Es geht um den Verdacht auf Geldwäsche, Korruption, Steuerhinterziehung und Spielmanipulation. Gestern gab es eine Großrazzia der belgischen Polizei. 44 Gebäude wurden durchsucht. Unter anderem Räume von belgischen Topclubs wie dem RSC Anderlecht, Standard Lüttich und dem FC Brügge. Ermittler haben bei diesen Durchsuchungen Dokumente sichergestellt. Razzien gab es nicht nur in Belgien, sondern auch noch in 13 anderen Ländern, wie zum Beispiel in Frankreich, Luxemburg, Zypern, Montenegro und Mazedonien. Die Ermittlungen laufen seit Ende letzten Jahres. Da gab es laut der belgischen Staatsanwaltschaft Hinweise auf verdächtige finanzielle Transaktionen. Und in deren Verlauf habe es auch Indizien gegeben, die auf Spielmanipulationen hindeuten.
Mogi Bayat ist einer der einflussreichsten Spielerberater in Belgien
Im Zentrum der Ermittlungen stehen offenbar zwei Spielerberater: Dejan Velkovic und Mogi Bayat. Um sie herum scheint es ein größeres Netzwerk zu geben, das recht weite Kreise zieht. Festgenommen wurde zum Beispiel der Trainer des FC Brügge, Ivan Leko. Er ist mit Brügge in der letzten Saison belgischer Meister geworden und spielt mit seinem Verein in der Champions League unter anderem gegen Borussia Dortmund. Leko gilt als enger Freund von Spielerberater Velkovic.
Unter den Festgenommenen sind zudem zwei belgische FIFA-Schiedsrichter, die auch bei der WM-Qualifikation dieses Jahr im Einsatz waren und auch der frühere Manager des RSC Anderlecht. Der wiederum soll eng verbunden sein mit Mogi Bayat. Bayat ist nicht irgendein Spielerberater. Er gilt als mächtiger Strippenzieher im belgischen Fußball. In den letzten Jahren soll er über zehn Millionen Euro durch Transfers verdient haben. Insider sagen, ohne Bayat geht im belgischen Fußball nichts. Bei den Durchsuchungen in Lüttich gestern sollen auch Verträge sichergestellt worden sein, an deren Abschluss der gebürtige Iraner beteiligt war. Die Staatsanwaltschaft wirft den Vermittlern unter anderem vor, Provisionen auf Spielertransfers am Finanzamt vorbeigeschleust zu haben.
Erste Auffälligkeiten auf Spielmanipulationen gab es schon im März 2017
Eine der ungeklärten Fragen ist, was die Vorwürfe der Steuerhinterziehung mit denen der Spielmanipulation zu tun haben. Dabei geht es um Spiele der ersten belgischen Liga aus der vergangenen Saison. Sie sollen von einer kriminellen Vereinigung verschoben worden sein, so der Verdacht. Erste Auffälligkeiten gab es aber schon vor mehr als einem Jahr – im März 2017. Es ging um den Klassenerhalt in der ersten Liga in Belgien. Damals am letzten Spieltag gewann Mouscron völlig überraschend in Kortrijk mit 2:0 und schaffte den Klassenerhalt. Anschließend gab es schwere Vorwürfe, weil sich Kortrijk in diesem Spiel fast widerstandslos geschlagen gab. Statt Mouscron stieg Westerloh ab und verklagte daraufhin den Spielervermittler Mogi Bayat.
Der Vorwurf damals: es habe Absprachen gegeben, denn in beiden Mannschaften waren Spieler des Spielervermittlers Mogi Bayat aktiv. Zu Bayat muss man noch wissen, dass er in Belgien nicht nur sehr viel Einfluss hat, sondern auch als ziemlich zwielichtige Gestalt gilt. Beobachter beschreiben ihn als windig. Jemand, der Vereinen auch gerne mal droht. Wie jetzt allerdings die Vorwürfe zusammenhängen – Geldwäsche, Korruption und Steuerhinterziehung auf der einen Seite – und Spielmanipulation auf der anderen Seite, ist im Augenblick noch unklar.
Reaktionen sind eher zurückhaltend
Der belgische Verband hat auf die Ermittlungen bislang zurückhaltend reagiert. Unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen wolle man sich mit einer Bewertung zurückhalten, heißt es von dort. Wenig konkret äußern sich auch FIFA und UEFA. Man beobachte die Situation und unterstütze die Behörden im Kampf gegen Spielmanipulationen. Der Präsident des FC Brügge sagte, dass es bei seinem Verein nichts zu verbergen gebe und alles korrekt laufe. Der Anwalt des Vereins versucht währenddessen den Verdacht auf die beiden Spielervermittler zu lenken.