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Benzinklau
Alltag in Deutschland

Es klingt wie ein Problem aus weniger wohlhabenden Ländern als Deutschland: Benzinklau. Die Realität ist offenbar eine andere. An den rund 15.000 deutschen Tankstellen gehört Benzinklau zum Alltag. Laut bundesweiter Polizeilicher Kriminalstatistik.

17.04.2016
    Eine Zapfsäule an einer Tankstelle
    Eine Zapfsäule an einer Tankstelle (dpa / picture-alliance / Tobias Hase)
    Seit einiger Zeit kann man häufiger Autofahrer beobachten, wie sie verdutzt und verdattert vor den Zapfsäulen stehen - vor allem an Autobahn-Tankstellen und vor allem abends und nachts. Nichts geht mehr. Der Zapfhahn spuckt nichts aus. Hilfesuchend geht der Blick herum - irgendwann trifft er ein Hinweis-Schild: Bitte Pfand abgeben, dann wird die Säule freigeschaltet.
    2015 zählte die Polizei knapp 80.000 Fälle von "Tankbetrug". Das berichtet die "Welt am Sonntag". Auch wenn die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 7,8 Prozent zurückgegangen ist, bleibt sie ziemlich hoch. Experten erklären den Rückgang mit günstigeren Benzinpreisen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) will die Statistik im Mai vorstellen. Das Delikt wird seit 2010 in der Kriminalstatistik gesondert erfasst.
    Gerichtsverfahren wegen Spritdiebstahls werden häufig eingestellt
    "Die Dunkelziffer liegt nach unserer Einschätzung etwa drei Mal so hoch wie die offiziell festgestellte Zahl", sagte Karl-Heinz Saischek, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche. Er sei selbst Pächter eines Betriebes, den er mit 13 Videokameras schützen lasse. Aber das schrecke kaum ab. "Die Diebe agieren zunehmend dreister. Immer öfter verwenden sie gestohlene Kennzeichen. Weil sie wissen, wie gering ihr Entdeckungsrisiko ist, grinsen manche beim Gratistanken noch freundlich in die Kameras."
    Verfahren wegen Spritdiebstahls würden von den Staatsanwaltschaften häufig wegen der geringen Schadensumme eingestellt, so die Zeitung weiter. Besonders häufig sei der Benzinklau in Berlin mit 5.830 Fällen (minus 16,8 Prozent), Frankfurt am Main, Hamburg und Köln. Den Gesamtschaden schätzten Experten auf 30 Millionen Euro pro Jahr. Begleichen müssten ihn alle Autofahrer. Denn die Mineralölkonzerne kalkulierten die "Ausfälle" in die Preise ein.
    (tgs/vic)

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