Künstler unter geteiltem Himmel

09.11.2011
Dem Direktor der Neuen Nationalgalerie, Udo Kittelmann, ist es zu verdanken, dass nach großen Schauen wie der MoMA und anderen auch die eigene Sammlung wieder ins Bewusstsein rückte. Nach Teil eins im vergangenen Jahr folgt nun der zweite Abschnitt - mit Werken von 1945 bis 1968.
Die Sammlung im Mies-van-der-Rohe-Glastempel zeigt auf wohl einzigartige Weise die Geschichte der Stadt Berlin und des gesamten Landes. Der Direktor der Neuen Nationalgalerie hat diesen Schatz gehoben, und nachdem er im vergangenen Jahr den ersten Teil der Sammlung präsentiert hatte (1900 bis 1945, kuratiert von Dieter Scholz), ist nun der ebenso beeindruckende zweite Teil zu sehen: Kunstwerke - entstanden zwischen 1945 und 1968, einer Zeit voller Kontraste und harter Fronten zwischen Ost und West und vielen noch lange nachwirkenden historischen Ereignissen, vom Wirtschaftswunder bis zu Mauerbau und Vietnam-Krieg,
Wie Kittelmann sagt, kann man auch in diesem zweiten Ausstellungsteil die beiden "Königswege" der Kunst gut nachvollziehen, den der Figuration und den der Abstraktion. Vor dem Mauerbau habe es im Osten wie im Westen beides immer nebeneinander gegeben. Nach 1961 aber habe im Westen der abstrakte Weg vorgeherrscht, während die Figuration "zur Proklamation des Ostens" wurde, sagte Kittelmann. Allerdings habe es auch Künstler wie Baselitz und Lüppertz gegeben, die zwar aus dem Osten kamen, aber auch auf der westlichen Seite der Mauer weiterhin figurativ gemalt hätten.

Kittelmann wies darauf hin, dass die Sammlung der Neuen Nationalgalerie "einmalig" und ein "historischer Glücksfall" sei. Kein anderes Museum in Deutschland könne so breite Bestände sogenannter DDR-Kunst präsentieren. Seinen Grund habe dies darin, dass nach dem Mauerfall Nationalgalerie Ost und Nationalgalerie zusammengelegt worden seien:
"Sie ist die einzige Sammlung, die in dieser Breite die Kunst beider Deutschlands darstellen kann."

Aus diesem Grund führe die Nationalgalerie ihren Namen auch zu Recht, denn es gehe nicht nur um die ästhetische Geschichte der Kunst, sondern auch um ihre soziale Geschichte.


Das vollständige Gespräch mit Udo Kittelmann können Sie in unserem Audio-on-Demand-Angebot mindestens bis zum 9. April 2012 als MP3-Audio hören.


Links auf dradio.de:

Kunstsammlungen zwischen Schatz- und Abstellkammer - Wie Depotbestände und Privatsammlungen zusammen präsentiert werden


Infos im Web: Neue Nationalgalerie.
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