Sporthistoriker Wassong
Russland will mit „Freundschaftsspielen“ Keil in Sportwelt treiben

Der Sporthistoriker Stephan Wassong hat die Pläne Russlands für so genannte Freundschaftsspiele kurz nach den Olympischen Spielen in Paris scharf kritisiert. Dies sei ein direkter Angriff auf das Internationale Olympische Komitee, sagte Wassong der Nachrichtenagentur SID.

    Illuminierter Eifelturm mit dem Schriftzug Paris 2024: In Paris finden im Juli und August die Olympischen Spiele statt.
    Russland plant eine Gegenveranstaltung zu den Olympischen Spielen in Paris. Das sorgt für Kritik. (imago – PanoramiC)
    Es werde versucht, einen Keil in die olympische Sportwelt zu treiben, um die sehr differenziert aufgebaute Gesamtstruktur des olympischen Systems ein Stück weit herauszufordern. Dabei gehe es auch um Autoritäten und die Frage, wer im Sport was entscheiden könne.
    Wassong betonte, man habe das IOC als starke Weltregierung des Sports, die dafür einstehe, Sportentwicklung verantwortungsvoll zu gestalten. Russlands Präsident Putin setze sich nun aber völlig darüber hinweg. Als ein Beispiel dafür nennt der Sporthistoriker von der Sporthochschule Köln die Einladungen zu den Freundschaftsspielen. Diese gingen nicht an Sportorganisationen, sondern an Regierungen. So würden Entscheidungs- und Autonomierichtlinien ausgehöhlt. Das gelte im Übrigen auch für die Doping-Problematik. 
    Als Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sind Athleten aus Russland und Belarus nur als „neutrale individuelle Athleten“ bei den Olympischen Spielen in Paris zugelassen. Die Spiele gehen vom 26. Juli bis zum 11. August. Russland plant als mögliche Gegenveranstaltung vom 15. bis 29. September in Moskau und Jekaterinburg „Freundschaftsspiele“. Dabei sollen in 36 Sportarten 283 Entscheidungen fallen. Nach russischen Angaben werden Athleten aus mindestens 70 Nationen teilnehmen. 
    Diese Nachricht wurde am 18.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.