Dienstag, 30. April 2024

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Glosse - Digitales Logbuch
Digitales Logbuch: Hunde-Handy (Teil 6)

Um eins beneiden wir Hunde die Menschen: Die können lachen, wir nicht. Seit mein Herrchen nicht mehr mein Gebieter ist, lacht er oft, oft auch im Schlaf. Ich liege dann voll retromäßig wie früher auf der Hundedecke neben seinem Bett.

Von Maximilian Schönherr | 20.09.2014
    Hunde lieben die OpenDoor-App
    Hunde lieben die OpenDoor-App (Hans-Jörg Brehm / epict)
    Sein seit meinem Scheintod krankhaft alarmgesichertes Haus ist mit der OpenDoor-App auf meinem neuen Smartphone von Tante Annie locker zu knacken. Außerdem läuft darauf die gewohnte Hunde VZ wunderbar flüssig, und ich will unter keinen Umständen versäumen, wenn sich alle Hunde verabreden, weil oben am Friedhof die Party abgeht.
    Wendy, eine der beiden Labradorinnen, postet gerade ein Foto vom Grabstein des Bankdirektors Klein, 1899 – 1966, davor der dumme Pavian aus dem Hochhaus, eigentlich ein Husky, wie er begeistert den Stein abschleckt. Wendy hält ihre Smart-Kamera auf den Hintern des Pavians mit seinem irrsinnig vor Freude wedelnden Schwanz – lachen kann er ja nicht.
    Wendy gefällt mir sehr, sie ist irgendwie klüger als Tara, die andere Labradorin, meine langjährige Freundin. Ich glaube, ich fühle mich gerade sehr zu Wendy hingezogen, weiß auch nicht warum. Wir Hunde lieben das Echte, das Wahre, wir folgen unseren Trieben. Ich kann Wendy durchs Smartphone hindurch riechen. Das letzte Update der Hunde VZ-App mit dem Smell-Feature ist echt der Hammer.
    Warum zittern meine Pranken so? Sie zittern so sehr, dass ich mich beim Öffnen der Kellertür mit der OpenDoor-App vertippe. Super: Die Sirenen heulten los; die klingen für uns Hunde schrecklich. Natürlich wacht Herrchen auf, torkelt, mit der Datenbrille auf der Nase, durch die Diele und entschärft die Anlage. Endlich Ruhe. Es dämmert schon, er geht wie immer in den Garten, um zu pinkeln. Der Trottel macht das bei jedem Wetter, auch im Winter.
    Aber jetzt ist noch Sommer! Ohne dass Herrchen mich bemerkt, sause ich aus dem Haus, runter zur Birke mit dem alten Audi, hoch zum Friedhof. Noch nie hat es mich so unbändig dorthin gezogen. Dass ich Tante Annies Handy unterwegs verliere, ist blöd, ja saublöd, aber der Morgen ist lau, und rein analog sind jetzt die Prioritäten.