Dienstag, 30. April 2024

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Türkei
Seilschaften zwischen Politik und Fußball

Türkische Politiker tragen bei öffentlichen Auftritten gerne Fanschals des örtlichen Fußballvereins, hat Harald Aumeier beobachtet. Auch vor dem Verfassungsreferendum sei das hier und da vorgekommen - wenn auch nicht so massiv wie in der Vergangenheit, sagte der Blogger und Türkeiexperte im DLF. Dennoch gebe es enge Verbindungen zwischen dem türkischen Fußball und der Regierungspartei.

Harald Aumeier im Gespräch mit Mathias von Lieben | 15.04.2017
    Freundschaftsspiel zwischen Türkei und Moldavien im Yeni Ataturk Stadion in Eskisehir (Türkei).
    Regierungskritische Statements sind in türkischen Stadien nicht mehr zu finden, sagt Blogger und Türkeiexperte Harald Aumeier. (imago)
    So hätten sich etwa kleinere Amateurvereine hinsichtlich des Verfassungsreferendums für ein "Ja" ausgesprochen, berichtete Harald Aumeier in der Sendung Sport am Samstag. Und der Präsident des Fußballverbandes habe vor Kurzem auf einer Veranstaltung gesagt, er wünsche sich, "dass wir am 17. April aufwachen in einer Türkei, die ja sagt zu einer starken Türkei." Auch wenn das sehr verklausuliert gewesen sei: "Jeder hat es so wahrgenommen, als ob der Präsident des Fußballverbandes im Verfassungsreferendum am 16. April für ein Ja stimmen würde", erklärte Aumeier. So wie es sich die Regierungspartei AKP um Präsident Recep Tayyip Erdogan wünscht.
    Keine Kritik in türkischen Stadien
    Kritische Stimmen und Äußerungen gegen die Regierung seien dagegen mit der Einführung eines elektronischen Ticketsystems aus Fußballstadien verbannt worden, sagte Aumeier im DLF: "Dass es irgendetwas gibt in türkischen Stadien, was sich gegen die Regierung richtet, ist nicht mehr festzustellen." Fans würden sich nach Ansicht des Bloggers heute drei- bis viermal überlegen, ob sie sich im Stadion politisch äußern - da sie mit ihrem Namen eindeutig einem bestimmten Sitzplatz zugeordnet werden könnten.
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    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.