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Baseball
Der Exot aus dem Niemandsland

Der deutsche Baseball-Profi Max Kepler trifft aktuell in der Major League Baseball MLB wie er will. Sogar einen Europarekord bei den Homeruns hat er schon aufgestellt. Der 26-Jährige ist auf dem Weg, der erste europäische Star der Liga zu werden. Dabei ist er im Baseball-Mutterland eigentlich ein kompletter Exot.

Von Heiko Oldörp | 30.09.2019
Der deutsche Baseball-Profi Max Kepler (r.) von den Minnesota Twins.
Twins Marlins Baseball (dpa / picture alliance / Lynne Sladky)
Er trifft …
"Max hammers one, high and deep to center field. It goes, gone."
Und trifft …
"Kepler joins the home run party."
Und trifft …
"A home run. Kepler’s eight."
So viele Homeruns wie Max Kepler hat in der 116-jährigen Geschichte der Major League Baseball noch kein Europäer in einer Saison geschlagen. 36 Mal drosch der Deutsche in Diensten der Minnesota Twins den Baseball auf die Tribünen oder sogar darüber hinaus.
Ein Exot auf der Homerunliste
In der Homerunliste rangierte er zwischenzeitlich auf Platz sieben - nach Ende der Vorrunde ist Kepler 18. Allerdings fehlte er wegen einer Schulterverletzung seit zwei Wochen. Vor ihm liegen nur Spieler aus großen Baseball-Nationen wie den USA, Venezuela oder Kuba. Kepler hingegen kommt aus Deutschland, wo Baseball ein Nischensport ist.
"Das ist schon außergewöhnlich für einen Deutschen, dazustehen als Power hitter, überhaupt als Baseballspieler auf so einem Level zu spielen. Aber, ich versuch', im jetzt zu bleiben, denk' mir nicht so viel während der Saison und schau' mir nicht die Nummer an. Aber nach der Saison feier' ich das dann auf jeden Fall mit meinen Eltern, mit meiner Familie."
Spielszene von Max Keppler bei seinem Team Minnesota Twins.
Major League Baseball - Max Kepler - das Baseball-Sternchen aus Berlin
Fußball, Tennis – oder doch lieber Baseball? Weil Max Kepler den Ball schon in der Schule fast aus dem Stadion warf, entschied er sich für Letzteres. Und schaffte es aus Berlin in die amerikanische Baseball-Liga. Experten sehen ihn erst am Anfang einer viel versprechenden Karriere.
Sein bisheriger Saison-Bestwert lag bei 20 Homeruns. Auch in allen anderen relevanten Offensiv-Statistiken hat sich der 26-Jährige verbessert - und für seine Leistungssteigerung eine einfache Erklärung.
"Ich bin immer am Schuften, immer am Arbeiten, will mich immer verbessern."
Über Regensburg in die MLB
Kepler war einst auch ein talentierter Fußballer, stand als Jugendlicher im Tor von Hertha BSC und spielte so gut Tennis, dass ihm die Steffi Graf-Stiftung in seiner Heimatstadt Berlin ein Stipendium anbot.
Doch letztlich entschied er sich für Baseball, schaffte es über die Regensburg Legionäre in die MLB und konnte sich dort als erster Deutscher richtig durchsetzen. Doch seine Nationalität spielt in seiner nunmehr vierten Saison längst keine Rolle mehr.
"Am Anfang schon, aber jetzt habe ich mich ein bisschen eingespielt und ich bin halt der Max."
In Minnesotas Offensive, die gerade einen Liga-Rekord für Homeruns aufstellte, ist Kepler ein unverzichtbarer Leistungsträger geworden. Trainer Rocco Baldelli stellt den Deutschen in der Schlagreihenfolge an Position eins, um so sofort Druck auf den Gegner ausüben zu können.
"Er ist ein unglaublicher Athlet, kann im Outfield alle Positionen richtig gut spielen. Und seine Qualität am Schlag ist einfach enorm. Max sieht den Ball sehr gut, trifft richtig gute Entscheidungen und ist der Mann, den du in entscheidenden Momenten da stehen haben willst. Und er ist noch jung, entwickelt sich noch. Ich freue mich, zu sehen, was er künftig noch alles zeigt."
Gut für Minnesota - Kepler hat seine Schulterverletzung auskuriert und ist fit für die Playoffs. Die Twins werden ihn gut gebrauchen können. Denn erster Gegner sind die New York Yankees - und die haben die vergangenen fünf K.o.-Runden-Duelle alle gewonnen.