Abtrünniger und Träumer

Von Klaus Liebe · 07.06.2011
Er war eine der bedeutendsten Figuren des Kommunismus: Milovan Djilas, der Partisanenführer aus den Bergen Montenegros, einer von Titos engsten Vertrauten, der ehemalige Vizepräsident Jugoslawiens.
Vor 100 Jahren, im Juni 1911, wurde er geboren. Macht hat ihn nie interessiert, wohl aber der Kampf, die Suche nach der Wahrheit, nach der eigentlichen Bestimmung des Menschen. Anfang der 50er-Jahre des vorigen Jahrhunderts begann er erst in einer Artikelserie, dann in seinem Weltbestseller "Die neue Klasse", mit dem dogmatischen Kommunismus abzurechnen.

Titos Antwort war hart: Djilas musste fast zehn Jahre im Gefängnis verbringen, eine Haft, die ihn nur stärkte und in der er zum Dichter reifte. Seine Bücher weisen ihn als bedeutenden Romancier aus, als Chronisten insbesondere seiner Heimat Montenegro. Er war stets auf der Suche nach der Wahrheit, der er leidenschaftlich in der Geschichte, in den Mythen des alten Balkans nachforschte.

Djilas, der in die Politik verschlagene Intellektuelle, der sich von seinen kommunistischen Überzeugungen löste und als Dissident mutig seine Sicht von einer gerechten Welt verfocht, starb 1995 einsam in Belgrad.


DLF 2011