Das Hangai-Gebirge in der Mongolei bietet ideale Bedingungen für die Geothermie – für das Heizen mit warmem Wasser aus dem Boden. An vielen Stellen quillt fast kochendes Wasser aus dem Erdreich, erhitzt von heißem Magma im Untergrund. Derzeit aber nutzt die Mongolei vor allem Kohle. Denn um mit geothermischen Anlagen zu heizen und Strom zu produzieren, müssten die Schichten mit heißem Wasser gezielt angebohrt werden.
Bisher waren solche Bohrungen ein Lotteriespiel. Jetzt suchen Forscherinnen und Forscher der ETH Zürich und der Mongolischen Akademie der Wissenschaften gezielt nach den wasserführenden Schichten. Dabei kommt ein Verfahren namens Magnetotellurik zum Einsatz. Ändert sich das Magnetfeld, etwa durch Schwankungen im Sonnenwind, einem Strom geladener Teilchen von der Sonne, so entstehen im leitfähigen Material im Erdinnern Wirbelströme. Diese Ströme erzeugen ein weiteres Magnetfeld, das sich mit Instrumenten an der Oberfläche messen lässt.
Das internationale Forscherteam um Friedemann Samrock überwacht an fast 200 Stellen, wie die elektrische Leitfähigkeit im Untergrund variiert. Da wasserführende Schichten Strom viel besser leiten als trockenes Gestein, zeigen die Daten, wo im Boden das heiße Wasser steckt. Ziel ist, in einigen Jahren das Fernwärmenetz der 20.000-Einwohner-Stadt Tsetserleg mit heißem Wasser aus der Tiefe zu speisen.
Vielleicht ist bald die Luft in der Mongolei dank himmlischer Unterstützung viel sauberer – weil der Teilchenwind von der Sonne hilft, die Wärme in der Erde zu finden.