Online bestellt – regional geliefert
Auf der einen Seite die Online-Händler, auf der anderen Seite die Metropolen: Besonders die mittelgroßen Städte leiden darunter, dass die Kunden wegbleiben. Mithilfe eines bayerischen Start-ups sagen die Einzelhändler der Konkurrenz nun den Kampf an.
Einkaufen in der Innenstadt? Aus- und anziehen in einer engen Umkleidekabine? Nur wenn sie muss, winkt die Mutter von zwei Töchtern ab:
„Für mich ist es Stress. Ich bin eine Person, die nicht gern in die Stadt geht. Im Internet ist es einfach einfacher. Ich bestell mir des, probier‘ das in Ruhe an und schick‘ s dann wieder zurück.“
„Für mich ist es Stress. Ich bin eine Person, die nicht gern in die Stadt geht. Im Internet ist es einfach einfacher. Ich bestell mir des, probier‘ das in Ruhe an und schick‘ s dann wieder zurück.“
Weniger Kunden in der Innenstadt
Weil immer mehr, vor allem junge Heilbronner so denken, kommen immer weniger Kunden in die Innenstadt-Läden. Doch mit der Not wuchs die Experimentierfreude der Händler. Und so entschied vor zwei Jahren der Gewerbeverein "Stadt-Initiative Heilbronn„, das Rund-um-die-Uhr-Geschäft nicht mehr allein den Online-Riesen zu überlassen.
Karl-Josef Jochim betreibt als Franchisepartner von Tee Geschwendner ein Geschäft im Zentrum von Heilbronn.
„Jawoll, ich bin von Anfang an dabei bei diesem Internet-Shop von der Stadt-Initiative. Ich biete Tees an, eine kleine Auswahl davon und einiges an Porzellan-zubehör. Es gibt Beispiele, wo ein Kunde eine Kanne sucht, die er bei mir dann sieht, dann anruft und fragt: Stimmt das, dass die wirklich da ist, die legen Sie mir mal auf die Seite.“
Genau das tun Kunden gern, wenn Händler ihnen im Netz diese Möglichkeit bieten, weiß Roman Heimbold von Atalanda:
„Online recherchieren, und dann ins Geschäft gehen und sich dort beraten lassen.“
Und dann auch kaufen.
Karl-Josef Jochim betreibt als Franchisepartner von Tee Geschwendner ein Geschäft im Zentrum von Heilbronn.
„Jawoll, ich bin von Anfang an dabei bei diesem Internet-Shop von der Stadt-Initiative. Ich biete Tees an, eine kleine Auswahl davon und einiges an Porzellan-zubehör. Es gibt Beispiele, wo ein Kunde eine Kanne sucht, die er bei mir dann sieht, dann anruft und fragt: Stimmt das, dass die wirklich da ist, die legen Sie mir mal auf die Seite.“
Genau das tun Kunden gern, wenn Händler ihnen im Netz diese Möglichkeit bieten, weiß Roman Heimbold von Atalanda:
„Online recherchieren, und dann ins Geschäft gehen und sich dort beraten lassen.“
Und dann auch kaufen.
Online recherchieren, offline kaufen
„Das ist der sogenannte ‚Ropo-Effekt‘: research online, purchase offline, der ist übrigens laut Studien zehnmal größer als der Beratungsklau, wo die Leute ins Geschäft gehen, sich beraten lassen, rausgehen und online bestellen.“
Das hat sich der Heilbronner Gewerbeverein zunutze gemacht. Mit Atalanda heuerte die Initiative eine Firma an, die den Händlern dabei assistiert, ihr Sortiment zumindest in Teilen online zu stellen – gegen Gebühr. Mit dabei Schreibwaren Seel, Familienbetrieb seit 200 Jahren.
„Vom Aufwand ist es für uns insofern nicht ganz so schlimm, denn wir haben im Hintergrund eine Genossenschaft, die unsere Artikel einpflegt.“
Für den Online-Auftritt musste Eva Schnepf, Inhaberin des großen Traditionshauses, deshalb nicht jedes ihrer 20.000 Produkte fotografieren und beschriften lassen.
„Sämtliche Ordner, sämtliche Stifte, alles was zu einem Schreibwarengeschäft an Standard gehört, haben wir schon auf Knopfdruck. Also, da bin ich ehrlich froh, dass ich nicht mit Mode handle und viermal im Jahr das komplette Sortiment reinstellen muss.“
Für Einzelhändler ohne Genossenschaft oder Franchise-Geber im Rücken ist das Online-Stellen der Sortimente, das Versenden und Einpflegen von Bestellungen aufwändig: eine Herausforderung. Für diejenigen, die Ein- und Ausgänge ihrer Waren noch gar nicht mit Hilfe einer Software erfassen, kaum zu stemmen. Der kleine Einzelhandel, so beschreibt Atalanda-Mitgründer Heimbold das Problem, hinkt bei der Digitalisierung hinterher. In Heilbronn machen immerhin 18 Händler mit, zwei weitere nutzen die Plattform nur als digitales Schaufenster, ohne Bestellfunktion. Aus Kunden-Perspektive ist die Teilnahmequote eher niedrig, räumt Roman Heimbold ein:
„Man kann jetzt nicht die komplette Verfügbarkeit in der Stadt abprüfen, da arbeiten wir natürlich dran. Wir sind auch im Gespräch mit großen Ketten, aber das ist ein längerer Prozess.“
Das hat sich der Heilbronner Gewerbeverein zunutze gemacht. Mit Atalanda heuerte die Initiative eine Firma an, die den Händlern dabei assistiert, ihr Sortiment zumindest in Teilen online zu stellen – gegen Gebühr. Mit dabei Schreibwaren Seel, Familienbetrieb seit 200 Jahren.
„Vom Aufwand ist es für uns insofern nicht ganz so schlimm, denn wir haben im Hintergrund eine Genossenschaft, die unsere Artikel einpflegt.“
Für den Online-Auftritt musste Eva Schnepf, Inhaberin des großen Traditionshauses, deshalb nicht jedes ihrer 20.000 Produkte fotografieren und beschriften lassen.
„Sämtliche Ordner, sämtliche Stifte, alles was zu einem Schreibwarengeschäft an Standard gehört, haben wir schon auf Knopfdruck. Also, da bin ich ehrlich froh, dass ich nicht mit Mode handle und viermal im Jahr das komplette Sortiment reinstellen muss.“
Für Einzelhändler ohne Genossenschaft oder Franchise-Geber im Rücken ist das Online-Stellen der Sortimente, das Versenden und Einpflegen von Bestellungen aufwändig: eine Herausforderung. Für diejenigen, die Ein- und Ausgänge ihrer Waren noch gar nicht mit Hilfe einer Software erfassen, kaum zu stemmen. Der kleine Einzelhandel, so beschreibt Atalanda-Mitgründer Heimbold das Problem, hinkt bei der Digitalisierung hinterher. In Heilbronn machen immerhin 18 Händler mit, zwei weitere nutzen die Plattform nur als digitales Schaufenster, ohne Bestellfunktion. Aus Kunden-Perspektive ist die Teilnahmequote eher niedrig, räumt Roman Heimbold ein:
„Man kann jetzt nicht die komplette Verfügbarkeit in der Stadt abprüfen, da arbeiten wir natürlich dran. Wir sind auch im Gespräch mit großen Ketten, aber das ist ein längerer Prozess.“
Einzelhändler im Digitalzeitalter
Schließlich habe auch Amazon Jahre gebraucht, um zu expandieren, ruft Heimbold ins Gedächtnis. Atalanda hat bislang Einzelhändler in rund 20 Städten beraten. In Seminaren bringen die Netzwerker aus Bayern Gewerbetreibenden bei, was für einen lokalen Internet-Marktplatz relevant ist. Wie baut man einen Lieferservice auf, wie ist die Rechtslage im Online-Handel. Eine Art Nachhilfe in Kommerz-Digitalisierung. Doch dazu müssen die Händler ihre Warenströme mit Hilfe einer Software erstmal erfassen. Wuppertal war 2014 Pionier in Sachen Online-City. Viele der teilnehmenden Händler legten sich erstmals ein Warenwirtschaftssystem zu. Seitdem haben sie einen perfekten Überblick über Ein- und Ausgänge. Endlich angekommen im Digitalzeitalter. Eine Professionalisierung beobachtet Roman Heimbold auch beim Online-Marketing.
„Bei den Händlern, die mitmachen, auf jeden Fall. Wenn Sie sich die Homepages von vielen Händlern ansehen, hat man so das Gefühl, die kommen aus den 90er-Jahren, und dass wir quasi unsere Technologie, unser Know-how zur Verfügung stellen, damit das sofort ein gewisses professionelles Niveau erreicht.“
Attendorn im Sauerland macht mit, Homburg an der Saar, Wolfenbüttel in Niedersachsen. Oft Orte, deren Einzelhändler im Konkurrenzkampf nicht nur gegen Amazon, sondern auch gegen benachbarte Metropolen oder Outlet-Center auf der grünen Wiese zu verlieren drohen. Weitere Städte wollen aufspringen: Plochingen in Schwaben, Bochum im Ruhrgebiet, und der österreichisch-bayrische Doppel-Ort Braunau-Simbach – das erste grenzüberschreitende Projekt. Sein Startup-Unternehmen bläst aber nicht zum Kampf gegen Amazon, stellt Roman Heimbold klar. Der Kunde entscheidet, wo er einkauft. Atalanda will den innerstädtischen Einzelhandel für eine Konkurrenz auf Augenhöhe rüsten. Dazu gehört, die Haltung zum E-Commerce zu verändern.
„Auch vom Kopf her müssen es die Händler einmal in den Kopf reinbekommen, dass man sagt, der virtuelle Kunde ist genauso so viel wert, wie der Kunde, der in der Filiale steht, und verdient auch genau den gleichen Aufwand.“
„Bei den Händlern, die mitmachen, auf jeden Fall. Wenn Sie sich die Homepages von vielen Händlern ansehen, hat man so das Gefühl, die kommen aus den 90er-Jahren, und dass wir quasi unsere Technologie, unser Know-how zur Verfügung stellen, damit das sofort ein gewisses professionelles Niveau erreicht.“
Attendorn im Sauerland macht mit, Homburg an der Saar, Wolfenbüttel in Niedersachsen. Oft Orte, deren Einzelhändler im Konkurrenzkampf nicht nur gegen Amazon, sondern auch gegen benachbarte Metropolen oder Outlet-Center auf der grünen Wiese zu verlieren drohen. Weitere Städte wollen aufspringen: Plochingen in Schwaben, Bochum im Ruhrgebiet, und der österreichisch-bayrische Doppel-Ort Braunau-Simbach – das erste grenzüberschreitende Projekt. Sein Startup-Unternehmen bläst aber nicht zum Kampf gegen Amazon, stellt Roman Heimbold klar. Der Kunde entscheidet, wo er einkauft. Atalanda will den innerstädtischen Einzelhandel für eine Konkurrenz auf Augenhöhe rüsten. Dazu gehört, die Haltung zum E-Commerce zu verändern.
„Auch vom Kopf her müssen es die Händler einmal in den Kopf reinbekommen, dass man sagt, der virtuelle Kunde ist genauso so viel wert, wie der Kunde, der in der Filiale steht, und verdient auch genau den gleichen Aufwand.“
Kundenzahlen steigen
In Heilbronn stöbern Kunden zunehmend online, und wenn sie sicher sind, dass das gesuchte Produkt in der Stadt vorrätig ist, kommen sie zum Testen und Kaufen vorbei, beobachtet Schreibwaren-Händlerin Eva Schnepf. Dann besteht die Chance, dass die Kaufwilligen in ihrem riesigen, aufwändig dekorierten Sortiment noch mehr Produkte entdecken.
„Unter Frequenzverlust in der Innenstadt haben wir eigentlich seit Jahren zu leiden. Aber wir haben tatsächlich seit dem Start von Atalanda wieder mehr Kunden im Haus. Also wir hatten seit zehn Jahren tröpfelnd immer weniger Kunden, und seit gut zwei Jahren wieder mehr Kunden.“
Dazu überregionale Online-Bestellungen, fast mehr, als ihr lieb ist.
Noch subventioniert Atalanda die Versandkosten, mit dem Gratis-Angebot will man den Fuß in die Tür der Einzelhändler bekommen. Für Eva Schnepf ist der Aufwand fürs Packen und Verschicken groß, der Umsatzanteil eher gering. Auch das vielleicht erst der Anfang einer Entwicklung ins Lukrative. Damit sie gelingt, braucht das auch in der Schweiz und in Luxemburg operierende Unternehmen Atalanda lokale Kümmerer. In Heilbronn übernimmt das der Gewerbeverein.
Ehmann: „Der Online-Shop hat jetzt im April zweijährigen Geburtstag.“
Daniela Ehmann ist eine der Ansprechpartnerinnen. Wenn der Datentransfer hakt oder Innovationen anstehen, hängt sie sich rein. Was der Gang ins Internet in den vergangenen zwei Jahren gebracht hat?
„Unter Frequenzverlust in der Innenstadt haben wir eigentlich seit Jahren zu leiden. Aber wir haben tatsächlich seit dem Start von Atalanda wieder mehr Kunden im Haus. Also wir hatten seit zehn Jahren tröpfelnd immer weniger Kunden, und seit gut zwei Jahren wieder mehr Kunden.“
Dazu überregionale Online-Bestellungen, fast mehr, als ihr lieb ist.
Noch subventioniert Atalanda die Versandkosten, mit dem Gratis-Angebot will man den Fuß in die Tür der Einzelhändler bekommen. Für Eva Schnepf ist der Aufwand fürs Packen und Verschicken groß, der Umsatzanteil eher gering. Auch das vielleicht erst der Anfang einer Entwicklung ins Lukrative. Damit sie gelingt, braucht das auch in der Schweiz und in Luxemburg operierende Unternehmen Atalanda lokale Kümmerer. In Heilbronn übernimmt das der Gewerbeverein.
Ehmann: „Der Online-Shop hat jetzt im April zweijährigen Geburtstag.“
Daniela Ehmann ist eine der Ansprechpartnerinnen. Wenn der Datentransfer hakt oder Innovationen anstehen, hängt sie sich rein. Was der Gang ins Internet in den vergangenen zwei Jahren gebracht hat?
Chance für Nischenprodukte
„Bewirkt hat ‚s eigentlich, dass einige Nischenprodukte Aufmerksamkeit gewonnen haben, durch diesen Onlineshop. Das Beispiel von der Firma ‚Wollke‘, die ja mit ihren Knöpfen auf einmal einen Run hat, ist natürlich hervorragend, um zu sagen: Hier gibt es noch ein Inhaber-geführtes kleines Wolle-Geschäft, die auch Artikel im Sortiment haben, die man nur noch online bekommt – die haben das tatsächlich vor Ort – das ist natürlich von Vorteil.“
Zumal das Geschäft als Service bietet, Knöpfe auch anzunähen. Wer es betritt, entdeckt neben Wolle auch Handarbeit-Unikate. Neue Chancen für einen Nischen-Laden, der Häkel-Tücher und Stricksocken auch bundesweit liefert. Die Dienstleistung zum Produkt ist die Stärke des klassischen Einzelhandels, findet Roman Heimbold:
„Das werden wir in wenigen Tagen online abbilden, welche Services bietet noch ein Händler, und ich kann dann als Kunde auch gleich einen Termin vereinbaren und sagen, ich möchte morgen gern eine persönliche Beratung im Mode-Geschäft. Oder eine Gravur auf meinem Stift.“
In jedem Fall zukunftsträchtig, meinen Kunden, dass der Innenstadthandel das Online-Geschäft für sich entdeckt hat.
Zumal das Geschäft als Service bietet, Knöpfe auch anzunähen. Wer es betritt, entdeckt neben Wolle auch Handarbeit-Unikate. Neue Chancen für einen Nischen-Laden, der Häkel-Tücher und Stricksocken auch bundesweit liefert. Die Dienstleistung zum Produkt ist die Stärke des klassischen Einzelhandels, findet Roman Heimbold:
„Das werden wir in wenigen Tagen online abbilden, welche Services bietet noch ein Händler, und ich kann dann als Kunde auch gleich einen Termin vereinbaren und sagen, ich möchte morgen gern eine persönliche Beratung im Mode-Geschäft. Oder eine Gravur auf meinem Stift.“
In jedem Fall zukunftsträchtig, meinen Kunden, dass der Innenstadthandel das Online-Geschäft für sich entdeckt hat.