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Sexueller Missbrauch
Gefängnisstrafe für ehemaligen Tischtennistrainer

Ein ehemaliger Tischtennistrainer des TSV Höfingen in Baden-Württemberg muss ins Gefängnis. Das Landgericht Stuttgart verurteilte den 62-jährigen wegen sexuellen und schweren sexuellen Missbrauchs von mehreren Kindern, die er trainiert hatte.

Von Andrea Schültke | 20.10.2017
    Tischtennis
    Missbrauchsskandal um einen ehemaligen Tischtennistrainer des TSV Höfingen: Der 62-jährige muss für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. (picture-alliance / dpa / Foto: Friso Gentsch )
    Verurteilt wurde der Angeklagte für 13 Fälle von sexuellem und schwerem sexuellen Missbrauch. Die Betroffenen: fünf Jungen, zur Tatzeit zwischen sieben und elf Jahren alt. Nach Angaben eines Gerichtssprechers hatten die Übergriffe bei Vereinsfahrten nach Österreich stattgefunden – zum Ferienhaus des Verurteilten. Dort hatte der Trainer seine Schützlinge auch dazu gebracht, an sich selbst zu manipulieren und davon Fotos angefertigt. Diese habe er aber nicht weiter verteilt.
    Dreieinhalb Jahre Gefängnis
    Zu Beginn des Verfahrens hatte der Angeklagte ein Geständnis abgelegt und den Kindern dadurch die Zeugenaussage erspart. Die Staatsanwaltschaft hatte viereinhalb Jahre Haft gefordert, die Verteidigung zwei Jahre auf Bewährung. Das Urteil lautete letztendlich dreieinhalb Jahre Gefängnis. Außerdem muss der ehemalige Tischtennis-Trainer insgesamt 18.000 Euro Schmerzensgeld zahlen.
    "Wir waren davon negativ überrascht", sagte der Vereinsvorsitzende des TSV Höfingen Ulrich Hoppe auf Anfrage des Deutschlandfunks. Er sei bei jedem Verhandlungstag dabei gewesen und hätte nach den Schilderungen ein höheres Urteil erwartet.
    Umfangreiche Ermittlungen
    Ein Gerichtssprecher begründete das eher milde Urteil mit dem Geständnis, dem Alter des Verurteilten und der Tatsache, dass der 62-jährige schwer krank sei und in der Untersuchungshaft habe operiert werden müssen.
    Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Da der Trainer über Jahrzehnte für den Verein tätig war, hatte die Polizei Böblingen umfangreiche Ermittlungen durchgeführt und ehemalige Spieler teilweise auch im Ausland kontaktiert. Letztendlich waren im Urteil fünf Geschädigte aufgeführt. Ob die Ermittler im Rahmen ihrer Untersuchungen weitere Betroffene ausfindig gemacht haben, sagte der Gerichtssprecher nicht.
    "Unehrenhaft aus dem Verein entlassen"
    Als die Vorwürfe bekannt wurden, hat der Tischtennis-Verein Präventionsmaßnahmen installiert und sich Hilfe von einer Fachberatungsstelle geholt. Nach dem jetzigen Urteil hat der TSV Höfingen weitere Konsequenzen gezogen:
    "Der Verurteilte wird nun unehrenhaft aus dem Verein entlassen und darf das Vereinsgelände nie wieder betreten", erklärte der Vereinsvorsitzende Ulrich Hoppe dem Deutschlandfunk.