Dienstag, 30. April 2024

Archiv


Spanien und der Befruchtungstourismus

In Spanien steht die Diskussion um die künstliche Befruchtung unter scharfer Beobachtung der katholischen Kirche. Die liberale und anonyme Handhabung der Prozedur erzürnt die Bischöfe - doch auch gibt es Befürworter.

Von Hans-Günter Kellner | 06.02.2013
    In Spanien legten die regierenden Sozialisten bereits 1988 die gesetzlichen Regeln zur künstlichen Befruchtung fest. Prinzipien, die bis heute gelten. Die Spender von Sperma müssen mindestens 18 Jahre alt sein, ihr Samen wird anonymisiert. Die Eizellen dürfen auch im Reagenzglas befruchtet werden. Es gibt keine Einschränkungen für unverheiratete Frauen - und inzwischen dürfen auch die Partnerinnen von lesbischen Frauen die Kinder adoptieren.

    Überzählige befruchtete Eizellen bedeuteten damals jedoch ein schwerwiegendes ethisches Problem. Mindestens 35.000 Pre-Embryonen lagerten tiefgekühlt in den Kliniken. 2003 verfügten darum die Konservativen, dass die Paare sich entscheiden könnten, eingefrorene Embryonen auch zur Forschung oder Spende freizugeben. Die katholische Bischofskonferenz protestierte, eine Eizelle sei von ihrer Befruchtung an menschliches Leben und müsse entsprechend geschützt werden. Doch es gab auch andere Stimmen aus der katholischen Kirche. Wie zum Beispiel Juan Masía, Bioethiker und Jesuitenpriester:

    "Wer sagt, das ist von der ersten Sekunde der Befruchtung an eine Person, muss diese Techniken grundsätzlich ablehnen. Aber der Samen eines Baumes ist auch kein Baum. Wenn ich den Samen nicht pflanze, wird er niemals zum Baum. Beim Menschen ist das ähnlich. Vor dem Einsetzen des Embryos in den Uterus kann man nicht von einem Menschen sprechen. Das wäre unwissenschaftlich. Aber wir brauen gesetzliche Regeln, Kontrollen."

    In der katholischen Kirche ist eine solche Ansicht zwar eher die Ausnahme. Doch die übergroße Mehrheit der Spanier teilt diese liberale Haltung zur künstlichen Befruchtung.

    Mehr zum Thema:

    Fortpflanzungsmedizin in Österreich

    Fortpflanzungsmedizin in Schweden