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Anschläge in Spanien
Terrorzelle hortete 120 Gasflaschen

Die Terrorzelle von Barcelona und Cambrils hatte nach Angaben spanischer Ermittler einen oder mehrere Sprengstoffanschläge geplant. Dafür seien 120 Gasflaschen in einem Haus in der Stadt Alcanar gelagert worden.

20.08.2017
    Eine Polizistin geht links aus dem Bild, im Hintergrund zahlreiche Gasflaschen. Das Foto zeigt den Ort Alcanar, wo sich am 16. August - einen Tag vor den Anschlägen in Spanien - eine Explosion ereignete.
    Gasflaschen in Alcanar (AFP / Jose Jordan)
    Eine Explosion in dem Wohnhaus in Alcanar habe die ursprünglichen Pläne aber durchkreuzt. Daraufhin haben die Attentäter nach Einschätzung der Ermittler die zwei Anschläge in Barcelona und Cambrils mit Fahrzeugen begangen. Insgesamt wurden dabei 14 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt.
    Terrorzelle soll 12 Mitglieder gehabt haben
    Der Innenminister der Region Katalonien, Forn, bezeichnete die Terrorzelle als zerschlagen. Am Samstag hatte sich bereits der spanische Innenminister dementsprechend geäußert. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Zelle 12 Mitglieder hatte. Fünf seien getötet. Vier wurden festgenommen. Sie sollen am Dienstag in Madrid dem zuständigen Ermittlungsrichter vorgeführt und verhört werden, berichtet die Zeitung "El Pais".
    Nach offiziellen Angaben wird derzeit noch nach drei Personen gefahndet. Die katalanische Polizei begründet die Zahl damit, dass die sterblichen Überreste in dem Haus in Alcanar zwar von zwei verschiedenen Personen stammen, ihre Identität bisher aber nicht geklärt sei.
    Weiter Fahndung nach dem Hauptverdächtigen
    Die Polizei sucht weiter nach dem 22-jährigen Marokkaner Younes Abouyaaqoub. Er könnte der Fahrer des Lieferwagens in Barcelona gewesen sein, obwohl die Ermittler das bisher nicht eindeutig bestätigen können. Die spanische Polizei errichtete auf der Suche nach Abouyaaqoub im Nordosten des Landes Straßensperren. Nach Angaben der katalanischen Ermittler ist aber nicht auszuschließen, dass der 22-Jährige nach Frankreich geflohen ist. An den Grenzen sei allerdings direkt nach den Attentaten kontrolliert worden.
    Abouyaaqoubs Mutter forderte ihren Sohn auf, sich zu stellen. Sie sagte, sie wolle nicht länger seine Mutter sein. Der Islam sei eine Religion des Friedens und der Liebe. Er fordere nicht zu solchen Attentaten auf.
    Undatiertes Foto des 22 Jahre alten Marokkaners Younes Abouyaaquoub. 
    Den 22 Jahre alten Marokkaner Younes Abouyaaquoub sucht die spanische Polizei als möglichen Haupttäter des Anschlags in Barcelona (AP)
    Die Aufmerksamkeit der Ermittler richtet sich auch auf einen Imam, der als Kopf der Terrorzelle betrachtet wird. Sein Verbleib ist derzeit noch ungeklärt. Der Imam Es Satty predigte bis Juni in der Kleinstadt Ripoll am Fuße der Pyrenäen. Er könnte die übrigen Männer radikalisiert und die Terrorzelle geführt haben, vermutet die Polizei. Eine Cousine des 22-jährigen Hauptverdächtigen sagte: "Das waren normale Jungs. Erst als er kam, haben sie angefangen, sich mit Religion zu beschäftigen."
    In Ripoll distanzierten sich am Samstag etwa 40 Familienangehörige sowie Bekannte der mutmaßlichen Terroristen von den Taten. Sie versammelten sich vor dem Rathaus und trugen Plakate mit der Aufschrift "Nicht in unserem Namen".
    Die Trauerfeier in der Basilika Sagrada Familia
    Die Trauerfeier in der Basilika Sagrada Familia (AFP)
    Trauerfeier für die Opfer in Barcelona
    In der Basilika Sagrada Familia in Barcelona fand heute eine Trauerfeier für die Opfer statt. Der Erzbischof von Barcelona, Kardinal Joan Josep Omella, rief alle Spanier dazu auf, zusammenzustehen. Ein neuer Friede solle durch eine verstärkte Erziehung zu Respekt vor Menschenrechten und Menschenwürde erreicht werden, sagte er. Die Gesellschaft müsse ein Baumeister des Friedens sein und für Brüderlichkeit, Respekt und solidarische Liebe eintreten. Ausdrücklich warnte Omella davor, Muslime auszugrenzen.
    (wes/mw)