Marcus Mumford: "Self-titled"

"Ich wollte den Songwriter in mir wecken"

06:00 Minuten
Marcus Mumford gibt ein Solo-Konzert auf der Bühne der Villa Mirazur in Cannes, Frankreich.
Das Solo-Debüt als Zufallsprodukt und muskalischer Tapetenwechsel. Marcus Mumford – so betont er - wandele nicht auf den Spuren von Sting oder Bryan Ferry, ihm gehe es lediglich um Songs, die etwas persönlicher sind als im Bandkontext. © Getty Images / Spotify / David M. Benett
Von Marcel Anders · 14.09.2022
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Kein Bruch mit der Band: "Es hat sich einfach so ergeben", erklärt Marcus Mumford die Entstehung seines aktuellen Soloalbums. Sein eigenes Album sei einfach etwas ganz Anderes: Songs, die einfach persönlicher seien als im Bandkontext.
Mumford & Sons zählen zu den erfolgreichsten Bands der letzten Dekade: Das Quartett aus London steht für hymnisch-euphorischen Folk-Pop und hat von seinen bisherigen vier Alben über 14 Millionen Exemplare verkauft.
Trotz des Erfolgs versucht sich Mastermind Marcus Mumford nun als Solist. Sein Debüt „self-titled“ soll aber nicht das Ende der Band sein, versichert er: "Ich wollte den Songwriter in mir wecken und etwas machen, das mir ein Gefühl von Freiheit gibt, statt immer nur an die Band zu denken", erzählt Marcus Mumford.
Und er erzählt von der Skepsis seiner Band: "Als ich die ersten Stücke fertig hatte und sie den Jungs schickte, war die Reaktion: 'Das klingt eher wie ein Solo-Projekt.' Keine Ahnung, ob sie damit meinten, dass sie die Songs hassen. Jedenfalls hatte ich nie vor, einen Alleingang zu starten. Es hat sich einfach ergeben, und es fühlt sich richtig an."

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Das Solo-Debüt als Zufallsprodukt und musikalischer Tapetenwechsel? Marcus Mumford betont, er wandle nicht auf den Spuren von Sting oder Bryan Ferry, ihm gehe es lediglich um Songs, die etwas persönlicher sind als im Bandkontext.

Nach 30 Jahren eine Art Katharsis

Dieser neue Fokus äußert sich bereits in „Cannibal“, dem ersten Stück des Albums. Darin geht es um sexuellen Missbrauch, den Mumford als Kind erlebt, aber nie thematisiert hat. Das holt er jetzt nach – 30 Jahre später und ohne konkrete Namen zu nennen. Allein sich dem Thema endlich zu stellen, sei schon kathartisch genug: "Ich hielt das Ganze nie für wichtig, bis mir pointierte Fragen dazu gestellt wurden.

Als ich dann darüber nachgedacht habe, wurde mir klar, welchen Einfluss es auf mein Leben hat. Insofern ist es befreiend, darüber zu singen.

Marcus Mumford, Musiker

Allerdings fügt er auch hinzu: "Ich sage nicht, von wem der Song handelt. Darum geht es hier nicht.“ Mehr möchte der Musiker dazu nicht sagen.

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Was aber deutlich wird: Mumfords Alleingang ist eine Aufarbeitung seines Lebens: Es geht um seine Kindheit, seine Familie, seinen Musikeralltag mit Leistungsdruck, Fressattacken und Fluchten in den Alkohol.
Freunde und Familie begannen, sich Sorgen zu machen. Im Sommer 2019 griffen sie ein. Davon handelt das Stück „Prior Warning“:
„Aus meinem Umfeld hieß es: 'Du solltest ein paar Sachen ändern.' Und ich war verzweifelt genug, nicht dagegen anzukämpfen, was ich normalerweise hätte. Eben: 'Mir geht's gut – lasst mich in Ruhe.' Aber diesmal meinte ich: 'Ich tue, was immer ihr wollt.' Das ist es, was einen Tiefpunkt definiert: Der Moment, wenn du bereit bist, zu kapitulieren."

Gefühlswelt und Musik korrespondieren

Die spannenden Einblicke in die Gefühlswelt des Künstlers korrespondieren mit der Musik: Unterstützt von Produzent Blake Mills, bekannt durch seine Arbeit mit Jack Johnson und den Alabama Shakes, serviert Mumford zehn Stücke, die weit über den Folk-Pop seiner Band hinausgehen, die mal kraftvoll losrocken, in Jazz oder World Beat vorstoßen und sich durch viel Atmosphäre und raffinierte Klangspielereien auszeichnen.
Auch das Ensemble an Gastmusikern ist beeindruckend: Koryphäen wie Pino Paladino oder Jim Keltner treffen auf junge, starke Frauen wie Brandi Carlile oder Phoebe Bridgers.

Ein Bruch mit den Routinen seiner Band

„Meine Karriere begann damit, dass ich Schlagzeug für Laura Marling gespielt habe. Eine der besten Zeiten meines Lebens. Ich habe so viel gelernt. Auch in der Band hat es immer Spaß gemacht, mit Frauen zu arbeiten, und als es darum ging, ein Team für dieses Album zusammenzustellen, habe ich so viele Kolleginnen wie möglich eingeladen. Die Art, wie sie mich herausgefordert und eine feminine Energie in mir freigesetzt haben, war eine großartige Erfahrung."
Marcus Mumford im Duett mit Brandi Carlile: der Schlusspunkt eines ambitionierten Albums, auf dem der erfolgsverwöhnte Künstler mit der Routine seiner Band bricht.
Dabei ist er immer dann am stärksten, wenn er wild experimentiert: mit abenteuerlichen Sounds und komplexen Arrangements. Die sollen demnächst auch Einzug ins Schaffen von Mumford & Sons halten.
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