Madlen Ziege: "Die unglaubliche Kraft der Natur"

Wann Stress guttut

06:30 Minuten
Das Cover des Buchs „Die unglaubliche Kraft der Natur“ von Madlen Ziege zeigt einen Igel.
© Piper

Mdlen Ziege

Die unglaubliche Kraft der Natur. Wie Stress Tieren und Pflanzen den Weg weist. Piper, München 2023

238 Seiten

22,00 Euro

Von Michael Lange · 01.02.2023
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Stress ist schädlich, gefährdet die Gesundheit und muss vermieden werden? Das stimmt nicht immer, sagt die Biologin Madlen Ziege. In ihrem Buch analysiert sie die Stress-Strategien von Tieren und Pflanzen und zeigt, wann Stress auch Menschen nützt.
Stress ist für die Natur überlebenswichtig. Er hilft Tieren und Pflanzen mit Veränderungen in ihrer Umwelt fertig zu werden. Aus Beobachtungen der Natur zieht die Biologin Madlen Ziege Rückschlüsse für ihr eigenes Leben. Jetzt weiß sie, warum sie sich in Berlin wohler fühlt als in Frankfurt.

Ohne Stress keine Evolution

Wenn Madlen Ziege von einer „unglaublichen Kraft der Natur“ schreibt, meint sie keinesfalls die Energie, die wir in der Natur empfangen können - sie meint den Stress. Er ist die Kraft, die die Natur herausfordert und in Aktion versetzt. Das gilt sowohl für den Stress, den wir im Job, im Alltag oder in einer Beziehung empfinden, als auch für den Stress in der Natur, der immer dann auftritt, wenn sich Lebensräume oder Lebensbedingungen verändern. Sowohl in der Ökologie als auch in der Psychologie erkennt sie biologische Prozesse. In beiden Bereichen führen Störungen des Gleichgewichts zu Stress, und Lebewesen reagieren mit Anpassung oder Flucht.
Die Beispiele in der Natur sind vielfältig: Pflanzen reagieren auf Schädlinge, indem sie Giftstoffe produzieren. Gestresste Kaninchen verlassen monotone Agrarsteppen und suchen im Stadtpark eine neue Heimat. Meeresschnecken werfen bei Gefahr ihren Kopf ab und können sich später wieder regenerieren. Der Stress ist in der Natur allgegenwärtig und treibt die Evolution an. Da verwundert es nicht, dass sich Wissenschaftler mit einem so umfassenden Phänomen schwertun. Eine einheitliche Definition für den Begriff „Stress“ fehlt bis heute. Dabei gibt es viele Versuche, den Stress biologisch zu erklären, wie Madlen Ziege bei einem Streifzug durch die Geschichte der Stressforschung darlegt.

Ein neues Lebensumfeld schaffen

Was Stress bedeutet, erfuhr die Autorin auch in ihrem eigenen Leben. Während sie in Frankfurt promovierte, fühlte sie sich zunehmend unwohl. Ihre Belastbarkeit war gering, sie war erschöpft, und sogar die Haare fielen aus. Schließlich erlitt sie einen Nervenzusammenbruch. Die Stadt Frankfurt und der dort vorherrschende Lebensstil passten anscheinend nicht zu ihr. Auch nach sechs Jahren hatte sie sich nicht angepasst. Rückblickend stellt sie fest: „Ich war in Frankfurt am falschen Ort“. Der Stress trieb sie zurück in ihre Heimat nach Berlin. Nachdem sie auch dem Druck des Wissenschaftsbetriebs entflohen war, erholte sie sich bald. Sie lebt am Stadtrand mit Garten, produziert Podcasts, schreibt Bücher und engagiert sich im Naturschutz. Auf den Stress hat sie reagiert, indem sie sich ein neues Lebensumfeld geschaffen hat.

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Immer wieder wechselt das Buch zwischen Informationen über die positive Wirkung von Stress in der Natur und persönlichen Erfahrungen der Autorin. Mehrfach kommt sie auf die gleichen Themen zurück, und manches wiederholt sich. So ist ein sehr persönliches Buch entstanden, in dem die Autorin ihre Erfahrungen weitergeben möchte: eine Mischung von Sachbuch und persönlicher Lebenserfahrung. Ihre wichtigsten Ratschläge: „Vertraue deinen Gefühlen“ und: „Keine Angst vor dem Stress. Er gehört zur Natur.“
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