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Russland
Der unangefochtene Präsident

Das vergangene Jahr war voller Ereignisse, die im Westen den Ruf von Präsident Putin weiter ruiniert haben. In Russland jedoch wird er besonders von den Mitgliedern der Organisation Setj, eines Netzwerks junger Kreativer, bewundert und beworben. Für sie war das Jahr 2016 ein voller Erfolg.

Von Gesine Dornblüth | 31.12.2016
    Im Büro der Putin-Jugend "Setj" in Moskau. Der Mann heißt Marathon Wichljanzew und ist der Sprecher.
    Marathon Wichljanzew, Sprecher der Putin-Jugend "Setj". (Deutschlandradio/G. Dornblüth )
    Ausstellungseröffnung in einem Moskauer Museum. Auf Bildern sind idyllische Familienszenen zu sehen, Engel, Sonnenuntergänge, die russische Trikolore. Roman Putanow hat weiche Gesichtszüge, das lange Haar fällt locker auf seine Schultern, er trägt Jeans und Turnschuhe.
    "Für mich war das Jahr produktiv. Ich habe mindestens zehn Ausstellungen organisiert. Politisch war es ein schwieriges Jahr. Von allen Seiten wird enormer Druck auf Russland ausgeübt. Aber die Schwierigkeiten haben die Leute zusammengeschweißt."
    Sie haben sich hinter Präsident Putin geschart. Putanow, 27 Jahre, arbeitet bei Setj, einem Netzwerk junger Kreativer. Mit Bildern, Fotografien, Videos, Graffitis, sogar einem eigenen Schmuck- und Modelabel werben sie für Putin und das Vaterland. Geld erhalten sie angeblich aus dem Kreml, so berichten es Medien. Setj bestätigt das nicht, legt seine Finanzierungsquellen aber auch nicht offen.
    Bewunderung für Putin trotz Enthüllungen
    Das vergangene Jahr war voller Ereignisse, die Putins Ruf im Westen weiter ruiniert haben. Im April veröffentlichte ein internationaler Rechercheverbund die sogenannten Panama-Papers und zeigte, dass enge Vertraute des russischen Präsidenten Milliardenbeträge illegal außer Landes geschafft haben. Der Bewunderung der Jugendlichen von Setj für Putin taten die Enthüllungen keinen Abbruch. Putin selbst nannte die Veröffentlichungen eine Provokation. Zu Recht findet Makar Wichljanzew, Sprecher der Putin-Jugend Setj.
    "In Russland waren die Panama-Papers absolut kein großes Thema. Historisch ist es bei uns so, dass man meint, die Macht sei von Gott gegeben. Putin ist zusätzlich vom Volk gewählt. Den Menschen in Russland kommt es nicht in den Sinn, dass er irgendwelche Millionen auf die Seite legen könnte, so etwas ist viel zu klein für ihn."
    Auch die Enthüllungen über systematisches Doping im russischen Sport prallten an Putin und der Staatsführung ab. Alles eine Kampagne aus dem Ausland, so die offizielle Sichtweise.
    Die Parlamentswahlen im September legitimierten Putins Macht ein weiteres Mal. Die Kreml-Partei "Einiges Russland" schnitt so gut ab wie noch nie und verfügt nun über drei Viertel der Sitze. In Ordnung findet Makar Wichljanzew: "Ich habe auch Einiges Russland gewählt. Das Ergebnis ist ein Abbild des Wählerwillens."
    Auch in diesem Jahr dienten die USA als Wurzel allen Übels
    Viele Bürger gingen jedoch gar nicht erst hin: Nur rund 48 Prozent gaben ihre Stimme ab. Das lag auch daran, dass es kaum Wahlkampf gegeben und das russische Staatsfernsehen wenig über die Wahl berichtet hatte.
    Von den Bildschirmen flimmerten stattdessen Bilder aus Syrien: Ein russischer Reporter an der Seite der syrischen Armee, bereits im Mai das Marijnskij-Sinfonieorchester in Palmyra, im August russische Sportler auf Stippvisite bei den russischen Soldaten in Syrien, schließlich die, wie es hieß, "Befreiung von Aleppo". Für Roman Putanow von der Putin-Jugend war der Einsatz in Syrien der außenpolitische Erfolg Putins im Jahr 2016.
    "Die Welt funktioniert nach bestimmten Regeln: die Herrschaft des Dollars, der US-Marine, Hollywoods, der internationalen Medien. Da kann man nur verlieren. In Syrien hat Putin eine dieser Regeln durchbrochen. Das war ein Präzedenzfall."
    Putin habe die USA in Syrien in die Schranken gewiesen. Auch in diesem Jahr dienten die USA den Bewunderern Putins als Wurzel allen Übels. Nun hoffen einige auf den neuen US-Präsidenten Donald Trump. Ein Bild von ihm in Siegerpose haben sie bei Setj schon angefertigt.
    Rekordhohe Zustimmung
    Die Zustimmung der Russen zur Politik ihres Präsidenten erreichte im Dezember 2016 ein weiteres Rekordhoch. Einer Umfrage zufolge lag sie bei 86 Prozent. Und das, obwohl sich Russlands Wirtschaft weiter dahinschleppt und die Realeinkommen der Russen 2016 weiter sanken.
    Jekaterina Grigoroschuk ist Designstudentin und Mitglied bei Setj. Für die Ausstellung in dem Moskauer Museum hat sie ein Bild gemalt, das einen Jungen vor einer Ikone der Mutter Gottes zeigt. Ein goldener Lichtstrahl fällt in sein Gesicht.
    "Ich wurde schon gefragt, ob ich auf diesem Bild den jungen Putin gemalt habe. Ich hatte das gar nicht vor. Aber vielleicht sind die Gesichtszüge tatsächlich ähnlich."