Neue Dirndl-Kollektion

Harald Glööckler will das Oktoberfest erobern

Harald Glööckler mit großer Sonnenbrille, führt linke Hand ans Gesicht.
Modemacher Harald Glööckler fällt immer auf mit seinen schrillen Outfits. © Imago / Pacific Press Agency
Eine Glosse von Tobias Krone · 21.08.2018
Für den einen ist er der Botox-Schreck, für die anderen eine Mode-Ikone: Harald Glööckler. Passend zum Münchner Oktoberfest stellt er heute seine erste Dirndl-Kollektion vor. Ein echter Bayer kann das nicht wirklich gut finden.
Es ist kein Witz. Oder schon ein Witz. Oder wie immer irgendwo dazwischen: Harald Glööckler macht jetzt Dirndl. Die Ikone des schwäbischen Neobarock goes Oktoberfest: Nach einer Kollektion für Lidl 2011, einer Kollektion für Bonprix 2012, und – ganz wichtig – einer Serviettenkollektion für Duni 2015, hat Harald Glööckler eine Kollektion für das Münchner Trachtenhaus Angermeier entworfen. Soweit, so vorhersehbar. Nur, warum der jetzt auch noch, denkt sich der Münchner Grantler: "Ich bin in 82 Ländern der Welt vertreten."

Nun eben Dirndl

Eben. Nur in Bayern hat sich der Glööckler noch nie groß blicken lassen. Dabei, okay, muss man auch in München wissen: Das Oktoberfest gehört schon lange nicht mehr den Münchnern, sondern den Amerikanern, den Neuseeländern, den Chinesen – und wahrscheinlich auch dem Schwaben.
"Die Welt ist so nah zusammengerückt, durch die Zeit, durch die Flugzeuge und alles."

Authentizitätswahn auf der Wiesn

Im Prinzip wäre nirgendwo so viel Multikulti zu erleben, wie auf der Wiesn. Wäre da nicht die Sache mit der Integration. Die Fremden, sie integrieren sich nicht – sie assimilieren sich vollkommen ins bayerische Moosgrün: Was sie von den Ureinwohnern nahezu ununterscheidbar macht. Kein Witz: Dirndl im Kostümverleih sind heutzutage aus Seide – und nicht mehr aus billigem Polyester, die Mietlederhose für Australier und andere Preißn hat heute keinerlei Schaumgummianteil mehr und oft sogar Originalstickereien aus dem Oberland. Der volkstümelnde Authentizitätswahn kennt weder Urheberrecht noch Obergrenze. Alle unterwerfen sich hemmungslos dem modischen Reinheitsgebot.

Welt des Glamours

Und hier könnte Harald Glööckler ja eigentlich nützlich sein – mit seinem Modeangebot, "einzutauchen in die Welt des Glamours, des Luxus, der Pracht."
Glööckler könnte Dirndl mit Flamingofedern kreieren und kiloweise falschen Strasssteinen:
"Und helfe ihnen dabei, Prinzessin zu sein."
Ja, mehr Prinzessinnen aufs Oktoberfest, mehr pink, mehr blau, mehr Plastik, mehr Glitzer – alles, nur nicht mehr diese falschen, echten Dirndl.
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