Libanesischer Popstar Elissa

Song über Brustkrebs bricht ein Tabu

Die libanesische Sängerin Elissa singt auf der Bühne während des Mawazine International Musikfestivals in Rabat, Marokko im Jahr 2015
Die libanesische Sängerin Elissa bei einem Konzert im Jahr 2015 - zwei Jahre vor ihrer Brustkrebserkrankung. © picture alliance / AA / Jalal Morchidi
Von Cornelia Wegerhoff · 21.08.2018
Elissa ist eine libanesische Pop-Diva. Ihre Songs gehören zu den meistverkauften in der arabischen Welt. In ihrem neuesten Lied singt sie über ihre Erkrankung an Brustkrebs. Ein Tabubruch: Auf Arabisch wird Krebs nur mit "Das Hässliche" umschrieben.
"Es ist Brustkrebs im Frühstadium. Weißt Du, das ist dieser Moment, in dem Du dich fragst: Wirst Du die Menschen, die liebst, jemals wiedersehen? Ist das jetzt der Moment, in dem alles vorbei ist?"
Erstaunlich offen spricht Elissa, die sonst immer strahlende Pop-Sängerin aus dem Libanon, über ihre Ängste. Im Dezember vergangenen Jahres habe sie erfahren, dass sie an Brustkrebs leide, erzählt die 45-Jährige im Musikvideo zu ihrem aktuellen Song. Darin zeigt sich die Frau, die als erste Araberin Christian Dior repräsentierte, nicht nur wie sonst in atemberaubenden Abendkleidern, sondern auch im weißen Untersuchungskittel im Krankenhaus. Nachgedrehte Szenen, doch Elissas Worte, die dem Song vorausgehen, sind nicht gespielt:
"Ich hatte meine Bestrahlung. Ich ging zum Studio. Ich hatte eine Behandlung, machte zwei Stunden Pause und ging wieder zum Studio."

"Dein Leben geht weiter, als hättest Du eine Grippe"

Im Februar bricht Elissa schließlich mitten in einem Konzert in Dubai auf der Bühne zusammen.
"Nichts Ernstes, keine Sorge", twittert der Popstar später lapidar. Brustkrebs ist in der arabischen Welt immer noch ein Tabu-Thema. Nicht mal das Wort geht den Menschen über die Lippen. Als "haga uechscha", "das Hässliche", wird Krebs auf Arabisch meist umschrieben. Frauen verheimlichen ihre Erkrankung sogar vor ihren eigenen Männern.
Die medizinischen Vorsorge-Angebote im Nahen Osten werden, insbesondere von ungebildeten Schichten, ignoriert. Sich selbst die Brust abzutasten, empfinden viele religiöse Menschen als "anstößig".

"Kommt, lasst uns leben"

Elissa zeigt in ihrem Musikvideo sogar schonungslos die Brust-Aufnahmen von Mammographien. Und doch ist ihre Botschaft positiv:
"Los, lasst uns singen, glücklich sein! Lasst uns die verlorene Zeit nachholen! Kommt, lasst uns leben."
Die 45-Jährige hat eine Hymne an das Leben und gegen den Brustkrebs geschrieben: Mehr als 12 Millionen Mal wurde Elissas Song inzwischen auf Youtube angeklickt. Fans aus der ganzen arabischen Welt bringen ihre Unterstützung zum Ausdruck. Sie bezeichnen die Sängerin als Heldin und Vorbild. Sogar der libanesische Außenminister, Gebran Bassil, twitterte, dass Elissa allen krebskranken Frauen Mut mache, nicht aufzugeben.
Genau das, hat sich auch die Ägypterin Ghada Salah zur Aufgabe gemacht. Auch sie veröffentlichte nach ihrer Brustkrebsbehandlung ein Musikvideo. Und dass, obwohl die heute 51-Jährige, nicht mal Sängerin ist.
"Ich hatte die verrückte Idee einen Song zu machen. Ich habe einen Autor kontaktiert, ihm von meinen Erfahrungen erzählt und er hat diesen Text geschrieben. Dann wurden Sängerinnen gecastet. Und das Lied ist wirklich wunderbar geworden. Es sagt, dass wir auch nach dem Brustkrebs immer noch Frau sind. Diese Botschaft gibt Vielen Hoffnung."

Chefarzt: "Die Rolle von Prominenten ist sehr wichtig"

Diese Art der Aufklärung sei enorm wichtig, so der Krebsspezialist Dr. Ahmed Hassan Abdelaziz. Er ist Chefarzt im Kairoer Baheya-Krankenhaus, das auf die Behandlung von Brustkrebs-Patientinnen spezialisiert ist.
"Wir haben diese Erfahrungen mit Mona Zaki gemacht. Sie ist eine sehr berühmte Schauspielerin in Ägypten und hat uns bei unserer Kampagne zur Krebsvorsorge unterstützt. Das hatte einen Riesen-Einfluss auf die Ägypterinnen. Jetzt kommen immer mehr Frauen, die sich untersuchen lassen wollen. Die Dinge wenden sich zum Glück zum Besseren."
Darauf hoffen auch die Ärzte im Libanon. Denn Pop-Ikone Elissa richtet am Ende ihres mutigen Videos noch eine schriftliche Botschaft an alle Frauen:
"Ich bin wieder gesund. Ich habe gegen die Krankheit gekämpft und gesiegt. Früherkennung von Brustkrebs kann dein Leben retten!"
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