Homolka beklagt Schlechterstellung jüdischer Theologie

10.01.2012
Vor dem morgigen Beginn der Verhandlungen um die Einrichtung einer jüdisch-theologischen Fakultät an der Universität Erfurt hat sich der Leiter des Potsdamer Abraham-Geiger-Kollegs, Walter Homolka, zuversichtlich zu einem positiven Ausgang der Gespräche geäußert.
Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) "hat ganz persönlich und sehr warmherzig gesagt, dass sie uns haben will und dass sie alles daran setzt, dieses Anliegen zu unterstützen", betonte Homolka. In Thüringen habe man die historische Dimension der Sache wohl gut erkannt. "Deswegen denke ich, dass die Gespräche in Thüringen sehr positiv und vielversprechend verlaufen werden."

Den Thüringer Gesprächen vorangegangen waren fast eineinhalbjährige Verhandlungen mit dem Land Brandenburg, die bisher ergebnislos blieben. Deshalb habe man Anfang November gesagt, man werde sich jetzt auch woanders umsehen. "Während wir in Brandenburg immer gehört haben, warum alles nicht geht, haben wir in Thüringen gehört, warum man es trotzdem möglich machen möchte", sagte Homolka.

Forderung nach Einrichtung einer entsprechenden Fakultät gebe es schon seit 1820, betonte Homolka. "Es ist ein leidvoller Aspekt der Wissenschaftsgeschichte in Deutschland, dass 200 Jahre lang von unterschiedlicher Seite die Gründung einer jüdisch-theologischen Fakultät verhindert worden ist." Das Abraham-Geiger-Institut sei zwar ein An-Institut der Universität Potsdam, aber man sei "weit schlechter gestellt ( ... ) in der Anbindung und in der inneren Struktur der Universität" als die christlich-theologischen Fakultäten: "Wir wirken auch an der Lehre mit, aber wir haben keine Möglichkeiten innerhalb der Universitätsstruktur zum Beispiel an der Berufung von Professoren mitzuwirken."

Eine Asymmetrie besteht Homolka zufolge auch gegenüber dem Status der islamischen Theologie an den Universitäten. "Es ist schlechterdings nicht einzusehen, warum wir die Rabbinerausbildung weitgehend mit Lehrbeauftragten aus unserem Budget bezahlen, und die Islamischen Zentren bestehen aus vier bis sechs Lehrstühlen", kritisierte er.

Das vollständige Gespräch können Sie bis zum 10. Juni 2012 als MP3-Audio in unserem Audio-On-Demand-Player nachhören.
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