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340 Millionen Internetadressen pro Kopf

Internet.- Mit Version 6 des Internetprotokolls könnte theoretisch jedes Auto, jedes Schiff und jeder Zug eine IP-Adresse bekommen. Wer tatsächlich von IPv6 profitieren wird, erklärt Wissenschaftsjournalist Peter Welchering im Gespräch mit Manfred Kloiber.

27.02.2010
    Manfred Kloiber: Es ist tatsächlich beinah so, dass alles und jedes eine Internetadresse bekommt und Anschluss sucht. Peter Welchering, wie sieht es denn bei IPv6 aus? Kann damit jedes Auto, jedes Schiff, jeder Wagon – so wie Magaziner es vorausgesagt hat – eine eigene IP-Adresse erhalten?

    Peter Welchering: Ja, das ist überhaupt kein Problem. Viel mehr, kann sogar eigentlich noch jedes Ersatzteil nach IPv6 mit so einer Internetadresse belegt werden. Denn Version 6 des Internetprotokolls stellt etwas mehr als 340 Sextillionen Internetadressen zur Verfügung. Das ist eine unvorstellbare Zahl: 340 Sextillionen. Das muss man erstmal einordnen: 10 hoch 36, das ist eine Sextillion. Und gehen wir mal von den Milliarden aus – denn IP-Version 4 stellt ja gut vier Milliarden Adressen bereit – dann kommt eben nach der Milliarde, die IP-Version 4 bereitstellt, die Billion, nach der Billion die Billiarde – dann wären wir bei 10 hoch 15. Und dann gehen wir weiter, dann kommen wir zur Trillion, zur Trilliarde, zur Quadrillion, zur Quadrilliarde, landen bei der Quintillion, jetzt sind wir bei 10 hoch 30, und gehen dann weiter über die Quntilliarde, ja, und dann sind wir endlich bei der Sextillion – also eben 10 hoch 36. 340 Sextillionen IP-Adressen, die sind eben mit Version 6 möglich und das würde bedeuten, dass rein rechnerisch gesehen jeder Mensch auf dieser Welt 340 Millionen Internetadressen für seine Funkchips, für seine PDAs, für seine Handys und so weiter bunkern kann. Also richtig viele, viele, viele Internetadressen und die reichen bequem aus, um alle Schiffe, Autos, Flugzeuge, sogar um die Skier und die Schlitten mit Internetadressen auszustatten. Was übrigens die Zahl der Internetadressen bei IP-Version 4 angeht, da muss man natürlich auch ein bisschen vorsichtig sein. Denn theoretisch ist natürlich so eine Zahl möglich von 2 hoch 32 Adressen, das sind dann nach IP-Version 4 4,3 Milliarden. Aber das entspricht auch nicht, der wirklichen Zahl der angeschlossenen Rechner. Es gibt Schätzungen, dass 60 Prozent der Internetadressen unter Version 4 lediglich zugeteilt, also allokiert sind, aber nicht wirklich in Gebrauch sind. Und die sind dann mehr oder weniger auf Vorrat beantragt und werden dann eben auf Vorrat vergeben. Die könnten aber bei wirklichem Bedarf auch durchaus wieder freigegeben werden, so dass wir hier noch einen kleinen Vorrat haben.

    Kloiber: Wann wurde denn, Herr Welchering, IPv6 was die Adressen angeht, offiziell zum Nachfolger von Version 4 gekürt?

    Welchering: Das passierte mit einem Dokument namens Request for Comment 2460. Also eine Aufforderung zur Kommentierung. Die hat in der Internetwelt ja den Rang eines Standards. Und dieser Request for Comment 2460 wurde im Dezember 1998 veröffentlicht, also ganz schnell, nachdem die USA da eingegriffen hatten.

    Kloiber: Peter Welchering über knappe IP-Adressen und die Reaktion der Internet-Experten.