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Smog
Fahrverbot in Italien

In Italiens Großstädten wurde wegen Smog-Alarm ein Fahrverbot für Privatautos ausgesprochen - für die Hälfte der privat genutzten Fahrzeuge. An manchen Tagen dürfen nur die mit ungeraden Nummern auf den Schildern fahren, an anderen die mit geraden.

Von Nikolaus Nützel | 28.12.2015
    Smog über Turin
    Auch Turin liegt am 28.12.2015 unter einer Smog-Glocke (dpa/picture-alliance/ Alessandro Di Marco)
    In Rom sind weniger Autos auf den Straßen zu sehen - wie sehr das damit zusammenhängt, dass viele Einwohner der italienischen Hauptstadt zwischen den Feiertagen weniger unterwegs sind, oder ob die Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung wirklich greifen, lässt sich schwer einschätzen. Die Hälfte der Privatautos in Italiens Hauptstadt, nämlich alle mit einer ungeraden Endziffer auf dem Nummernschild, sind heute und morgen zu den Hauptverkehrszeiten mit einem Fahrverbot belegt, in der zweitgrößten Stadt des Landes, in Mailand gilt ein komplettes Fahrverbot zwischen 10 und 16 Uhr. Etliche Passanten auf der Straße haben dafür allerdings nur bedingt Verständnis.
    "Es ist verrückt, dass man nur die Autos nicht mehr fahren lässt, man müsste sich mehr auf die Industrie konzentrieren, sonst hört das mit dem Smog niemals auf."
    Allerdings sehen viele Italiener in der Luftverschmutzung durchaus ein Problem - und das gilt nicht nur für Kinder wie dieses Mädchen.
    "Ja, ich spüre das schon, ich habe eine Erkältung und Allergien, es tut an den Augen weh, und das kommt schon von den Autos, die sind alle dreckig."
    In der italienischen Politik gibt es gleichzeitig heftigen Streit über den Sinn der aktuellen Maßnahmen gegen den Smog. Die Opposition wirft der Regierung Hilflosigkeit vor, viele Regionalpolitiker beklagen, dass sie mit den Problemen alleine gelassen würden. Italiens Umweltminister Gianluca Galletti räumt ein, dass es mit einzelnen Fahrverboten nicht getan ist.
    "Wir müssen den Verkehr immer mehr vom privaten Autos zu öffentlichen Verkehr verlagern, gleichzeitig müssen wir weiter die Effizienz der Energieerzeugung verbessern und wir müssen auch die Luftverschmutzung, die von den Heizungen ausgeht, bekämpfen."
    Dass der öffentliche Nahverkehr besser werden muss, das sehen auch viele Italiener so - die U-Bahn in Rom beispielsweise hat bei ihren Kunden keinen sonderlich guten Ruf, das Netz ist ausgesprochen dünn - und die Bahnen, die fahren, sind alles andere als bequem, beklagt dieser Fahrgast.
    "Es ist schlimm, es ist wirklich schlimm, hier in der U-Bahn in Rom, das ist schon immer so - völlig überfüllt, vor allem am Morgen."
    Ob es mit den Fahrverboten gelingt, die Belastung vor allem mit Feinstaub wieder unter die Grenzwerte zu drücken, ist offen. Kurzfristig für bessere Luft in Italiens Metropolen kann nach Ansicht vieler Fachleute nur eine Wetteränderung sorgen. Seit Wochen herrscht ausgesprochen ruhiges und trockenes Wetter - es fehlt der Wind und der Regen, die sonst immer wieder die Abgas-Schwaden vertreiben.

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