Dienstag, 30. April 2024

Journalismus
Ippen-Verlag testet KI in Redaktionen. Digital Chef: Kein Ressort ist ausgeschlossen

Die Digital-Sparte des Münchner Medienunternehmens Ippen testet Programme der Künstlichen Intelligenz zur Unterstützung der Redaktionen. Der Schwerpunkt liege auf der Service- und Unterhaltungs-Berichterstattung, sagte Digital-Chef Markus Knall der Fachzeitschrift Journalist.

03.06.2023
    Das Foto zeigt Markus Knall, Digital-Chef der Ippen-Gruppe. Im Hintergrund sind Bildschirme einer Redaktion zu sehen.
    Markus Knall, Ippen-Mediengruppe (StefanWeberPhotoArt/Ippen-Mediengruppe/dpa)
    Zum Einsatz kämen verschiedene Programme, um Texte, Überschriften oder auch Bilder zu fertigen. Mehrere hundert Beiträge seien bereits erschienen, die in irgendeiner Weise die KI unterstützt habe.

    "Kein Ressort ist ausgeschlossen"

    Digital-Chef Knall zeigte sich offen, KI auch in anderen Ressorts wie zum Beispiel in der Politikberichterstattung einzusetzen. Vorbehalte habe er bei meinungsbildenden Texten. Knall deutete an, dass sich die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten grundlegend ändern könnte. "Eine der Aufgaben ist es, Standards zu kreieren, mit denen unsere Redakteure bei KI-Anfragen ein gutes Ergebnis erzielen." Die Qualität einer Anfrage an ein Sprachmodell, der Prompt, bestimme maßgeblich die Qualität des Ergebnisses, so Knall. Man habe dafür eigens eine Stelle ausgeschrieben.
    Es werde immer weniger relevant, ob ein Redakteur die Ausformulierung selbst vorgenommen habe. Wichtiger werde ein Thema richtig anzugehen, die relevanten Quellen auszuwählen, den Textaufbau zu bestimmen, die richtigen Prompts zu formulieren und das Ergebnis zu prüfen.

    Standards sollen Qualität sichern

    Das Unternehmen will nach eigenen Angaben nicht nur auf die Entwicklung reagieren. Man verstehe KI-Anwendungen vielmehr als Fortschritt, den man proaktiv begleiten wolle, ohne Risiken auszublenden. Als Regel gilt: KI-Anwendungen unterliegen den redaktionellen Leitlinien oder Unternehmensrichtlinien. Auch soll ein Transparenzgebot gegenüber Lesern, Mitarbeitenden und Kunden eingehalten werden. Redaktionelle Inhalte sollen immer von Redakteuren geprüft und beauftragt werden.
    Zum Verbund von Ippen Digital gehören rund 50 Nachrichtenportale, darunter Websites von Lokalzeitungen und Anzeigenblättern. Bekannte Marken sind Münchner Merkur und Frankfurter Rundschau.

    DLF-Chefredakteurin wirbt für offenen Umgang mit KI

    Nicht die KI bedrohe unsere Arbeit, sondern diejenigen, die sie in böser Absicht nutzten, sagte die Chefredakteurin des Deutschlandfunks, Birgit Wentzien, der Monatszeitschrift "Informationen" der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands. Die Entwicklung könne nicht aufgehalten werden, "sich angstvoll wegzuducken" sei auch keine Alternative. Gleichzeitig mahnte Wentzien Transparenz an. "Alles, was wir mit Hilfe der KI tun, müssen wir nachvollziehbar machen."