Pasquale Anfossis Oper "La finta giardiniera"

Wo der junge Mozart spickt

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Eine Frau hält sich eine große gelb-rote Rose vor das Gesicht. Sie trägt ein historisches Kleid, eine Perlenkette und weiße Handschuhe.
Wahre Liebe bringt die Gräfin dazu, sich als Gärtnerin auszugeben, um in die Nähe ihres Grafen zu kommen. © IMAGO / Joana Kruse
Von Matthias Käther · 03.02.2021
Der Opernroutinier Pasquale Anfossi komponierte seine Oper "La finta Giardinera" wenige Monate vor Mozarts jugendlicher Version von 1775. Der Jungkollege spickt beim Könner: vor allem bei den dramaturgischen Kniffen. Doch Mozarts Figuren erhalten Tiefenschärfe.
Um 1750 war es üblich, dass gute Textbücher, also Libretti, von mehreren Komponisten in Musik gesetzt wurden. So geschah es auch mit "La finta Giardinera", der "Gärtnerin aus Liebe". Dieses Libretto stammt wahrscheinlich aus der Feder von Giuseppe Petrosellini.

Erfahrung im Buffo-Fach

Pasquale Anfossi ist 47 Jahre alt, als er den Text für eine Bühne in Rom vertont. Er kann sich als erfahrener Routinier zurücklehnen und aus dem Vollen schöpfen. Vor allem der flotte, leichtfüßige Buffo-Stil, das Humorige, ging Anfossi leicht von der Hand.
Seitliches Profil eines Mannes mit Perücke und markanter Nase, freundlich lächelnd.
Dieses zeitgenössische Porträt des Komponisten Pasquale Anfossi von Pietro Zanolini liegt im civico museo bibliografico in Bolognia vor.© IMAGO / Leemage
Seine "Gärtnerin aus Liebe" wurde ein Welterfolg, der nur Monate nach der Uraufführung auf den Bühnen von Dresden, London, Wien, Warschau, Paris und Lissabon zu sehen war.

Karrierestart in München?

Ein Jahr später war der junge Mozart am Start, der sich in München profilieren wollte. Die Premiere zog sich. Wegen Komplikationen bei den Proben musste das Ereignis um mehrere Wochen verschoben werden.
Es wurde gemunkelt, die Musik des jungen Komponisten sei zu kompliziert, zu schwierig, um sie in der üblichen Zeitspanne zu erlernen. Sänger und Instrumentalisten hätten sich beschwert. Der Einsatz lohnte sich dennoch - das Publikum zeigte sich begeistert, zumindest bei der ersten Vorstellung. Doch in den folgenden Aufführungen ebbte die Begeisterung ab.

Jeder zeigt seine eigene Sicht

Diese Entstehungsgeschichte beider Werke in zeitlicher Nähe gibt uns die einzigartige Möglichkeit, anhand eines Vergleichs Rückschlüsse auf die Arbeitsweise des jungen Mozart zu ziehen. Wie verhielt er sich gegenüber der Vorlage Anfossis? Während dieser die komischen Aspekte der Oper gekonnt in den Vordergrund schiebt, scheut sich Mozart nicht, die bitteren Momente seiner Figuren aufzuzeigen. Ihre Gefühle kleidet er in traumhaft schöne Arien.
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