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EU-Frühjahrsprognose
Niedriger Ölpreis lässt Wirtschaft wachsen

Die Wirtschaft Europas wächst stärker als noch im Winter von der EU-Kommission vorhergesagt. Das liegt zum großen Teil am niedrigen Ölpreis. Sorgenkind bleibt Griechenland - und auch die allgemeine Staatsverschuldung bereitet Kopfzerbrechen.

Von Jörg Münchenberg | 05.05.2015
    Die Bohr- und Förderinsel Mittelplate in der Nordsee vor der Küste bei Büsum (Schleswig-Holstein), aufgenommen am 21.05.2014.
    Der niedrige Ölpreis entlastet Unternehmen und Verbraucher. (picture alliance / dpa - Christian Charisius)
    Endlich konnte EU-Währungskommissar Pierre Moscovici heute wieder einmal halbwegs positive Zahlen verkünden. Die Wirtschaft Europas wächst stärker als noch im Winter von der EU-Kommission vorhergesagt, was nicht zuletzt auf den niedrigen Ölpreis zurückzuführen ist, der Unternehmen wie Verbraucher entlastet. Aber auch der deutlich gefallene Eurokurs hat das seine dazu beigetragen, dass die europäischen Unternehmen jetzt mehr exportieren können als noch vor drei Monaten vorhergesagt. In Zahlen klingt das so: "In der gesamten EU wird sich das Wachstum laut Prognose von 1,4 Prozent 2014 auf 1,8 Prozent und auf 2,1 Prozent dann für 2016 beschleunigen. In der Eurozone wird wiederum das Wachstum von 0,9 Prozent 2014 auf 1,5 Prozent in diesem Jahr und dann auf 1,9 Prozent im kommenden Jahr zunehmen."
    Prognose leicht angehoben
    Also hat auch die EU Kommission jetzt ihre Prognosen - wie schon der Internationale Währungsfonds zuvor - ihre Prognosen leicht angehoben. Freilich wird sich diese Entwicklung nur verhalten am Arbeitsmarkt niederschlagen. Demnach geht die Arbeitslosenrate im Euroraum nur leicht von 11,6 auf dann 11 Prozent in diesem Jahr zurück; in der gesamten EU sinkt sie von 10,2 auf dann 9,6 Prozent.
    Wobei das enorme Gefälle in der EU weiterhin bestehen bleibt: laut Kommission dürfte die Arbeitslosenrate in Griechenland bei 25,6 Prozent liegen - Musterschüler bleibt Deutschland mit prognostizierten fünf Prozent. Zu den laufenden Verhandlungen in Brüssel zwischen den Institutionen und der griechischen Regierung über die noch ausstehende Reformliste wollte sich Moscovici heute erwartungsgemäß nicht äußern.
    Verunsicherung bei Investoren
    Gleichwohl spiegeln die vorgelegten Zahlen auch die große Verunsicherung bei Investoren und Unternehmen wieder, was sich wiederum empfindlich auf die griechische Wirtschaft ausgewirkt hat. Das Wachstum, so der Währungskommissar hat sich demnach in den letzten Monaten deutlich verlangsamt: "Angesichts der großen Verunsicherung mussten wir die Prognosen deutlich nach unten korrigieren. Demnach wird die griechische Wirtschaft in diesem Jahr nur um 0,5 Prozent wachsen. Aber 2016 könnten es dann schon wieder 2,9 Prozent sein. Diese Prognose geht dabei davon aus, dass das zweite Hilfsprogramm erfolgreich im Juni abgeschlossen werden kann." Was jedoch noch keinesfalls sicher ist. Am kommenden Montag werden die Eurofinanzminister bei ihrem regulären Treffen in Brüssel erneut eine Zwischenbilanz ziehen. Er hoffe bis dahin auf gute Fortschritte, gab sich Moscovici betont zurückhaltend.
    Deutlich gestiegen ist auch die Staatsverschuldung - anstatt bei 170 Prozent - wie noch im Winter vorhergesagt, dürfte sie 2015 180 Prozent gemessen am BIP erreichen. Was wiederum auch die Debatte über die mittelfristige Schuldentragfähigkeit und damit auch einen möglichen Schuldenschnitt für Griechenland abermals befeuern dürfte. Aber auch dazu hieß es heute von der EU-Kommission: kein Kommentar.