Vorgespult

Mit den Augen der Männer

Die Schauspieler Detlev Buck (l-r), Christoph Maria Herbst, Cosma Shiva Hagen, Elyas M'Barek und Serkan Cetinkaya bei der Filmpremiere von "Männerhort"
Die Schauspieler Detlev Buck (l-r), Christoph Maria Herbst, Cosma Shiva Hagen, Elyas M'Barek und Serkan Cetinkaya bei der Filmpremiere von "Männerhort" © picture alliance / dpa / Paul Zinken
Von Noemi Schneider · 27.09.2014
In "Vorgespult" geht es heute um junge, verwirrte Männer zwischen Brasilien und Berlin, um einen alten, weisen Mann, der auf ein erfülltes Leben zurückblickt und verzweifelte Männer, die sich ihren Männerhort nicht nehmen lassen wollen.
In den Fluten des Praia do Futuro an der brasilianischen Küste verliert der deutsche Tourist Konrad seinen Freund und Liebhaber. Der Rettungsschwimmer Donato zieht Konrad gerade noch rechtzeitig aus den Fluten. Die beiden verlieben sich ineinander und Donato folgt Konrad nach Berlin.
"He!"
"Hast Du mich vermisst?"
Acht Jahre später steht plötzlich Donatos jüngerer Bruder Ayrton vor der Tür, den er damals in Fortaleza einfach zurückgelassen hat. Berlin wird Schauplatz für Gefühlsverwirrungen und Identitätsfragen.
In opulenten Bildern, die die handwerklichen und erzählerischen Schwächen dieses Films leider nicht überdecken können, versucht sich der Regisseur Karim Ainouz an einer brasilianisch-berlinischen-Coming-out- und-of-Age-Geschichte und scheitert in jeder Beziehung.

Praia do Futuro
Regie: Karim Ainouz
Mit: Clemens Schick,
Deutschland, Brasilien 2013, 106 Minuten, FSK 12 Jahre

"Ich arbeite nun seit 50 Jahren als Psychotherapeut, auf eine Art sehe ich mich da als Reiseleiter auf diese Reise der Selbsterforschung. Ich bin ein Reiseleiter, weil ich mich damit auskenne. Reiseleiter sind normalerweise Menschen, die diese Reise schon oft gemacht haben und das habe ich."
Der 83-jährige amerikanische Psychiater und Bestsellerautor Irvin D. Yalom ist der wohl bedeutendste Vertreter der existentiellen Psychotherapie. Als Sohn polnischer Juden wuchs er in einfachen Verhältnissen in Washington D.C. auf und revolutionierte alsbald die psychotherapeutischen Ansätze seiner Zeit.
Die Schweizer Regisseurin Sabine Gisiger porträtiert den nachdenklichen Therapeuten und Schriftsteller und sein Lebenswerk, vor allem die Beziehung zu seiner Frau Marylin, mit der Yalom seit 60 Jahren verheiratet ist.
"Meine vier Kinder sind sehr eng verbunden und haben sich gegenseitig während ihrer Scheidungen sehr unterstützt. Sie alle sind geschieden. Da fragt man sich natürlich, auf der einen Seite sind da die Eltern, die schon so lange verheiratet sind und doch hat die lebenslange Ehe für unsere Kinder nicht funktioniert. Darüber haben Irv und ich oft nachgedacht und wir finden keine einfache Erklärung."
Trotz des existenziellen Themas wirken Yaloms Lebensweisheiten, Er- und Bekenntnisse über die Filmdauer hinweg erschreckend beliebig verteilt. Im Gedächtnis bleibt vor allem ein agiler Fahrrad fahrender 83-Jähriger hinter seinem Schreibtisch in Kalifornien, beim Tauch- und Schreiburlaub in Hawaii oder der Familienfeier in Frankreich.
Unweigerlich kommt einem der 2009 veröffentlichte, großartige Dokumentarfilm über den Nobelpreisträger und Gehirnforscher Eric Kandel "Auf der Suche nach dem Gedächtnis" der deutschen Regisseurin Petra Seeger in den Sinn und leider bleibt festzustellen, dass "Yaloms Anleitung zum Glücklichsein" wenn überhaupt ein müder Abklatsch davon ist.

Yaloms Anleitung zum Glücklichsein
Regie: Sabine Gisiger
Mit: Irvin D. Yalom
Schweiz 2014, 77 Minuten, FSK 0 Jahre

"Weiber."
"Die Feminisierung der Welt schreitet unaufhörlich voran. Frauenquote, Frauenzeitschriften, Frauenparkplätze. Im Sitzen Pinkeln, romantic comedys wohin du kuckst. Bald zwingen sie uns auch noch Frauenfußball zu spielen."
"Wir werden Stück für Stück ent-eiert"
Eroll, Lars und Helmut haben es nicht leicht. Ihre shoppingsüchtigen Freundinnen und Ehefrauen unterdrücken sie. Bis Helmut im Heizungskeller der Neubausiedlung eine frauenfreie Zone eröffnet, den "Männerhort" in dem die drei geplagten Fußball und Pornos gucken, Bier trinken, rumsiffen und kiffen können.
"Was geht denn hier ab?"
"Ähh, wir, also, wir sind hier so."
"Ja, so zum Spaß. Und sie, wer sind sie?"
"Aykut Oral. Der neue Facility-Manager Siedlung. Ich hab hier das Sagen, kapiert?"
"Und wenn ihr nicht in einer Minute draußen seid!"
"Bier?"
"Zigarette?"
"Pizza?"
"Ist eiskalt!"
Das Paradies ist bedroht, denn Aykut will den Keller aus Brandschutzgründen räumen lassen. Mit allen Mitteln versuchen die Drei den türkischen Hausmeister auf ihre Seite zu ziehen.
"Männerhort" nach dem gleichnamigen Theaterstück von Kristof Magnusson unter der Regie von Franziska Meyer Price.

Männerhort
Regie: Franziska Meyer Price
Mit: Elyas M’Barek, Christoph Maria Herbst, Detlev Buck, Cosma Shiva Hagen, Lisa Maria Potthoff, Jasmin Schwiers, u.a.
Deutschland 2014, 97 Minuten, FSK 12 Jahre

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