Neuer Präsident des DAAD

In andere Perspektiven hineinversetzen

06:46 Minuten
Das Bild zeigt den Präsidenten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, Joybrato Mukherjee.
Führt die Universität Gießen und neuerdings auch den DAAD: Joybrato Mukherjee. © imago images / Eibner
Joybrato Mukherjee im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 22.01.2020
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Seit Jahresbeginn ist Joybrato Mukherjee neuer Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Im Interview spricht er über die wachsende Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit - und über ihre Grenzen.
Joybrato Mukherjee ist seit vielen Jahren Präsident der Universität in Gießen, nun hat er ein weiteres Amt übernommen und führt seit dem Jahreswechsel auch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Die Aufgabe ist nicht einfach in einer Welt, in der die politischen Konflikte kontinuierlich zunehmen und Länder sich abschotten.
Mukherjee gibt sich dennoch unbeeindruckt: Der internationale Austausch sei schon immer wichtig gewesen, sagt er. In "turbulenten Zeiten" sei es nun umso wichtiger, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Ländern zusammenzubringen. Nur so würden die besten Forschungsergebnisse erzielt.
Man müsse den Austausch weiter befördern und die "Brücken aufrecht erhalten", fordert Mukherjee: auch zu Ländern, die nicht unbedingt rechtsstaatlichen Prinzipien folgten. Denn für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesen Ländern sei der Austausch oftmals die einzige Möglichkeit, sich international zu bewegen. Und der Austausch könne den Wandel in diesen Ländern befördern.

"Wandel durch Austausch heißt nicht 'anything goes'"

Wandel durch Austausch bedeute auch, "dass wir natürlich viel davon haben, immer wieder mit anderen Kulturräumen zusammenzuarbeiten", betont Mukherjee: "Wir müssen in dieser einen Welt darauf setzen, dass Menschen in der Lage sind, sich auch in andere Perspektiven hineinzuversetzen."
Der Austausch hat Mukherjee zufolge allerdings auch Grenzen: "Wandel durch Austausch bedeutet nicht 'anything goes'." Grenzen könnten sich beispielsweise aus der Sicherheitslage ergeben - wie in Afghanistan oder Syrien. Oder darin liegen, dass man mit einer Zusammenarbeit ein totalitäres System eher stabilisiere - zum Beispiel Nordkorea.
Hier sei es derzeit schwierig, überhaupt über Austauschprogramme nachzudenken, sagt Mukherjee. Man sollte dennoch immer "Überlegungen in der Schublade haben" - für einen Zeitpunkt, "an dem sich ein solches Land wieder politisch öffnet".
(ahe)
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