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Knicks als Markenzeichen in Schleswig-Holstein

Die Knicks in Schleswig-Holstein sind Erdwälle, rund einen Meter hoch und mit Gehölzen bewachsen. Die insgesamt rund 45.000 Kilometer Wallhecke im Land sind nicht nur für den Tourismus wichtig, sondern auch für den Naturschutz, bieten sie doch vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Naturschützer haben heute allerdings darauf hingewiesen, dass diese Wallhecken nicht immer und überall sachgerecht gepflegt würden.

Von Matthias Günther | 26.08.2009
    Die mit Büschen und Bäumen bewachsenen Wälle zwischen den Feldern und Weiden bieten Vögeln Nahrung und Ruhe zum Brüten, sie sind auch Lebensraum für andere Tiere wie die Haselmaus oder den Hermelin. Sie sind aber ebenso eine Verbindung zwischen den Waldgebieten, sagt Reinhard Degener vom BUND Schleswig-Holstein.

    "Das heißt also, die Tier- oder Pflanzenwelt kann über die Knicks, durch die Knicks wandern von einem Waldgebiet zum andern, und deshalb spielen Knicks in der Biotopvernetzung des Landes eine große Rolle."

    Wegen dieser großen Bedeutung haben Naturschützer seit Langem ein wachsames Auge auf den Zustand der Knicks. Die Knicks in Schleswig-Holstein haben insgesamt eine Länge von 45.000 Kilometern. Auf Initiative von Reinhard Degener haben jetzt freiwillige Helfer in einer Stichprobe Knicks in einer Länge von 90 Kilometern genauer unter die Lupe genommen. Fast die Hälfte entsprach dabei nicht den gesetzlichen Vorgaben. Viele Knicks wurden unten seitlich angepflügt und oben zu weit beschnitten, sodass manchmal nur ein schmaler Streifen stehen geblieben ist. Vor allem an Ackerflächen war dies festzustellen, so Reinhard Degener:

    "Die Bauern versuchen natürlich, so weit wie möglich an die Knicks heran zu ackern, von daher besteht schon so eine gewisse Tendenz, die Knicks dort soweit einzukürzen, wie es nur irgendwie möglich ist und eben über das zulässige Maß hinaus. Die Schädigungen sind dort also erheblich größer als in den beweideten Bereichen, wo eben sogar das Vieh davon profitiert, wenn die Gehölze stehen bleiben, weil sie sich dann vor Regen oder Gewitter schützen können."

    Da die Knick-Pflege sehr aufwendig ist, werden dazu inzwischen spezielle Maschinen eingesetzt. Nach der BUND-Stichprobe kommt es dabei oft zu Beschädigungen:

    "Wir haben auch solche Knicks uns angesehen, die schon vor einigen Jahren maschinell geknickt worden sind, und wo erhebliche Fäulnis-Stellen vorhanden sind, die soweit gehen, dass die Gehölze nicht wieder aufgewachsen sind."

    Der BUND hat diese Schäden mit Fotos dokumentiert. Da eine falsche Knick-Pflege eine Ordnungswidrigkeit oder sogar eine Straftat sein kann, waren die Landwirte von der Aktion des BUND wenig begeistert, berichtet Reinhard Degener:

    "Die Bauern haben uns anfänglich insbesondere böse Briefe geschrieben, auch der Bauernverband hat uns vorgeworfen, wir wollten sie denunzieren. Das war aber absolut nicht unsere Absicht. Kein Landwirt ist angezeigt worden, obwohl durchaus mögliche Strafen in Anführungszeichen dahinter stehen könnten, wenn Landwirte nicht ordnungsgemäß ihre Knicks behandeln."

    Bußgeldbescheide gegen Landwirte wegen mangelnder Knickpflege sind aber selten, und der BUND rechnet angesichts der personellen Ausstattung der Naturschutzbehörden auch nicht damit, dass die Kontrollen verschärft werden. Die Naturschutzorganisation empfiehlt, in allen Kreisen Knick-Kommissionen einzurichten, der auch Landwirte angehören. Sie sollen die Knicks begutachten und Empfehlungen geben. Reinhard Degener hofft, dass allein die Veröffentlichung des Ergebnisses der Stichprobe schon eine Wirkung hat.

    "Ich denke, wir haben große Teile der Bevölkerung jedenfalls wachgerüttelt, dass sie ein größeres Augenmerk richten auf die Knicks. Und wir haben auch den Landwirten vor Augen geführt, dass sie mit ihren Knicks praktisch nicht machen dürfen, was sie wollen."