Turin und seine Schriftsteller

Literarisches Leben in einer unterschätzten Stadt

54:06 Minuten
Die erleuchtete Stadt Turin bei Nacht, über der die Mole Antonelliana thront. Der pavillonartige Bau mit seinem hohen, sich stark verjüngenden Aufsatz ist das Wahrzeichen der Stadt.
Turin bei Nacht mit der Mole Antonelliana: Der pavillonartige Bau mit seinem hohen, sich stark verjüngenden Aufsatz ist das Wahrzeichen der Stadt. © imago / Westend61
Von Maike Albath · 22.01.2023
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Als Turiner erntet man in Italien oft ein mitleidiges Lächeln. Anders als Florenz, Rom, Venedig oder Neapel gilt die Stadt nahe der Alpen weder als Ort der Kunst noch als Hort der Kultur. Doch die Turiner Literaten erzählen eine andere Geschichte.
Turin ist nicht für prachtvolle Hinterlassenschaften des antiken römischen Weltreichs und auch nicht für überbordende Kunstsammlungen bekannt. Die piemontesische Hauptstadt ist ein Industriezentrum. Süditaliener verbinden sie mit Migration: In den Fünfzigerjahren landeten hier Heerscharen von Sizilianern, Kalabresen, Neapolitanern und Sarden, um an den Förderbändern der Fiat-Werke zu arbeiten.

Flanieren im Zeichen der nationalen Einigung

Wer Turin näher kennt, weiß, dass das alles nicht falsch ist, die Stadt aber nicht hinreichend charakterisiert. Denn nirgends kann man gepflegter Cappuccino trinken, Eis essen oder Campari schlürfen als in den Cafés der Jahrhundertwende an der Via Po und der Via Roma.
Nirgends ist die wechselvolle italienische Einigung besser nachzuvollziehen als in den Räumen des ersten Parlaments an der Piazza Carignano. Nirgends kann man geschützt vor Regen und Hitze entspannter unter Arkaden durch die gesamte Innenstadt flanieren und die eleganten Barockbauten bewundern. Und nirgends ist die intellektuelle Tradition der Nachkriegszeit so mit den Händen zu greifen wie hier.

Ort der schreibenden Zunft

Wer könnte besser davon erzählen als die Schriftsteller? Die Verlagsstadt Turin ist seit jeher ein Ort der schreibenden Zunft. Von den Klassikern der Moderne Carlo Levi, Natalia Ginzburg, Cesare Pavese und Primo Levi über das Geschäftsgenie Alessandro Baricco, der in Turin eine Schule für Erzähltechniken eröffnete, bis hin zu den Vertretern der jüngeren Generation - Dario Voltolini und Giuseppe Culicchia - hat das literarische Leben Turins einiges zu bieten. Ein Besuch in der Hauptstadt des Piemont aus dem Jahr 2006.
Das Manuskript können Sie hier herunterladen.

Es sprechen: Carola Regnier, Otto Mellies, Michael Rotschopf und die Autorin
Ton: Andreas Narr
Regie: Beate Ziegs
Redaktion: Sigried Wesener

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