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Daimler-Bilanz
Gewinn bricht ein, Chef unter Druck

Zum zweiten Mal in Folge musste Daimler einen massiven Gewinneinbruch hinnehmen. Dabei verkaufte der Autobauer 2019 fast so viele Fahrzeuge wie im Vorjahr. Zu Buche schlagen aber der Dieselskandal und die Umstellung auf Elektroantriebe. Vorstandschef Ola Källenius will dennoch an seinem Kurs festhalten.

Von Uschi Götz | 11.02.2020
Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, nimmt an der Bilanz-Pressekonferenz der Daimler AG teil
Daimler hat 2019 deutlich weniger Gewinn eingefahren als im Vorjahr (picture alliance / Marijan Murat)
"Die finanziellen Ergebnisse, die wir präsentieren für das Jahr 2019, das sind nicht Ergebnisse, die wir für die Zukunft sehen wollen."
So viel vornweg. Mit Spannung wurde Ola Källenius' Auftritt heute bei seiner ersten Jahrespressekonferenz erwartet. Neun Monate ist her, dass der 50-jährige Schwede Dieter Zetsche an der Konzernspitze abgelöst hat. Drei Gewinnwarnungen fallen in diese kurze Amtszeit und es geht holprig weiter. In einem englisch-deutschen Sprachmix präsentierte Källenius heute die Zahlen, die alles andere als gut sind:
"Das ist nicht diesem guten und stolzen Unternehmen gerecht. Das ist auch nicht das, was ich akzeptiere oder was wir vorhaben für die Zukunft. Wir haben Maßnahmen ergriffen und wir werden weitere Maßnahmen ergreifen, sowohl in der Kosteneffizienz, als auch in der Kostenstruktur."
Der Auspuff eines Smart Diesels Stuttgart (Baden-Württemberg), im Hintergrund ist ein Mercedes-Stern zu sehen. 
Gewinnwarnung / Dieselgate kostet Daimler weitere Milliarden
Diesel sollen nach einem Softwareupdate sauberer werden, bei Mercedes etwa. Doch nun zeigt sich bei Messungen: Der Stickoxidausstoß sinkt nicht, er steigt. Der Dieselskandal ist noch nicht abgehakt, und die Rechnung dafür wird länger.
Zum zweiten Mal in Folge muss Daimler einen massiven Gewinneinbruch hinnehmen. So betrug das Konzernergebnis 2,7 Milliarden Euro, das sind 64 Prozent weniger als 2018.
Mitarbeiter und Aktionäre bekommen Sparrunde zu spüren
Dabei verkaufte der Autobauer in 2019 fast so viele Autos, Busse und Lkw wie im Vorjahr. Doch es sind vor allem Sonderbelastungen, die die Bilanz belasten: Mit mehreren Milliarden Euro schlägt der Dieselskandal zu Buche - ebenso die Transformation, der Wechsel von Verbrennungsmotor zu Elektroantrieben. Mit Blick auf die magere Dividende räumte Källenius ein:
"90 Cent, erheblich unterhalb des Vorjahrs, ist sicherlich nicht das, was wir für die Zukunft sehen wollen. Wir wollen unsere Ertragskraft erhöhen. Wir wollen auch über bessere Cash Conversion Rates unseren Cashflow erhöhen."
Um wieder ein anderes Dividendenniveau zu erreichen, so Källenius.
Betriebsrat unzufrieden
Den Gewinneinbruch bekommen auch die Mitarbeiter zu spüren. Betrug die Prämie für Tarifbeschäftigte in 2018 noch fast 5.000 Euro, gibt es jetzt eine Ergebnisbeteiligung von rund 600 Euro und eine Anerkennungsprämie von bis zu 500 Euro. War gestern noch spekuliert worden, Daimler könne einen noch größeren Stellenabbau ankündigen, betonte Källenius soeben:
"Bei den Personalkosten haben wir im Herbst präsentiert, und dabei bleibt es, dass wir bis Ende 2022 1,4 Milliarden Euro Personalkosten pro Jahr sparen wollen."
Man habe mit dem Betriebsrat eine Rahmenvereinbarung geschlossen und könne im Frühjahr in die Umsetzung gehen:
"Da werden wir alle Arten von Maßnahmen, die uns zur Verfügung stehen nutzen, um dieses Kostenvolumen zu heben, inklusive Ausscheidevereinbarungen."
Daimler Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht hatte zuvor Källenius in einem Interview mit dem Handelsblatt Mängel bei der Kommunikation und eine fehlende Strategie vorgeworfen. In der Belegschaft herrsche eine "Stimmung zwischen Wut und Enttäuschung". Ein neues Konzept wurde heute nicht präsentiert, vielmehr beschwor Källenius den eingeschlagenen Kurs.