elon Musk beim ersten Richtfest auf der Baustelle der Tesla Gigafactory in Brandenburg
Unternehmenschef Elon Musk beim ersten Richtfest auf der Baustelle der Tesla-Fabrik in Brandenburg, die der Autobauer „Gigafactory“ nennt (imago/S. Gabsch/Future Image)
„Gigafactory“, zu Deutsch Gigafabrik – ein Wort voller Größenwahn. Und genau so soll der Begriff auch klingen. Erfunden hat ihn Tesla für seine Batteriefabrik in Nevada, die nach Firmenangaben einmal das größte Gebäude der Welt sein soll, das mit erneuerbaren Energien betrieben wird.
Auch die Fabrik für Elektroautos in Brandenburg, die gerade gebaut wird, nennt Tesla nur „Gigafactory“.
Straßenschild mit der Aufschrift "Tesla" an er Baustelle für das künftige Werk des Autobauers in Grünheide/Brandenburg
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Nicht neutral, sondern euphemistisch
Dahinter steckt geschickte Firmen-PR: Eine „Gigafactory“, das ist kein einfaches Werk zur Herstellung von E-Fahrzeugen – der Anglizismus klingt nach einer Anlage riesigen Ausmaßes, in der hochmoderne Technologien zum Einsatz kommen. Genau deswegen ist der Begriff nicht neutral, sondern ein Euphemismus.
Journalistinnen und Journalisten, die objektiv über die Vor- und Nachteile der Tesla-Pläne berichten wollen, sollten lieber von einem Werk oder einer Fabrik sprechen.
07.05.2019, Berlin: Ein Schild mit der Aufschrift "BlaBla Ende" steht auf der Tincon, dem Festival für Jugendkultur, im Rahmen der Internetkonferenz "re:publica". Die Konferenz der Netzszene findet noch bis zum 08.05.2019 statt. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa | Verwendung weltweit
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