Rolandseck Festival

14.07.2013
Er war ein Visionär - der Galerist Johannes Wasmuth aus Bonn: "Der Bahnhof Rolandseck wird das Theater sein, in dem sich alle Künste vereinen, um das Wunderbare zu schaffen." Im Sinne dieses Satzes machte sich Wasmuth Mitte der 60er Jahre auf, den verschlafenen Ort südlich der damaligen Bundeshauptstadt zu neuem Leben zu erwecken.
Und er war erfolgreich. Gelang es ihm doch, aus dem Bahnhof, der schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein beliebter Treffpunkt war, einen Ort der Künste zu machen. Inzwischen hat das neue moderne Arp-Museum das klassizistische Bahnhofsgebäude "unterhöhlt und überwölbt" und bildet mit ihm einen besonderen Dreiklang aus Literatur, Bildender Kunst und Musik.

Deutschlandradio Kultur überträgt regelmäßig von dort besondere Konzerte, nicht nur vom alljährlichen Festival der Kammermusik. Das findet in diesem Jahr zum achten Mal statt.

Für Musik und Musiker bot der Bahnhof Rolandseck schon seit Anbeginn der kulturellen Bürgerinitiative des Johannes Wasmuth besondere Bedingungen: Hier lebte die junge Martha Argerich und hier begannen frühzeitig intensive Kontakte vor allem zu israelischen Musikern um den damaligen Konzertmeister der Israelischen Philharmoniker, Chaim Taub, als ansonsten noch schuldbeladene Sprachlosigkeit auf westdeutscher Seite gegenüber dem jüdischen Staat herrschte.

Aus diesen Kontakten hat sich das Rolandseck-Festival entwickelt, das unter der künstlerischen Leitung von Guy Braunstein steht, dem scheidenden Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, der auch Schüler Chaim Taubs ist. Der alte Meister schaut auch heute noch regelmäßig vorbei und genießt mit den Teilnehmern den malerischen Blick von der Dachterrasse des alten Bahnhofsgebäudes auf den Rhein.

Bei diesem Festival sind die Begegnungen zwischen Musikern und Publikum immer besonders eng, nicht nur weil die Räumlichkeiten dazu angetan sind, sondern auch weil die Organisatoren um den Rolandseck-Musikchef Torsten Schreiber darauf Wert legen, Künstler und Zuhörer zusammenzubringen - zum Beispiel durch eine gemeinsame musikalische Bootsfahrt auf dem Rhein.

Am diesjährigen französischen Nationalfeiertag übertragen wir live aus dem Festsaal in Rolandseck. Natürlich verneigen sich die Musikerinnen und Musiker vor der Grande Nation, vor allem vor ihren großartigen Komponisten. Die Franzosen haben die Klangfarben zu einer der wichtigsten Kategorien der klassischen Musik gemacht – stellvertretend sind das die zarten Töne der Harfen und Flöten.

Neben Debussys Trio-Sonate steht das Quintett des hierzulande völlig unbekannten Komponisten Jean Cras auf dem Programm. Der Bretone war hauptberuflich Marineadmiral, komponierte recht erfolgreich nebenbei und hat doch ein recht umfangreiches friedliches Oeuvre hinterlassen.

Auch der Tscheche Bohuslav Martinů kann als halber Franzose gelten, lebte er doch viele Jahre in Paris. Sein Nonett ist eines der beliebtesten Kammermusikstücke aus neuerer Zeit, weil es so vollmundig und leicht zugänglich ist.

Das Konzert endet mit der Musik eines frühen Gastes des Bahnhofs Rolandseck: Johannes Brahms weilte in der romantischen Paradelandschaft am Rhein, um in der Gegend Musik zu machen, in der der Tourismus erfunden wurde.



Rolandseck Festival
Live aus dem Festsaal im Arp-Museum Bahnhof Rolandseck


Sergej Prokofjew
"Prelude" aus op. 12 Nr. 7
(bearbeitet für Harfe Solo)

Jean Cras
Quintett für Harfe, Flöte und Streichtrio

Claude Debussy
Sonate für Flöte, Viola und Harfe

Bohuslav Martinů
Nonett

ca. 21:10 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
"Das Künstler-Ich, die Musik und die Porträts der anderen...."
Gespräche zum Rolandseck-Festival, zur französischen Musik
und der Beziehung zwischen Musik und Kunst
mit den beiden Festivalleitern Guy Braunstein und Ohad Ben-Ari,
der Harfenistin Marie-Pierre Langlamet
und der Kunstwissenschaftlerin Nicole Birnfeld

Johannes Brahms
Klavierquartett c-Moll op. 60


Gili Schwarzman, Flöte
Susanne Barner, Flöte
Tamar Inbar, Oboe
Chen Halevi, Klarinette
Gilbert Audin, Fagott
Chezy Nir, Horn
Marie-Pierre Langlamet, Harfe
Ohad Ben-Ari, Klavier
Guy Braunstein, Violine
John Storgårds, Violine
Orhan Celebi, Viola
Amihai Grosz, Viola
Miriam Manasherov, Viola
Zvi Plesser, Violoncello
Noa Chorin, Violoncello