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Per Klick bezahlt

Bezahlsysteme für überschaubare Beträge kamen und gingen, denn keines konnte sich ausreichend etablieren. Das könnte sich jetzt aber ändern, denn der Auktionsriese ebay kooperiert mit Banken, um sein "Giropay" im Markt zu verankern.

Von Thomas Reintjes | 18.02.2006
    Mit Giropay wollen die teilnehmenden Banken endlich der Online-Welt einen Schritt näher kommen. Denn im Grunde ist die Überweisungsmaske im Online-Banking bisher genauso unkomfortabel wie der Überweisungsträger aus Papier. Giropay soll die Überweisung nun einfacher, oder wie Geschäftsführer Martin Schöner es ausdrückt, sicherer machen:

    "Sicher ist es deshalb, weil Sie keine Tippfehler vornehmen können. Schauen Sie sich im Online-Bezahlvorgang die Transaktionsdaten an. Sie müssen oft komplizierte Rechnungsnummern oder andere Angaben eintippen, damit der Verkäufer dann seinen Geldeingang richtig verbuchen kann. Das entfällt bei Giropay komplett. Alle Informationen, die notwendig sind, um den Zahlungsvorgang sicher abzuwickeln, übertragen wir in die Überweisung."

    Dazu bietet Giropay eine Schnittstelle vom Online-Shop mit dem gefüllten Warenkorb zum Online-Banking der Hausbank. Der Käufer landet also in seiner gewohnten Banking-Umgebung und findet eine ausgefüllte Überweisungsmaske vor. Auf die Überweisung setzt Giropay deshalb, weil sie – trotz aller Kritik am PIN/TAN-Verfahren – das beliebteste Online-Bezahlverfahren in Deutschland ist. Bei den Händlern allerdings sorgt die Überweisung für Probleme: Rund 40 Prozent der Bezahlvorgänge müssen bisher manuell nachbearbeitet werden, weil Daten vom Kunden nicht richtig eingetragen wurden. Dieses Problem behebt Giropay und bietet zugleich einen weiteren Vorteil für den Händler: Sobald die Überweisung abgeschickt wurde, bekommt er eine Nachricht, mit der die Bank die Zahlung garantiert.

    "Die Händler, die mir bekannt sind, legen sehr großen Wert darauf, kurze Warenumschlagszeiten zu haben oder hohe Warenumschläge und damit kurze Lagerzeiten. Sprich: Der Händler hat etwas von der Geschwindigkeit, die Giropay ihm bietet, weil er bekommt einen integrierten Bezahlprozess, an dessen Ende die Transaktion final beendet wird und das wird mit einer Zahlungsgarantie-Aussprache verbunden. Das heißt, der Händler hat sofort die Zusage, er bekommt sein Geld und kann sofort die Ware versenden, was umgekehrt auch den Kunden wieder freut..."

    ...sagt Giropay-Geschäftsführer Arnulf Keese. Ob der Kunde sich wirklich über Giropay freut, ist indes noch nicht sicher. Schließlich gibt es auch schon eine Reihe von Bezahlverfahren, die eher mäßig akzeptiert werden, andere sind komplett gescheitert. Auch Giropay stehen manche Verbraucherschützer skeptisch gegenüber: Herkömmliche Überweisungen seien für die meisten Kunden schnell genug. Skeptisch macht vor allem der Umweg, den Giropay-Nutzer einlegen müssen. Zum Start am kommenden Donnerstag bietet nämlich nur der Ebay-Bezahldienst Paypal Giropay an. Das heißt, wer mit Giropay bezahlen will, muss sich zunächst bei Paypal einloggen. Martin Schöner:

    "Natürlich, wenn Sie mit Paypal bezahlen, müssen Sie sich bei Paypal registrieren und das wäre ein kleiner Umweg. Aber wir haben damit, mit Ebay und Paypal, rund 50 Prozent des deutschen E-Commerce-Marktes bereits als Kunde für Giropay. Und ich denke, damit ist das Ziel, nämlich ein Zahlverfahren, das sowohl von Kunden als auch von Händlern eingesetzt wird und eine große Marktdurchdringung hat, erreicht."

    Ganz erreicht ist es wohl noch nicht, denn zum Start kann Giropay keinen Online-Händler vorweisen, der das System direkt und ohne den überflüssigen Paypal-Umweg anbietet. Außerdem können längst nicht alle Bankkunden das Verfahren nutzen. Zu Beginn sind die Postbank, die Sparkassen und die Volks- und Raiffeisenbanken dabei. Die Groß- und Direktbanken fehlen und warten erst einmal ab. Aber auch nicht alle Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken nehmen teil – Giropay muss erst noch mit jeder einzelnen von ihnen einen Vertrag schließen. Wie viele Kunden Giropay wirklich nutzen können, darüber hüllt sich das Unternehmen in Schweigen. Nur so viel: Bis zur Jahresmitte sollen zwei Drittel der regionalen Kassen und Banken angeschlossen sein. Solch vage Angaben dürften Händler nich unbedingt begeistern. Schließlich sind sie es, die den Dienst bezahlen müssen.

    "Die Händler können auf sehr große Art und Weise ihre Prozesskette optimieren, weil sie nicht mehr auf den Zahlungseingang auf dem Konto warten müssen, sondern direkt online eine Information bekommen. Dafür sind die Händler auch bereit, einen Preis zu bezahlen."

    Welchen? Auch darüber keine Auskunft, das hänge vom jeweiligen Vertrag ab. Und die Verträge schließen die Händler nicht mit Giropay selbst, sondern über Zwischenhändler, so genannte Acquirer, die wiederum Lizenzen von Giropay haben.