Raoul Schrott zum 30. Geburtstag des Lyrik Kabinetts

"Ein funktionierendes Zentrum der Poesie"

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Raoul Schrott, österreichischer Literaturwissenschaftler, Komparatist und Schriftsteller
Raoul Schrott, österreichischer Literaturwissenschaftler, Komparatist und Schriftsteller © Picture Alliance / dpa / Erwin Elsner
Raoul Schrott im Gespräch mit Dieter Kassel · 04.12.2019
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Das Lyrik Kabinett in München feiert sein 30-jähriges Bestehen. Für den österreichischen Schriftsteller Raoul Schrott ist es ein magischer Ort. Denn Poesie sei etwas so Seltenes geworden, "dass es schon fast etwas Anarchistisches hat".
Vor 30 Jahren gründete die Münchnerin Ursula Haeusgen das Lyrik Kabinett. Die von ihr ins Leben gerufene Stiftung trägt es noch heute und ermöglicht so eine Buchreihe, eine Bibliothek, Bildungsveranstaltungen und einen für viele magischen Ort mitten in München. Einer davon: der Schriftsteller Raoul Schrott, seit 13 Jahren Mitherausgeber der Edition Lyrik Kabinett und der Institution eng verbunden.

"Fast etwas Anarchistisches"

Das Lyrik Kabinett sei eins der wenigen funktionierenden Zentren der Poesie, zu dem regelmäßig viel Publikum komme, erklärt Raoul Schrott und bescheinigt dem Ort eine besondere Atmosphäre. Diese habe vor allem mit den Büchern und den Dichtern zu tun, die man dort vorfinde, und ebenso mit einem literarischen Quartett, das hier regelmäßig über lyrische Neuerscheinungen spreche. In einer Zeit, in der jeder tiefere Gedanken "vorgekaut" werden müsse, sei dies "etwas so Seltenes, dass es schon fast etwas Anarchischstes hat".

"Überhaupt nicht elitär"

Gleichzeitig sei das Lyrik Kabinett aber "überhaupt nicht elitär", erzählt der Schriftsteller. "Das ist einer der zugänglichsten Orte, die ich kenne." Hervorzuheben sei in diesem Zusammenhang auch die Gründung durch Ursula Hausgen als eins "der wenigen Beispiel von selbstlosem, unprätentiösem Mäzenatentum, das sich nicht darstellen will mit seiner Stiftung, sondern etwas zur Verfügung stellt". Sie sei aus "ganzem Herzen der Poesie zugetan" gewesen. "Das muss man wirklich mit dieser Formulierung sagen, weil es wirklich eine selbstlose, liebende Angelegenheit war."
(ckü)
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