Thierse: Birthler-Behörde weiter notwendig

23.01.2010
Als einen "guten Protestanten ohne Fanatismus und Eifer" hat der stellvertretende Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) den ehemaligen Sonderbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Joachim Gauck, anlässlich von dessen 70. Geburtstag gewürdigt.
Thierse sagte, Gauck sei schon zu DDR-Zeiten stets von "einer leidenschaftlichen Sehnsucht nach Rechtsstaatlichkeit" erfüllt gewesen. Die Arbeit des Rostocker Pfarrers in der zeitweilig nach ihm benannten Gauck-Behörde für die Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen bewertete Thierse als "erfolgreich". Zugleich forderte der SPD-Politiker, die mittlerweile von Marianne Birthler geleitete Behörde müsse in den kommenden Jahren weitergeführt werden, "denn die Aufgabe – Aufklärung über die Vergangenheit, Rekonstruktionen zerstörter Biografien, politische Bildung über den kommunistischen Staat, das SED-Regime und die Blockparteien – all das bleibt ja auch weiter notwendig."

Vor dem Hintergrund der Äußerungen des Kanzleramtsministers Ronald Pofalla (CDU), die weitere Verwaltung der Stasi-Akten künftig dem Bundesarchiv zuzuschlagen, sagte Thierse, zwar sei klar, dass "die Stasi-Behörde nicht für die Ewigkeit eingerichtet ist", doch handele es sich um besondere Akten, für die besondere Vorschriften gälten – "und die müssen auch weiter gelten, wenn sie irgendwann mal dem Bundesarchiv zugeordnet werden." Zur aktuellen Debatte um ehemalige Stasi-Mitarbeiter im brandenburgischen Landtag und Regierungskabinett, sagte Thierse: "Man sieht: Wovor man ausweichen will, das holt einen dann auch wieder ein."

Das vollständige Gespräch mit Wolfgang Thierse können Sie bis zum 23.6.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.