"Seifenoper"

09.11.2012
Der Begriff "Seifenoper" war im Jahr 1929 noch unbekannt. Aber das bis heute gängige Erfolgsmuster – eine Endlosgeschichte aus alltäglichen Aufregungen, die sich vornehmlich an Hausfrauen wendet und deshalb von Seifenkonzernen per Werbung finanziert wird – würde erstaunlich gut auf Paul Hindemiths freche Opernparodie "Neues vom Tage" (1929) passen.
Hindemith spaziert als Stilchamäleon wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen durch die Antikensammlung des städtischen Museums, lässt mit vehementem Schwung eine Marmorvenus zerschellen und krönt das Operchen mit einem Vollbad der Protagonistin, währenddessen sie (in fleischfarbenem Kostüm!) in der Badewanne sitzt und eine Koloraturarie zum Lobe der Warmwasserversorgung singt.

Mit nicht minderem Schwung reißt das Violoncellokonzert vom gleichen Komponisten seine Zuhörer hin, wenn etwa im Finale ein bizarr instrumentierter Marsch nichts als Spielfreude und Witz verbreitet. Da vermag in puncto Suggestionskraft nur der "Tonvulkan" Dvořák noch eins draufzusetzen!



Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 04.11.2012
Paul Hindemith
"Neues vom Tage", Ouvertüre mit Konzertschluss
Konzert für Violoncello und Orchester

ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Das Pittsburgh Symphony Orchestra und sein erfolgreiches Geschäftsmodell
Von Georg Hirsch

Antonín Dvořák
Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88

Marie-Elisabeth Hecker, Violoncello
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Marek Janowski


nach Konzertende:
Der deutsche Orchestertag 2012
Stefan Lang im Gespräch mit Anselm Rose