Carlos Miguel Prieto in Wales

Mit mexikanischem Temperament

Zwei Hände gestigulieren mit einem Taktstock.
Schon als Teenager liebte Carlos Miguel Prieto das Dirigieren, als er in seiner sehr musikalischen Familie in Mexiko aufwuchs. © Imago / Panthermedia
Moderation: Volker Michael |
Voller Spiellaune begibt sich das BBC National Orchestra of Wales in das Programm mit Werken von Strawinsky, Prokofjew und Brahms, dessen erste Sinfonie erklingt. Mitreißender Initiator ist der mexikanische Dirigent Carlos Miguel Prieto.
Mit dem Dirigenten Carlos Miguel Prieto wagte das Orchester einen Blick tief in die europäische Tradition und in die virtuose Kunst der beiden Komponisten Igor Strawinsky und Sergej Prokofjew. Sein 3. Klavierkonzert spielte der Pianist Daniel Ciobanu.

Trost bei Bach

Igor Strawinsky komponierte für reiche Auftraggeber in Washington D.C. eine Art barockes Konzert, angelehnt an Bachs Brandenburgische Konzerte. Zu diesem Zeitpunkt, Mitte der 1930er-Jahre, ging es Igor Strawinsky familiär nicht gut, obwohl er in Frankreich ein neues Zuhause gefunden hatte. Seine Tochter war an der damals tödlichen Tuberkulose erkrankt.
Trost fand der Komponist in der Kunst von Johann Sebastian Bach. Aus dieser Beschäftigung heraus entstand das Concerto in C. Strawinsky bedient sich einiger Bachscher Motive, doch rhythmisch geht er ganz eigene Wege: Es sind die modernen, unregelmäßigen und dann wieder maschinenartigen Schläge, die Strawinsky perfektioniert hat.

Motorische Herausforderung

Der rumänische Pianist Daniel Ciobanu spielte an diesem Abend das dritte Klavierkonzert von Sergej Prokofjew. Ein Werk, dass er mit einem „Klavier-Riff“ vergleicht.
„Er war halt ein Enfant terrible des Klaviers und musste die Grenzen des Möglichen sprengen. Das wirkt archaisch – wie damals in den Arenen, als die Menschen mit den Gladiatoren mitfieberten. Hier entsteht durch diese Techniken quasi ein Blutbad. Das Konzert ist extrem akrobatisch. Und diese Schwierigkeiten haben mich magisch angezogen.“

In der Nachfolge Beethovens

Johannes Brahms hatte vor der Gattung Sinfonie riesigen Respekt, vor allem vor der Größe Beethovens, der neun Sinfonien hinterlassen hatte. Brahms zögerte lange, bevor er seinen sinfonischen Erstling vorlegte. Nach erster Skepsis akzeptierte das Publikum das Werk so sehr, dass es das Werk als „Beethovens Zehnte“ bezeichnete.
Aufzeichnung vom 17. Februar 2022 in der St. David's Hall, Cardiff

Igor Strawinsky
Concerto „Dumbarton Oaks“

Sergej Prokofjew
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 C-Dur op. 26

Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68

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