Die Krefelder Studie hat einen Stein ins Rollen gebracht. Viele andere Forscher widmen sich jetzt dem befürchteten Insektensterben. Nicht alle zieht es dabei raus ins Freiland. Roel van Klink sitzt lieber an seinen Computer im Deutschen Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig. Am Rechner durchsuchte der niederländische Ökologe die Fachliteratur nach sämtlichen bisher veröffentlichten Studien über Insekten und die Entwicklung ihrer Bestände in den zurückliegenden Jahrzehnten.
„Es sind Daten aus aller Welt. Die meisten stammen aus Europa und Nordamerika. Bisher haben wir insgesamt 99 Studien ausgewertet, weitere 35 werden noch folgen. Es kommen praktisch alle Insektengruppen vor: von Fliegen über Ameisen, Bienen und Käfer bis hin zu Motten und Mücken. In allen Fällen betrug der Beobachtungszeitraum mindestens zehn Jahre.“
„Es sind Daten aus aller Welt. Die meisten stammen aus Europa und Nordamerika. Bisher haben wir insgesamt 99 Studien ausgewertet, weitere 35 werden noch folgen. Es kommen praktisch alle Insektengruppen vor: von Fliegen über Ameisen, Bienen und Käfer bis hin zu Motten und Mücken. In allen Fällen betrug der Beobachtungszeitraum mindestens zehn Jahre.“
Extreme Fälle in Krefelder Studie
Einen Rückgang von über 75 Prozent – das hatte die Studie der Entomologischen Gesellschaft Krefeld vergangenes Jahr ergeben. So stark ist die Biomasse von Fluginsekten demnach seit 1989 zusammengeschrumpft. Und das in über 60 deutschen Natur- oder Landschaftsschutzgebieten, wo spezielle Dauerfallen für Fluginsekten aufgebaut wurden.
Bestandseinbrüche von diesem Ausmaß hat Roel van Klink bisher in keiner der anderen Studien finden können, wie er jetzt in Wien berichtete, gestützt auf vorläufige Analysen.
„Das scheinen sehr extreme Fälle zu sein. Wir finden zwar auch Studien mit starken Abnahmen von Insekten, zum Beispiel auf Wiesen in Deutschland oder in Heidegebieten in den Niederlanden. Aber nirgends liegen sie bei fast 80 Prozent wie in der Krefelder Studie.“
In fast allen der Studien bestimmten die Autoren zwar nicht die Biomasse der Insekten, sondern ihr zahlenmäßiges Auftreten. Aber auch das erlaubt ja Rückschlüsse auf Bestandsveränderungen.
Bestandseinbrüche von diesem Ausmaß hat Roel van Klink bisher in keiner der anderen Studien finden können, wie er jetzt in Wien berichtete, gestützt auf vorläufige Analysen.
„Das scheinen sehr extreme Fälle zu sein. Wir finden zwar auch Studien mit starken Abnahmen von Insekten, zum Beispiel auf Wiesen in Deutschland oder in Heidegebieten in den Niederlanden. Aber nirgends liegen sie bei fast 80 Prozent wie in der Krefelder Studie.“
In fast allen der Studien bestimmten die Autoren zwar nicht die Biomasse der Insekten, sondern ihr zahlenmäßiges Auftreten. Aber auch das erlaubt ja Rückschlüsse auf Bestandsveränderungen.
Weniger Schmetterlinge – aber kein dramatischer Rückgang
Die Biologin Elisabeth Kühn vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle leitet ein Projekt zur Erfassung von Tagfaltern in Deutschland. Es läuft mittlerweile seit 13 Jahren. „Es sind rund 500 Leute bundesweit, die für uns zählen. Also pro Jahr so rund 250.000 Schmetterlinge. Das ist natürlich ein toller Fundus für uns.“
Wie sieht der Trend bei diesen Insekten aus? Für die häufigsten Tagfalter-Arten stellte die Forscherin in Wien jetzt erste Ergebnisse vor: „Für die 37 Arten, die wir analysiert haben, konnten wir einen Gesamttrend feststellen: eine Abnahme um 14 Prozent.“
Rückläufige Zahlen zeigten vor allem Arten wie das Große Ochsenauge oder der Hauhechel-Bläuling. Sie kommen auf Wiesen vor, auch auf beweideten oder gemähten. Viele Grünlandflächen würden aber inzwischen intensiver genutzt, andere seien brachgefallen, so die Biologin.
Minus 14 Prozent in 13 Jahren – das spricht nicht unbedingt für ein „großes Schmetterlingssterben“. Wobei Elisabeth Kühn allerdings davon ausgeht, „dass wir zu spät angefangen haben. Also die größeren Verluste haben einfach vorher schon stattgefunden. Das ist leider so.“
Wie sieht der Trend bei diesen Insekten aus? Für die häufigsten Tagfalter-Arten stellte die Forscherin in Wien jetzt erste Ergebnisse vor: „Für die 37 Arten, die wir analysiert haben, konnten wir einen Gesamttrend feststellen: eine Abnahme um 14 Prozent.“
Rückläufige Zahlen zeigten vor allem Arten wie das Große Ochsenauge oder der Hauhechel-Bläuling. Sie kommen auf Wiesen vor, auch auf beweideten oder gemähten. Viele Grünlandflächen würden aber inzwischen intensiver genutzt, andere seien brachgefallen, so die Biologin.
Minus 14 Prozent in 13 Jahren – das spricht nicht unbedingt für ein „großes Schmetterlingssterben“. Wobei Elisabeth Kühn allerdings davon ausgeht, „dass wir zu spät angefangen haben. Also die größeren Verluste haben einfach vorher schon stattgefunden. Das ist leider so.“
Unterschiede bei Süßwasser- und Landinsekten
Roel van Klinks Studienauswertungen zeigen, dass die Insektenpopulationen zum Teil auch wachsen – etwa im Süßwasser, wo sich die Larven von Libellen, Stein- und Köcherfliegen entwickeln.
„Ich denke, man kann sagen: Süßwasserinsekten geht es ganz gut, sie scheinen von einer verbesserten Wasserqualität zu profitieren. Aber was Landinsekten angeht, da sollten wir besorgt sein! Es gibt Studien, die zeigen Rückgänge von 50 Prozent bei Laufkäfern, Schmetterlingen und Zwergzikaden. Auch das ist immer noch alarmierend!“
Martin Sorg, Mitglied der Entomologischen Gesellschaft Krefeld, wollte sich auf der Tagung in Wien nicht zu van Klinks Analysen äußern, ohne die Daten genau zu kennen. Er selbst verwies auf Untersuchungen in den Niederlanden und in Südengland. Auch sie zeigten Rückgange der Insekten-Biomasse von rund 80 Prozent.
„Ich denke, man kann sagen: Süßwasserinsekten geht es ganz gut, sie scheinen von einer verbesserten Wasserqualität zu profitieren. Aber was Landinsekten angeht, da sollten wir besorgt sein! Es gibt Studien, die zeigen Rückgänge von 50 Prozent bei Laufkäfern, Schmetterlingen und Zwergzikaden. Auch das ist immer noch alarmierend!“
Martin Sorg, Mitglied der Entomologischen Gesellschaft Krefeld, wollte sich auf der Tagung in Wien nicht zu van Klinks Analysen äußern, ohne die Daten genau zu kennen. Er selbst verwies auf Untersuchungen in den Niederlanden und in Südengland. Auch sie zeigten Rückgange der Insekten-Biomasse von rund 80 Prozent.
Was alle Forschergruppen vermuten: Es sind vor allem Pestizide aus der Landwirtschaft, die zu den Verlusten führen. Belegen lasse sich das aber nicht. Denn es fehlten Daten über die Anwendung der Ackergifte – selbst in Schutzgebieten.