Quentin Tarantinos Filmbuch "Cinema Speculation"

Kann man den Film-Nerd noch lieben?

40:02 Minuten
Quentin Tarantino posiert mit ernstem Gesichtsausdruck für ein Porträt.
Quentin Tarantino hat Filmgeschichte geschrieben. Aber ganz unanfechtbar ist das Regiegenie nicht. © Getty Images for RFF / Vittorio Zunino Celotto
Von Emily Thomey und Elena Gorgis · 03.11.2022
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Quentin Tarantino ist Kult. Sein Name steht für Filmzitate, nerdige Dialoge, exzessive Gewalt, eingebettet in Ironie und Zynismus. Mit Filmkritikerin Maria Wiesner und Drehbuchautorin Naomi Bechert fragen wir, wo der Kult um ihn seine Grenzen hat.
Nur zehn Filme möchte Quentin Tarantino in seinem Leben umsetzen, danach will er sich als Regisseur zur Ruhe setzen. Ganz unabhängig davon, ob er diese Ansage wahrmacht oder nicht – sie dürfte dem Hype um jeden neuen Film von ihm helfen.
Drei Jahre nach seinem letzten Kinoerfolg „Once Upon a Time in Hollywood“ gibt es jetzt neuen Gesprächsstoff: Tarantino hat sein erstes nicht-fiktionales Buch geschrieben: „Cinema Speculation“. Man könnte das Buch im weitesten Sinne als ersten Teil seiner Memoiren bezeichnen. Allerdings sind es Memoiren, die entlang von Filmen erzählt werden, die Tarantino in den 1970er-Jahren gesehen hat.  

Ich bin das Genie, für das ihr mich haltet 

Fast vierhundert Seiten lang droppt er einen Filmtitel nach dem anderen. Fast, als wollte er sagen: „Seht her, ich habe sie alle studiert, seit frühester Kindheit an, diese Filme haben mich geprägt und deshalb zitiere ich sie. Ich bin das Filmgenie, für das ihr mich haltet.“
Seiner Fangemeinde, die nun ein Kompendium erhält, um seine vielen Zitate zu entschlüsseln, wird das Buch vermutlich gefallen. Aber steckt in Tarantinos Inszenierung als Ober-Filmnerd nicht auch eine gehörige Portion Arroganz?  
Erste Dämpfer bekam der Geniekult um ihn, als der schwarze Regisseur Spike Lee Tarantino für die häufige Benutzung des N-Wortes kritisierte und die ironische Herangehensweise an die Geschichte der Sklaverei im Film „Django Unchained“ als respektlos bezeichnete.
Auch dass Tarantino lange vom Produzenten Harvey Weinstein profitiert hat, der wegen sexueller Übergriffe und Vergewaltigung zu 23 Jahren Haft verurteilt wurde, hat sein Image angekratzt. 

Risse im Geniekult

Mit der Drehbuchautorin Naomi Bechert und der Filmkritikerin Maria Wiesner fragen wir, ob Tarantino vielleicht genau das Schicksal ereilt, dass er sich selbst prophezeit hat, dass nämlich die Zeit über jedes Werk hinweggeht. Wie blicken wir fünf Jahre nach #MeToo auf Tarantinos Darstellungen von Gewalt, Sex, Frauen und Männlichkeit? 
Fühlen wir uns zurecht von den Zitaten und Referenzen angezogen, die Tarantino in seine Filme eingebaut hat? Oder schrecken sie inzwischen eher ab, weil sie heute nicht mehr so progressiv wirken wie in den 1990er-Jahren?

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