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Profitgier
BaFin-Chefin fordert Ethik in der Wirtschaft

Elke König, Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), fordert ein Umdenken und appelliert nach zahlreichen Skandalen im Bankensektor an die Moral der Branche.

Von Brigitte Scholtes | 17.01.2014
    Was das Gesetz nicht verbietet, verbietet der Anstand. Elke König, die Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin, bemühte bei deren Neujahrsempfang den römischen Philosophen Seneca, um die Bankenbranche an Moral zu erinnern. Durch die Manipulationsvorwürfe rund um wichtige Referenzzinssätze sei eine Branche in Verruf gebracht worden, deren Ansehen ohnehin lädiert sei – die aber auf Vertrauen angewiesen sei:
    "Ich glaube nicht an eine flächendeckende moralische Verrohung. Wir brauchen aber eine Rückbesinnung auf gewisse ethische Werte, die offenbar in kleinen Teilen des Finanzsektors in den Boom-Zeiten aus der Mode gekommen sind. Statt der Parole „Profit um jeden Preis“ müssen langfristiges Denken und verantwortungsvolles Handeln die Richtschnur sein. Ein Sinneswandel hier ist eindeutig erkennbar."
    Auch die Bankenbranche weiß um ihr Reputationsproblem, aber das habe sie nicht unbedingt bei ihren Kunden, meint etwa der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken, Deutsche-Bank Co-Chef Jürgen Fitschen:
    "Diejenigen, die mit ihren Banken intensiv zusammenarbeiten, äußern sich sehr zufrieden mit dem, was sie von ihren Banken an Dienstleistungen bekommen. Es gibt allerdings in der öffentlichen Wahrnehmung noch nicht den Durchbruch. Insofern gilt für uns die Losung, dass wir alles dransetzen müssen, das verlorengegangene Vertrauen durch nachhaltiges vertrauensvolles Zusammenarbeiten mit den Kunden und im Dialog mit allen Beteiligten an diesem Diskurs wiederzugewinnen. Das wird eine Übung sein, die wird Jahre in Anspruch nehmen."
    Doch gerade die Deutsche Bank ist in den letzten Monaten immer wieder in der Diskussion, ob es um die Manipulation von Referenzsätzen bei den Zinsen geht oder wie zuletzt um die von Devisen- und Edelmetallmärkten. Letztere Vorwürfe aber wögen besonders schwer, meint die Bafin-Chefin, denn hier gehe es um reale Transaktionen und nicht nur um Schätzungen:
    "Aufseher weltweit, aber auch die Institute selbst sind damit beschäftigt, die Vergangenheit aufzuarbeiten, was alles andere als trivial ist und sicher auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird."
    Wie das geschieht, damit ist Elke König aber noch nicht unbedingt zufrieden. Selbstkontrolle allein genüge nicht, meint sie:
    "Man sollte daher den Handel in diesen Märkten so weit wie möglich auf transparente und direkt oder indirekt staatlich überwachte Handelsplätze verlagern. Immerhin gab die Deutsche Bank heute bekannt, dass sie sich nicht mehr an der Feststellung der Referenzpreise für Gold und Silber beteiligen werde, weil sie das Rohstoffgeschäft verkleinern wolle."