Dienstag, 30. April 2024

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AKW werden abgeschaltet
Antworten zum endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie in Deutschland

Der verschobene Atomausstieg in Deutschland soll Mitte April endgültig vollzogen werden. Damit fängt eine andere langwierige Arbeit an: Der Rückbau der letzten drei Meiler. Wir erklären, was in dieser Woche und in den nächsten Jahren passiert.

11.04.2023
    Der dampfende Kühlturm des Kernkraftwerks Isar 2 in Bayern, im Vordergrund das Dorf Wattenbacherau mit Ziegeldächern und Kirchturm.
    Das Kernkraftwerk Isar 2 und das Dorf Wattenbacherau in Bayern (imago / Dirk Sattler)

    Welche Atomkraftwerke sind noch aktiv?

    In Deutschland sind noch drei Atomkraftwerke am Netz: Isar 2 in Bayern, betrieben von der Eon-Tochter Preussen-Elektra, Emsland in Niedersachsen, betrieben von RWE, und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg, betrieben von EnBW. Sie werden spätestens am 15. April 2023 abgeschaltet, so schreibt es das Atomgesetz vor. Die drei Atomkraftwerke sind seit 1988 im Betrieb und haben eine Bruttoleistung von jeweils rund 1.400 Megawatt.

    Warum wurde der Ausstieg verschoben?

    Ursprünglich vorgesehen war, Ende 2022 die Nutzung der Atomenergie in Deutschland zu beenden. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die daraus resultierende Energieversorgungs-Krise führte jedoch nach längerer Debatte im Dezember zu einer Verlängerung der Laufzeiten.

    Wurden neue Brennelemente gekauft?

    Nein, für die Verlängerung wurden die vorhandenen Brennelemente neu konfiguriert und im Streckbetrieb mit einer verringerten Kraftwerksleistung genutzt.

    Was geschieht nach der Abschaltung?

    Zunächst werden die Brennelemente nach einer Abklingzeit in Atommüll-Zwischenlager an den Kraftwerksstandorten gebracht. Diese Nachbetriebsphase dauert vier bis fünf Jahre. Danach beginnt die mehrjährige Stilllegungsphase.
    Der Energiekonzern RWE geht davon aus, dass das AKW Emsland 2037 frei von Radioaktivität sein wird. Damit fällt die Anlage dann nicht mehr unter das Atomgesetz. Erst danach erfolgt der konventionelle Anlagenrückbau. Je nach Größe des AKW kostet der gesamte Rückbau laut RWE zwischen 500 Millionen und 1 Milliarde Euro.

    Gibt es ein Endlager für radioaktiven Abfall?

    Die Suche nach einem Endlager dauert an. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung will bis 2031 einen Standort finden.

    Lässt das Atomgesetz neue Atomkraftwerke zu?

    Nein, ein Neubau von Atomkraftwerken ist untersagt. Begründet wird dies mit den Sicherheitsrisiken der Atomkraft-Nutzung, schlechter Kompatibilität mit erneuerbaren Energien sowie dem Problem der Atommüll-Endlagerung.

    Ist die Atomkraft CO2-frei?

    Angesichts der Klimakrise gibt es immer wieder Forderungen nach einer weiteren Nutzung der Atomkraft in Deutschland. Häufig wird behauptet, die Atomkraft sei CO2-frei. Dem widerspricht das Umweltbundesamt: Unter anderem beim Uranabbau, dem Betrieb der Kraftwerke und der Endlagerung würden Treibhausgasemissionen anfallen.

    Weiterführende Informationen

    In unserem Newsblog zum Krieg in der Ukraine und seinen Auswirkungen finden Sie einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen.
    Diese Nachricht wurde am 11.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.