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Porsche setzt auf E-Mobilität
Summ statt Brumm

Schnittiges Design, viel PS und ein satter Sound: Das in etwa ist das Erfolgsrezept der Porsche AG. Doch in Zukunft sollen immer mehr Fahrzeuge eher leise summen als laut brummen. Denn der Hersteller sieht in der E-Mobilität die automobile Zukunft.

Von Thomas Wagner | 16.03.2018
    Der Porsche Mission E Cross Turismo beim Genfer Autosalon Porsche
    Der Porsche Mission E Cross Turismo, ein elektrisch angetriebenes Cross Utility Vehicle, beim Genfer Autosalon Porsche (dpa / Uli Deck)
    Es ist ein lautes, charakteristisches "Brumm-Brumm", das den Porsche-Motor an sich kennzeichnet - bislang. Und in Zukunft?
    "Sound. Das ist natürlich ein Thema bei Porsche. Wir sind eine Generation, die das seit Jahrzehnten kennt. Aber ein Sound an sich trägt wenig dazu bei, dass sich das Fahrzeug schnell bewegt. Insofern werden das zukünftige Generationen gar nicht damit Verbindung bringen. Und insofern wird das nicht so sein, dass wir dort ein Elektroauto, was dann einen Verbrennungsmotor-Sound hat. Das passt nicht zusammen. Das Fahrzeug wird elektrotypisch klingen. Und so werden sich unsere Fahrzeuge in Zukunft anhören."
    Und so wird dann aus dem lauten "Brumm-Brumm" des Porsches der Jetzt-Zeit ein leises Summ-Summ des Porsches der Zukunft werden, kündigte Porsche-Vorstandschef Oliver Blume heute auf der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart-Zuffenhausen an.
    Zukunft Elektroauto
    Sechs Milliarden Euro will das Unternehmen in den nächsten vier Jahren in die Hybridentwicklung und in die Elektromobilität investieren, eine Milliarde Euro alleine am Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen. Denn:
    "Das Auto der Zukunft wird auf Dauer die Masse der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren verdrängen. Dafür sorgen alleine schon Pläne der Politik, Emissionen im Straßenverkehr zu reduzieren."
    Was allerdings keineswegs zur Folge hat, so Oliver Blume, dass Autos mit konventionellen Verbrennungsmotoren über Nacht von den Straßen verschwinden. Allerdings, so das Ergebnis einer Marktanalyse seines Unternehmens:
    "Zehn Jahre vorausgedacht, wird das die ganze Welt umfassen. Wenn man das überträgt für Porsche, könnte dabei herauskommen, das wir im Jahr 2022 bereits 33 Prozent, ein Drittel unserer Fahrzeuge, mit Plug-in-Hybriden oder reinem Elektroantrieb haben."
    Sportlichkeit und hohe Reichweite
    Bislang gibt es mit dem Mission E aber gerade mal erst einen elektrobetriebenen Prototyp von Porsche, der aber 2019 in Serie gehen soll. Der immerhin ist mit 250 Stundenkilometern Spitzengeschwindigkeit ähnlich schnell wie die Benziner und verfügt mit 500 Kilometer über eine ordentliche Reichweite. Beides, Sportlichkeit und hohe Reichweite, seien wichtige Säulen in der E-Mobilitätsstrategie bei Porsche, so Vorstandschef Blume. Darüber hinaus müsse sich ein Hersteller nicht nur ums Auto an sich, sondern auch ums Drumherum - sprich um die Ladeinfrastruktur - kümmern. Finanzvorstand Lutz Meschke kam auf das Projekt "Ionity" zu sprechen, das Porsche gemeinsam mit Daimler, BMW, Ford und VW angehen will:
    "Unser Ziel ist es, bis 2020 eine Infrastruktur mit 400 Schnelladeparks in Europa aufzubauen. Die ersten 20 Stationen sind bereits im Bau."
    Jahresbilanz: Satte Gewinne
    Soweit Lutz Meschkes Blick in die Zukunft, der aber heute auch in die Vergangenheit blickte - nämlich auf die Zahlen im zurückliegenden Geschäftsjahr 2017:
    "Die Sportwagen von Porsche sind weltweit so begehrt wie nie zuvor."
    Ebenso wie die Geländewagen: Insgesamt lieferte das Unternehmen vergangenes Jahr 246 375 Autos aus, vier Prozent mehr als im Vorjahr, setzte dabei 23,5 Milliarden Euro um, fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Unterm Strich blieb ein satter Gewinn von 4,1 Milliarden Euro; das ist ein Plus von sieben Prozent.
    Wermutstropfen: Diesel
    Nur einen Wermutstropfen gab es: Auch Porsche musste im Zuge von Diesel-Gate wegen, wie es hieß, "Unregelmäßigkeiten in der Motorsteuerungssoftware" europaweit über 20.000 Fahrzeuge vom Typ Porsche Cayenne zurückrufen. Allerdings, so Oliver Blume:
    "Diesel-Antriebe spielen bei Porsche traditionell eine untergeordnete Rolle. Im Jahr 2017 lag der Anteil der Dieselantriebe weltweit bei 12 Prozent. Dafür steigt gerade das Interesse an Hybridmodellen. Und vor diesem Hintergrund haben wir grade unser aktuelles Dieselangebot eingestellt."
    Allerdings sei für die Neuauflage des Geländewagens Cayenne, wie es hieß, planerisch eine Dieselvariante vorgehalten. Ob diese dann auch tatsächlich gebaut werde, sei noch nicht entschieden.