Diffizile Kleinstarbeit

Von Daniela Mayer · 12.08.2005
Mit Ministeck, diesen winzigen Plastiksteinchen, haben bereits Kinder in den 70er Jahren ihre ersten künstlerischen Ambitionen ausprobiert und Bilder, Untersetzer oder Lesezeichen en masse produziert. 40 Jahre nach Markteinführung hat Ministeck offenbar an Reiz noch nicht verloren und begeistert die Kinder von damals. Nun wird sogar eine Ministeckiade geplant.
1975 - Sonntagmorgens - im Haus von Ute Vogels Familie in Krefeld. Die damals Zehnjährige sitzt mitten in ihrem Kinderzimmer.

"Mit grünmelierten Schlingenteppichboden und man hat natürlich auf dem Boden gehockt und alles um sich herum ausgebreitet."

"Was die orange-braune Kiste mit der Aufschrift Ministeck an geheimnisvollem Inventar zu bieten hat, "

Unmengen an winzigen, kunterbunten Plastiksteinen.

"Die Dreier, die Vierer gebogen, Dreier gerade, Zweier, und Einer. "

Die versucht Ute Vogel in ebenso winzige Löcher einer weißen, quadratischen Plastikplatte zu stecken.

Diffizile Kleinstarbeit.

"Es war dann übrigens auch sehr schwierig die Einer und Zweier wieder aus dem Teppich raus zu porkeln, irgendwo stand da noch der Kasten mit den Legosteinen, und dann hat man einfach da völlig versunken vor sich hin gesteckt und …"

Eine ganz besondere Form von Kunst produziert

"Diese Tierchen, also Hunde Katzen, Pferde, das hab ich bestimmt auch gesteckt, aber ich glaube ich hab da auch ziemlich bald frei gearbeitet. Also Muster gesteckt. "

Die Farben, Formen und freien Gestaltungsmöglichkeiten von Ministeck haben Ute Vogel damals für die Zukunft irgendwie geprägt.

Jahre später macht die inzwischen diplomierte Objekt- und Multimediadesignerin vor dem Computer nämlich das, was sie in ihrer Kindheit schon am Fußboden geübt hat. Graphiken und Bilder aus einzelnen, diesmal digitalen Teilchen - so genannten Pixeln bauen.

"Wir haben da am Anfang, da waren die Programme auch noch etwas rudimentärer als sie heute sind, da haben wir wirklich teilweise für manche Projekte stundenlang Pixel geputzt, also mit dem Werkzeug klick, klick, klick Pixel für Pixel weggemacht oder umgefärbt… das hieß wirklich Pixelputzen, Pixelschieben. "

Oder anders ausgedrückt digitales Ministeck – doch die Faszination für das Analoge hat Ute Vogel wieder gepackt.

Zurzeit bastelt und steckt sie in Handarbeit an ihrem eigenen Porträt.

"Ich finde spannend an der Sache eben von dieser virtuellen Sache am Monitor wieder was mit den Händen zu machen. Sich also auch wirklich die Finger wund zu pixeln im wahrsten Sinne des Wortes. "

Dazu hat sie in diesen Wochen ausreichend Gelegenheit und Material. In ihrer Kölner Firma Pixel Pets stapeln sich Säcke voll weißer Rasterplatten und bunten Steinchen. Denn Ute Vogel hat eine große Aktion geplant. Die erste Ministeckiade Köln:

"Wir haben kreative Menschen angefragt, ob sie Lust haben eine Ministeckarbeit zu machen. "

Und zwar unter gleichen Voraussetzungen

"Jeder Teilnehmer erhält ein identisches Materialpaket mit vier Rastaplatten und zwei großen Tüten mit Ministecksteinchen. "

Aus denen dann jeder zum Thema

"Lass mal stecken"

Aus Ministeck Kunst machen sollen.

Mit dieser Idee hat Ute Vogel den Nerv der Zeit getroffen. Über 20 Teilnehmer haben bereits zugesagt.

"Es sind Objektdesigner, es sind verschiedene Künstler, Objektkünstler, Illustratoren, Maler aber auch Unternehmensberater oder Coachs sind, die so einen Spaß an dieser Idee haben, und sich da auch gerne austoben wollen. "

So wie die Jüngste Ministeckerin - eine Zehnjährige.

"Die hat auch direkt angefangen zu stecken und die hat konzentrische Figuren, die hat Muster gesteckt. "

Genau wie Stephan Brenn, der Ministeckprofi unter den Teilnehmern. Er hat eine ganze Ministecktapete entworfen– im Popart Camouflage Muster, bestehend aus 50.000 Steinen. Damit ist er allerdings außer Konkurrenz. Die Tapete ist in der aktuellen Ausstellung "Plaste und Elaste" in seinem Kölner Museum für "verwandte Kunst" zu sehen. Für die Minsteckiade steckt er gerade begeistert den "Stromboli". Und mit dieser Begeisterung hat er auch Ute Vogel inspiriert:

Stephan Brenn: "Man ist begeistert von dieser wunderbaren Farbenpracht und diese Möglichkeiten aus diesen einfachen Materialien fröhlich vor sich hin zu steckeln und letztendlich kommt immer was Superbes dabei heraus. "

Das hofft Ute Vogel auch.

"Ich bin brandneugierig. "

Aber sie muss sich noch gedulden. Bis zum 26. August.
Dann nämlich wird sie in ihrer Firma Pixel Pet alle Steckwerke zum ersten Mal präsentieren – beim großen Ministeckiade-Finale.

"Es gibt eine Vernissage, dann läuft die Ausstellung eine Woche und es wird eine Tombola geben, das heißt während der ganzen Ausstellung verkaufen wir Lose und man kann dann eben ein solches Objekt erwerben. "

Zum Daheim aufhängen – oder besser noch zum daheim Nachstecken. Denn Ute Vogel hat sich mit den Teilnehmern vor allem ein Ziel vorgenommen: das Revival des Ministeck.

Kindersendung: "Mit diesem hippen Ministeck kannst du dir deine Freunde als Wandbild basteln. Mega hip sag ich dir. "