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Strategische Partnerschaft
US-Investor steigt bei Axel Springer ein

Geld für mehr digitale Angebote: Axel Springer will sich den finanzstarken Investor KKR an Bord holen, der am Ende mit bis zu 20 Prozent beteiligt werden soll. Vorerst senkt der Medienkonzern aber seine Prognose wegen der schwächelnden Konjunktur.

Von Mischa Ehrhardt | 12.06.2019
Das neu gestaltete Logo des Medienkonzerns Axel Springer an der Unternehmenszentrale in Berlin.
Nicht nur die Zeitungen, sondern vor allem digitale Angebote sorgen für Umsatz beim Axel-Springer-Konzern (dpa/ Kay Nietfeld)
Die Partnerschaft soll dem Springer-Konzern dabei helfen, den Weg zu mehr Wachstum und Profitabilität zu finanzieren. Das unterstrich Konzernchef Mathias Döpfner bei einer telefonischen Pressekonferenz. Zwar habe der Springer-Konzern sich schon frühzeitig im Bereich des Digitalen positioniert und dort erfolgreich investiert und Marken aufgebaut. Genau das aber fordere fortlaufend neue Investitionen, um sich an die Veränderungen in den neuen Medien und in der Welt des Internets anpassen zu können. "Mit der Verschiebung unsere Portfolios verschieben sich auch die Prioritäten im Unternehmen, weshalb Wachstum und Investitionen in Wachstum eine völlig andere Priorität hat. Und das, so haben wir festgestellt, gefällt vielleicht nicht jedem Aktionär, der traditionell bei Axel Springer investiert ist, weil er vielleicht stärker dividendenorientiert, stärker kurzfristig orientiert ist".
Springer kappt Umsatz- und Gewinnprognose
Europas größter digitaler Verlag und der Finanzinvestor KKR haben eine strategische Partnerschaft besiegelt. Sollten die Aktionäre das Angebot von 63 Euro pro Aktie annehmen, würde KKR künftig 20 Prozent an dem Medienkonzern halten. Handlungsbedarf sah man bei Axel Springer offensichtlich auch auf Grund des konjunkturellen Gegenwindes, den beispielsweise eines seiner digitalen Standbeine, die Jobbörse Stepstone, gerade spürt. Deswegen hat das Unternehmen seine Umsatz und Gewinnprognosen für dieses Jahr gekappt. "In der Vergangenheit hätten wir vielleicht gesagt, gut, wir kürzen die Investitionen, wir sparen an den Kosten. Das kann man machen, und das ist manchmal auch richtig, aber auf die Dauer und immer wieder ist es sicherlich nicht richtig, weil Wachstumsunternehmen wie Stepstone darunter leiden", sagt Mathias Döpfner.
Hinter KKR-Einstieg steckt eine langfristige Strategie
KKR soll also dabei helfen, nötige Investitionen machen zu können, auch wenn konjunktureller Gegenwind da ist. Frank Rothauge vom Vermögensverwalter AHP Capital jedenfalls glaubt nicht, dass KKR nur ein schnelles Geschäft wittert, um aus der Partnerschaft in kürzester Zeit möglichst viel Profit schlagen zu können: "Das geht auch mit der Familie nicht. Die Familie ist doch sehr stark, und bei Springer gibt es auch keinen Sanierungsbedarf. Springer verdient ja ordentlich Geld. Die haben die Zeichen der Zeit nicht verpennt wie andere klassische Zeitungshäuser. Insofern muss damit irgendwo ein weiterer, zukunftsweisender Schritt verbunden sein, das würde ich erwarten." Also irgendein Zukauf beispielsweise, ein strategischer Schachzug, den man als Beobachter von außen noch nicht vorhersehen kann.
Was man aber schon weiß ist, dass Döpfner den Axel-Springer-Konzern in den beiden Bereichen digitaler Journalismus und dem Anzeigengeschäft mit Job-, Auto- und Immobilienportalen zum Weltmarktführer machen will. KKR ist dabei als Partner kein unbekannter in der Medienlandschaft. So war der Finanzinvestor zwischen 2006 und 2013 Hauptgesellschafter bei ProSiebenSat1. Aktuell baut der Konzern noch einen Film- und Fernsehkonzern auf. KKR hat also durchaus auch Interessen. Denn das Ziel eines strategischen Investments ist bei Finanzinvestoren klar umrissen: Am Ende soll es lukrativ sein, also Profite abwerfen.